Squealer-Rocks.de CD-Review
Silent Voices - Building Up The Apathy

Genre: Progressive Melodic Metal
Review vom: 17.02.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Melodischer Metal der sich mit progressiven Elementen paart ist längst keine Seltenheit mehr und scheint gerade in den nördlichen Gefilden Europas der Happy Metal Welle der vergangenen Jahre so langsam aber sicher den Rang abzulaufen. Zwar wäre es verfrüht, von einer Veröffentlichungsflut zu sprechen und auch wenn sich naturgemäß so mancher Ausschuss mit hineinmogelt, erfreulich ist diese Entwicklung allemal.

Von Ausschuss kann man bei den Finnen von Silent Voices, die hier ihr drittes Album vorlegen, beileibe nicht sprechen. Klar, ihre Instrumente beherrschen sie heutzutage alle, was jedoch zählt ist die Kunst, dieses Können adäquat zu verpacken. Weniger gestelzt ausgedrückt heißt das: gute Songs müssen her. Und davon mache ich bei den Mannen aus dem Land der tausend Seen ganze 8 Stück aus, also volle Trefferquote.

Der knapp zehnminütige Opener lässt aber zunächst mal den typisch skandinavischen Melodic Touch fast gänzlich vermissen. Es kommt leichtes Dream Theater Feeling auf, was im ersten Moment eine "nicht schon wieder“ Reaktion hervorruft. Gottlob kriegt der Song aber noch rechtzeitig die Kurve und überzeugt neben allerhand sehr tollen Riffs durch einen Bombast Chorus mit Tränentreiber Status. Rush lassen hier schön grüßen.
Das stampfende "Distorted“ präsentiert an erster Stelle die Vielseitigkeit von Sänger Michael Henneken, der ziemlich eigenartig und auch einzigartig brilliert. Von daher schwer zu beschreiben und somit ist der folgende Versuch mit Vorsicht zu genießen: In ruhigen Passagen ein bisschen wie Geddy Lee, bei kraftvollen Stellen erkenne ich Ähnlichkeiten zu Klaus Meine (!), ganz hohe Töne werden auch fehlerfrei dargeboten und zu guter Letzt werfe ich noch Stephen Pearcy von Ratt in die Runde.
Wie man’s auch sieht, in jedem Falle ist dieser Mann ein Riesengewinn für die Szene.
Ach, ja – der Song überzeugt natürlich auch auf ganzer Linie und geht als eine Art Pink Cream 69 meets Prog durch.

Titel Nummer 3 unterstreicht meinen aufgestellten Vergleich des Sängers mit dem kleinen Brüllwürfel aus Hannover auf angenehmste Weise. Die Strophe knallt in bester Früh – Achtziger Manier mit einer treibenden Gitarre auf die Lauschlappen, wird von schon symphonisch anmutenden Chören abgelöst und entsprechende Breaks machen aus dieser 6 Minuten Nummer eine Achterbahnfahrt, die gerne das doppelte an Länge haben dürfte.
Bei "Blood of Eden“ wird es dagegen ziemlich düster. Eine dämonische Atmosphäre beherrscht die Szene. Hier dürften Freunde von Savatage auf ihre Kosten kommen, auch weil Michael hier streckenweise wie der Mountain King tönt (bald haben wir alle Bands durch). Das dominante Keyboard zaubert im Mittelteil gar Klänge eines klassischen Orchesters hervor und der Refrain im Blind Guardian Gewand treibt den Bombast Faktor ganz nach oben.

Jawoll – bei "Corridors“ gibt’s ihn endlich, den viel gescholtenen und oft gepriesenen Tralala Metal aus Finnland. Der progressive Anteil wird nahezu komplett verbannt und übrig bleibt eine Nummer, die zu den besseren Stücken aus dem Hause Stratovarius oder Sonata Arctica gehören könnte. Feine Sache, denn Prog ist ja gut und schön, aber man muss auch mal mitsingen können.
Was auch beim ruhigen "Hollowed“ möglich ist. Hier sind 6 Minuten Spieldauer allerdings etwa drei Minuten zuviel des Guten. Das Ding ist zwar atmosphärisch sehr fesselnd, aber besitzt - auch durch den Umstand, dass die anderen Songs bis unters Dach mit Ideen voll gepackt sind – mehr Intro Charakter.

Kurz vor Toresschluß bringt "Realm of flames“ noch einmal technischen Power Metal mit 'ner schönen Portion Traumtheater ins Spiel und erinnert von der Charakteristik her an den Opener – ohne aber dessen Intensität zu erreichen.
Der Rausschmeisser "Into the Flow“ bietet hymnischen Prog Metal der sehr leicht verdaulich und gefällig, mit einem dezent melancholischen Chorus, eine Entenpelle vom feinsten garantiert. In unterschiedlichen Tempi zückt die Band alle Register ihres kompositorischen sowie handwerklichen Könnens und entlässt den Hörer mit einem "Boah, ey“ auf den Lippen in die akustische Leere.

Die Notwendigkeit jedes Lied einzeln zu beschreiben zeigt, welch abwechslungsreiches Album wir hier vor uns haben. Auch die Produktion ist absolut perfekt zu nennen und trotz minimaler Schwachstellen können Silent Voices im Konzert der ganz Großen ohne Probleme mitspielen.

Halt!! Können sie nicht! Dieses hochklassige Album ist nämlich nur über den Importweg erhältlich, was ich allen Ernstes als Skandal empfinde! Da ich auch bei Hellion kein Angebot dieser CD gefunden habe, bleibt dem Fan mit gutem Geschmack wohl nur der Weg über die Homepage der Band. Was zwar nicht unbedingt ein Nachteil sein muss, aber ist denn kein deutscher Vertrieb an solch einer Granate interessiert?
Support the Underground!

Tracklist:
1. World’s End
2. Disorted
3. Once lost life
4. Blood of Eden
5. Corridors
6. Hollowed
7. The Realm of Flames
8. Into the Flow

Line up:
Michael Henneken – Vocals
Timo Kauppinen – Guitars
Henrik Klingenberg – Keyboards
Pasi Kauppinen – Bass
Jukka Pekka Koivisto – Drums

DISCOGRAPHY:

2002 - Chapters of Tragedy
2004 - Infernal
2006 - Building up the Apathy

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Silent Voices - Building Up The Apathy (CD-Review)

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