Squealer-Rocks.de DVD-Review
Porcupine Tree - Arriving Somewhere

Genre: Progressive Dark Rock
Review vom: 23.10.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Veröffentlichungsstark waren sie, wenn man sich mal die erstaunliche Diskografie anschaut, schon immer, die britischen Progressive Rocker von Porcupine Tree. Mit ihren letzten beiden Platten, IN ABSENTIA (2002) und DEADWING (2005), stieß das Quartett jedoch auch Türen in den „Mainstream“ auf, ohne dass es gleichzeitig an Qualität verlor. Wie das Ganze live aussieht, zeigt jetzt die, im Oktober 2005 während eines Auftritts in Chicago aufgenommene, Doppel-DVD ARRIVING SOMEWHERE.

Komplett in schwarz gekleidet enterte die Band am 11. und 12. Oktober mit dem sympathischen Brillenträger Steven Wilson am Gesang und der Gitarre, welcher live noch von John Wesley an der Sechssaitigen unterstützt wird, die Bühne im Park West zu Chicago und wählte wie einst Blind Guardian aus den Aufnahmen beider Auftritte die besten Mitschnitte für die jetzige DVD aus. Dabei finden sich die bekanntermaßen zurückhaltend agierenden, aber nie um einen Witz verlegenen Musiker auf einer relativ großen Stage mit einem ebenso riesig erscheinenden Vorhang, auf den mit einer regelmäßigen Häufigkeit Videosequenzen projiziert werden, wieder, die, zusammen mit den zahlreichen amerikanischen Sympathisanten, ganz klar zeigen, welchen Status die düsteren Progger mittlerweile genießen. Man kann sich also auch mal was kosten lassen...

Dieser Slogan ließe sich auch auf die sagenhafte Setliste übertragen, stünde bei den „Stachelschweinbäumen“ nur nicht die angedeutete Qualität an erster Stelle. Und diese spielt seit 1992 und fast einem Dutzend an Studioalben in einer ganz eigenen Liga. Aufgrund der Konzertdatierung vom Oktober 2005 liegt der Schwerpunkt des 16 Songs umfassenden Sets ganz klar auf der letzten Studioplatte DEADWING, die mit den wesentlich zugänglicheren Songs wie „Open Car“ (mit dem fetten, straighten Audioslave-Riff), „Lazarus“ oder dem sphärischen „Arriving Somewhere (But Not Here)“ ein Drittel des Sets abdeckt. Doch auch der Rest, der einige große Kaliber zu bieten hat, fällt in einem stimmungsvollen, tighten und technisch versierten Konzert, das einen stellenweise an die jedes Mal beeindruckenden Pink Floyd Gigs erinnert, nie ab – um mit dem geschmeidigen „Blackest Eyes“, dem schön langatmigen „Don’t Hate Me“, dem abgespaceten Instrumental „Mother And Child Divided“ und dem besinnlichen akustischen Ausklang „Trains“ von der tollen IN ABSENTIA nur vier Exemplare zu nennen. Was im Übrigen Keyboarder Richard Barbieri alles an Tasteninstrumenten um sich schart, wirft fast schon einen bedrohlichen Schatten. Wahnsinn...

Zirka eine Stunde und 45 Minuten dauert das Porcupine Tree Spektakel fürs Wohnzimmer und wie es sich der Musik entsprechend gehört, verwöhnt ein langsamer Schnitt die Augen der Fans und lässt einen verträumt im Fernsehsessel verweilen. Um noch authentischer zu wirken und noch mehr Charme zu versprühen, bekommt man für Zuhause ein zeitweise in alter, fleckiger Videoaufnahme dargestelltes oder mit Schwarz- und Grautönen präpariertes Bild vorgesetzt, welches einen nicht laut „Igitt!“ aufschreien, sondern noch tiefer in die Materie eindringen lässt.

Auf der als „Bonus“ betitelten zweiten DVD versorgen uns die Briten mit einer allumfassenden Fotogalerie, dem offiziellen, als LSD-Trip verpackten Videoclip zu „Lazarus“ von der DEADWING-Scheibe, welcher sich mit dem Thema Kindheit beschäftigt und den, während der Konzerte über die großen Leinwände gezeigten, visuellen Darstellungen (LSD, die zweite) zu den Tracks „Halo“, „Start Of Something Beautiful“ und „Mother And Child Divided“, sowie mit den Live-Performances des chaotischen und psychisch labilen „Futile“ und des anfangs verträumten und abschließend aus der Lethargie erwachenden „Radioactive Toy“, welche vom Rockpalast des WDR ausgestrahlt wurden und dem „Cymbal Song“, Gavin Harrison’s psychosomatischem Schlagzeugsolo.

Fazit: Für seine erste DVD-Veröffentlichung hat man im Hause Porcupine Tree weder Kosten noch Mühen gescheut und eine einzigartige, aber nicht aufgeplusterte DVD Kollektion zusammengestellt, die sowohl für Fans als auch für Genreliebhaber und Freunde des guten Geschmacks eine Wohltat darstellen wird. Die beste Medizin für verregnete Herbsttage!

VÖ: 23. Oktober 2006

Setliste (DVD1):
1. Revenant
2. Open Car
3. Blackest Eyes
4. Lazarus
5. Hatesong
6. Don’t Hate Me
7. Mother And Child Divided
8. Buying New Soul
9. So Called Friend
10. Arriving Somewhere (But Not Here)
11. Heartattack In A Layby
12. The Start Of Something Beautiful
13. Halo
14. The Sound Of Muzak
15. Even Less
16. Trains

DVD-Facts:
Soundformat: Dolby 2.1. oder DTS 5.1
Freigegeben: ohne Altersbeschränkung

Band Line-Up:
Steven Wilson – Gesang, Gitarre
Colin Edwin – Bass
Gavin Harrison – Schlagzeug
Richard Barbieri – Keyboards, Synthesizer

DISCOGRAPHY:

1992 – On The Sunday Of Life
1993 – Up The Downstairs
1995 – The Sky Moves Sideways
1996 – Signify
1997 – Coma Divine - Recorded Live in Rome
1998 – Metanoia
1999 – Stupid Dream
2000 – Voyage 34: The Complete Trip
2000 – Lightbulb Sun
2001 – Recordings
2002 – Stars Die: The Delerium Years 1991-1997
2002 – In Absentia
2005 – Deadwing
2006 – Arriving Somewhere (DVD)
2007 – Fear Of A Blank Planet
2008 – Nil REcurring (EP)

SQUEALER-ROCKS Links:

Porcupine Tree - Nil Recurring (EP) (CD-Review)

Porcupine Tree - Arriving Somewhere (DVD-Review)


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