Chris Zehetleitner von The Blackout Argument
(13.09.2007, Interview geführt von Jack)
Mit dem The Blackout Argument Gitarristen Chris Zehetleitner fand sich ein Musiker auf dem „Squealer-Rocks.de Sofa“, der nicht über den Sound seiner Band, sondern auch über die Szene ganz genau Bescheid weiß. Zudem ist nicht jeder Münchner ein Fußballfan.
Squealer-Rocks.de: Hi Chris! Erstmal Glückwunsch zu euerem mehr als achtbaren Debüt DECISIONS, das diesen Titel nicht nur auf dem Cover, sondern auch in dem Wichtigsten, der Musik, unterbringt. Denn auf diesem Rundling bekommt der Hörer wahrlich einiges an Vielfalt geboten, so dass er aus der Masse an ähnlichen Veröffentlichungen definitiv herausragt. Steht dieser Facettenreichtum für eueren sich entwickelnden Stil oder wollt ihr euch so nur alle Richtungen für die Zukunft offen halten?
Chris Zehetleitner: Vielen Dank für dein positives Feedback. Wir bekommen öfters zu hören, dass unsere Musik, obwohl sie nicht übermäßig komplex ist, sehr eigenständig und abwechslungsreich klingt. Da steckt jedoch kein tieferes Konzept dahinter und auch unseren Stilfindungsprozess haben wir bereits abgeschlossen. Bei genauerer Betrachtung kann man unsere Musik auf sehr wenige Bestandteile herunterbrechen. Da gibt es einen klassischen Hardcore-Einfluss, der vor allem in den Gitarren-Riffs und Song-Strukturen zu hören ist. Das Drumming ist in der Regel recht rock-lastig, also treibende Beats die zwischen Mid-Tempo, schnelleren Sachen und Grooves abwechseln. Und als letzte Komponente kommt noch eine große Portion Melodie hinzu, die man natürlich im Gesang, aber auch in den Lead-Gitarren hören kann. Das ist im Endeffekt alles.
Squealer-Rocks.de: Du sprichst das nächste Thema somit bereits an. Interessant ist auf jeden Fall die Mixtur, die in nahezu allen Songs des Albums zum Tragen kommt. Demnach geht die geballte Härte stets in etwas Schönem (z.B. einem prägnanten Chorus) auf. Eine unerlässliche Symbiose, um die Hörerschaft für sich zu gewinnen, oder?
Chris Zehetleitner: Beim Schreiben der Songs denken wir eigentlich zunächst nicht an die Leute, die das am Ende hören/kaufen werden. Wir machen einfach das, worauf wir Lust haben und was sich für uns gut anfühlt. In den meisten Fällen sagt einem der Song was er haben will und oftmals ist das weniger als der Musiker denkt. Ein Fehler den viele Bands machen… sie überladen ihre Songs nur um sich selbst als Musiker gerecht zu werden.
Squealer-Rocks.de: Damit jedoch so etwas "Schönes" entstehen kann, braucht es selbstredend auch die richtigen Leute. Und in Sinan Akilli steht ohne Frage DER Richtige am Mikro. Wie schwer ist es eigentlich für einen Sänger den Wechsel vom aggressiven Shouting auf das gefühlvolle Singen zu bewerkstelligen?
Chris Zehetleitner: Rein technisch ist das kein großes Problem, schließlich muss ein Sänger ja auch in der Lage sein die Songs live umzusetzen, also darf ihn weder die Schrei- noch die Gesangs-Stimme überanstrengen. Das ist alles eine Frage der Technik, die man ohne Zweifel beherrschen muss, wenn man diese Art von Musik spielt.
Squealer-Rocks.de: Mit "My Life In Spoken Words" befindet sich ein sehr fragiler Track an Bord von DECISIONS. Um welches bzw. wessen Leben handelt es sich hierbei und wie seid ihr auf die Idee gekommen, die Lyrics als memoirische Lesung einzubauen? Des Ambientes wegen?
Chris Zehetleitner: Uns ist dieser Song sehr wichtig, da er fester Bestandteil des Konzepts ist, welches sich um DECISIONS dreht und die Texte, das Artwork, die Linernotes und die Musik miteinander verbindet. Den Text habe ich geschrieben und gesprochen hat ihn Geert van der Velde (Sänger der Miscreants), der auch zum Song "I Against" Guest-Vocals beigesteuert hat. Die Beats und das Programming stammt aus der Feder (oder besser der Mouse) von Kristian "Kohle" Kohlmannslehner.
Squealer-Rocks.de: Eins muss ich euch gestehen: Eine sinnvolle, euch perfekt beschreibende Genrebezeichnung ist mir (selbst nach reiflicher Überlegung) nicht eingefallen, weswegen ich einige Hauptbestandteile herausgefiltert habe (Metal-/Emocore / Punk Hardcore). Hast du eine Eigenkreation parat, unter der ihr zukünftig rezensiert werden wollt (lacht)?
Chris Zehetleitner: Uns wird zwar immer wieder ein gewisser Metal-Einfluss angedichtet, den kann ich aber beim besten Willen nicht hören / nachvollziehen. Für uns eine passende Genre-Bezeichnung zu finden ist in der Tat schwierig, was ich jedoch als eine Stärke von The Blackout Argument sehe. Wir können aber mit "melodischer Hardcore" oder "Hardcore-Rock" sehr gut Leben, ist halt wichtig für Flyer und so'n Zeug (grinst).
Squealer-Rocks.de: Mit dem von Dir bereits erwähnten Geert van der Velde (Ex-Shail Hulud, Miscreants), Byron Davis (God Forbid) und Benni Buss (Flowing Tears) durften sich drei namhafte Gastsänger auf "Decisions" verewigen. Wie kam diese Kooperation zustande?
Chris Zehetleitner: Der Kontakt zu Geert bestand schon einige Zeit, da ich ihn ja von den Miscreants und der Zusammenarbeit mit meinem Label Let it Burn Records her kannte. Den Kontakt zu Byron und Benni hat uns Melanie, eine Freundin, vermittelt wofür wir ihr auch sehr dankbar sind. Die Zusammenarbeit war zwar nicht so ganz leicht, da das Ganze online verlief, aber das Ergebnis ist cool, besonders Benni konnte einiges zum Album beitragen!
Squealer-Rocks.de: Da ihr mit The Blackout Argument noch am Anfang einer hoffentlich langen Karriere steht, passt diese Frage sehr gut. Und zwar habe ich mich in meinem letzten Interview mit Bruno Spring von The Order über den übersättigten Musikmarkt, in dem wahre Qualität gerne mal untergeht, unterhalten. Wie beurteilst du diesen Markt aus euerer "Newcomer-Sicht"? Wie schwer ist es, um aus diesem Veröffentlichungsmeer an das Ufer der Beachtung zu gelangen?
Chris Zehetleitner: Das ist in der Tat ein spannendes Thema, über das ich mir auch persönlich viele Gedanken mache, da ich mit Let It Burn Records ja nebenher noch ein kleines Indie-Label betreibe. Ich denke, dass der Markt besonders im Bereich Metalcore überlaufen ist. Der Trend hält nun schon drei bis vier Jahre an, inzwischen haben sich jedoch ein paar Bands herauskristallisiert, die nach wie vor erfolgreich sind, angeführt natürlich von den großen Namen aus den USA. Dann gibt es ein schmales Mittelfeld, das so vor sich hindümpelt, über ihren aktuellen Status jedoch nicht mehr hinauskommen werden. Der größte Teil besteht jedoch aus kleinen, noch eher unbekannten Bands die im Punkte Qualität zum Teil leicht mit den "Großen" des Genres mithalten könnten, jedoch einfach keinen Fuß fassen können. Wenn man auf diesem Markt noch eine neue Band pushen will, zählt weniger die Qualität der Musik, sondern mehr die Aggressivität des Marketings. The Sorrow sind hierfür ein gutes Beispiel. Nicht dass die Jungs schlecht sind in dem was sie tun, ganz und gar nicht, aber die Marketing-/Promo-Kampagne, die ihr Label für das Debütalbum gestartet hat, war einfach BRUTAL! Nur so scheint es heutzutage noch zu funktionieren, was, besonders für junge talentierte Bands, die KEIN großes Label im Rücken haben, wirklich schade ist. Vor allem auch, weil diese Situation oft dazu führt, dass sich diese Bands versuchen stilistisch anzubiedern, anstatt einfach das zu tun, worauf sie Lust haben. Ich denke, da liegt auch der Schlüssel zu einem qualitativ hochwertigen Album: Es muss authentisch sein. Wenn ich das Gefühl habe, dass die Band 100%ig hinter dem steht was sie tut, dann reißt mich ihre Musik auch leichter mit. Das ist für mich die "Qualität", die ich leider bei vielen Bands heutzutage vermisse.
Squealer-Rocks.de: Wie sieht jetzt, da das Debüt auf die Massen losgelassen wurde, euer weiterer Fahrplan in der nahen Zukunft aus? Spielt ihr mit dem Gedanken der Welt alsbald den Stempel namens "The Blackout Argument" aufzudrücken?
Chris Zehetleitner: Genauso werden wir's machen (lacht). Natürlich werden wir bis Ende des Jahres noch eine Menge Shows spielen um DECISIONS zu supporten. Ich denke, wir werden wohl in jeder Region in Deutschland mal vorbei schauen.
Squealer-Rocks.de: Entfernen wir uns mal etwas von der Musik. Und wenn ich es schon mal mit Münchnern zu tun habe: Bayern oder 1860? - wehe du sagst was Falsches (lacht).
Chris Zehetleitner: So weit ich weiß sind wir eine der wenigen Bands, die keine fanatischen Fußballfans in ihren Reihen hat. Aber wenn ich wählen MÜSSTE, dann selbstverständlich 1860!
Squealer-Rocks.de: Das war's dann auch schon. Ich hoffe, wir sehen uns mal bei einem euerer Konzerte. Die letzten Worte gehören Dir!
Chris Zehetleitner: Vielen Dank für das Interview und den Support. Jeder ist herzlich eingeladen unsere MySpace-Seite auszuchecken, da kann man das ganze Album als Stream anhören und findet ne menge anderer witziger und unnützer Sachen.
DISCOGRAPHY:
2007 – Munich Angst (EP)
2007 – Munich Valor (EP)
2007 – Decisions
2008 - Smile Like A Wolf
2009 - Remedies
SQUEALER-ROCKS Links:
The Blackout Argument - Decisions (CD-Review)
The Blackout Argument - Smile Like A Wolf (CD-Review)
Chris Zehetleitner von The Blackout Argument (Interview)