Bill Menchen von Titanic

(04.06.2008, Interview geführt von maddin)

Mit der Metal - Granate „Full Steam Ahead“ hauten mich Titanic nicht nur vom Kneipenhocker, sie führten mir auch mal wieder vor Augen, dass Mucke mit christlichen Texten keineswegs schwachbrüstig oder verweichlicht daher kommen muss. Grund genug, um bei der Lichtgestalt der christlichen U.S. Metal Szene, Bill Menchen, durchzuklingeln.

Squealer – Rocks: Bill, jeder deutsche Metal Fan an denkt beim Hören von „Full Steam Ahead“ sofort an Running Wild, die eine ähnlichen Stil hatten und auch „Seefahrer – Lyrics“ zu ihrem Kennzeichen gemacht haben. Zufall oder habt Ihr dort ein bisschen abgekupfert?

Bill: Zufall. Ich kenne Running Wild gar nicht.

Squealer – Rocks: Ist Titanic eine echte Band oder mehr ein reines „Bill Menchen Projekt?

Bill: Vielleicht ein bisschen von beidem. Ganz am Anfang waren Titanic – vor allem Live – eine echte Band. Auch heute noch hat die Sache einen höheren Stellenwert als ein Projekt
Aber: heutzutage ist es für Musiker kein Problem mehr, sich mehreren Dingen gleichzeitig zu widmen. Früher musste man in einer Band sein, um eine Platte aufzunehmen. Du musstest einen Haufen Geld sparen, um endlich mal ein Album aufnehmen zu können.
Mittlerweile ist gute Technik bezahlbar geworden und ich besitze ein wirklich erstklassiges Studio bei mir zu Hause. Hier produziere ich meine Musik, der Rest sind Profi Musiker, die ansonsten in Las Vegas ihr Geld verdienen.

Squealer – Rocks: Für mich sind christliche Metal Bands immer noch etwas exotisch. Was ist wichtiger für Dich: ein „Metalhead“ oder ein Christ zu sein?

Bill: Wichtig für mich ist zu wissen, dass Gott hier und jetzt da ist und bis in alle Ewigkeit existiert.
Der Metal zählt nur für „diesen Moment“.

Squealer – Rocks: Könntest Du Metal ohne christliche Texte machen?

Bill: Klar, könnte ich es, wenn ich es wollte. Doch es würde mir irgendwie etwas fehlen, es gäb dann eine Leere. Ich habe sogar schon bei einigen nicht – christlichen Projekten mitgearbeitet. Das hat auch Spass gemacht, aber es war in gewisser unbefriedigend.

Squealer – Rocks: Wie gehst Du als Christ mit dem typischen Metal -Lifestyle Sex, Drugs and Rock'n' Roll um, wenn Ihr auf Tour seid. Immer schön brav bleiben?

Bill: Hm, ich habe mit Sicherheit genug Spass. Doch mein Begriff von Spass reduziert sich nicht auf diese paar Dinge. Ein große Leidenschaft von mir ist z.B. Motocross fahren, mit dem Motorrad Rennen durch die Wüste fahren und so etwas. Das ist in meinen Augen eins der faszinierendsten Dinge, die es gibt. Allerdings sollte man immer wissen, wo Spass aufhört und Ernst anfängt.
Ein sehr guter Freund von mir hat sich betrunken selbst zu Tode gefahren, seitdem ist mein Spass am Alkohol fast gegen Null gesunken.
Und die andere Sache: manche Frauen tun Dir noch viel schlimmeres als der Alkohol an (lacht).
Aber im Ernst: ich bin glücklich verheiratet, von daher ist es eh kein Thema mehr.

Squealer – Rocks: Könntest Du Dir vorstellen, auf einem Festival zusammen mit Black Metal Bands die Bühne zu teilen?

Bill: Da habe ich vor ein paar Jahren eine interessante Erfahrung gemacht: Ein Mitglied einer Black Metal Band hat mich angesprochen und wir haben uns ein paar Stunden unterhalten. Das war ein echter Satanist. Der hatte wirklich tiefen Respekt vor Gott und vor uns Christen, da wir im Grunde an die selben Mächte, eben Gut und Böse, glauben. Er nannte mir auch Bibelzitate und irgendwo konnte ich seine Ansichten zumindest nachvollziehen.
Die meisten Black Metal Fans sind allerdings eher ganz normale Leute, die nur auf die Musik stehen.

Squealer – Rocks: Gut-- zurück zur Musik. Du bist als Guitar Hero bekannt, bei Titanic übst Du Dich aber eher im simplen Riffing. Keine Lust, Dein Können mal so richtig zeigen? In einem Instrumental beispielsweise?

Bill: Mittlerweile ist es wichtiger für mich geworden, ein guter Produzent zu sein. Früher war ich nie mit dem Sound unserer Alben zufrieden, deswegen mache ich nun alles selbst. Das ist zwar enorm zeitaufwändig, aber das Resultat entschädigt, da es meinen Wünschen entspricht.
An ein Instrumental habe ich gar nicht gedacht, vielleicht beim nächsten Album.

Squealer – Rocks: Mit David St. Andrew hast Du echt einen tollen Sänger am Start. Inwieweit hat er seine Parts selbst gestaltet? Hatte er Einfluss auf die Songs? Oder bist Du mehr der „Diktator“, der alles genau vorgibt?

Bill: Auf die Songs an sich hatte er keinen Einfluss. Ich wusste vorher schon, dass sein Stil absolut perfekt zu Titanic passen würde. Und genauso, wie ich es vorher im Kopf hatte, so haben die Stücke dann auch mit seinem Gesang geklungen.
Allerdings habe ich ihm vorher nicht gesagt: „Dies und das musst Du exakt so singen“. Wir haben uns vor den Aufnahmen zusammen gesetzt und darüber geredet, wie die einzelnen Stücke klingen sollen – schön gemütlich mit einer Tasse Tee und ein paar Erfrischungen. Das ging wirklich alles sehr freundschaftlich über die Bühne.

Squealer – Rocks: Was hat es eigentlich mit dem Song „Come Home“ auf sich. Diese durchgeknallte mischung aus Prog und Punk kann ja wohl kaum ernst gemeint sein.

Bill: Diesen wirklich sehr „experimentellen“ Track haben wir bereits 1996 mit Robert Sweet (Stryper) aufgenommen. Fürs neue Album wollte die Plattenfirma einen unveröffentllichten Bonus Track und ... hier ist er.


DISCOGRAPHY:

1995 - Maiden Voyage
2002 - Screaming In Silence
2008 - Full Steam Ahead

SQUEALER-ROCKS Links:

Titanic - Full Steam Ahead (CD-Review)
Bill Menchen von Titanic (Interview)


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