Squealer-Rocks.de CD-Review
Dryad's Tree - Comfort In Silence

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 11.05.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Mit dem progressiv-metallischen Quartett Dryad's Tree betritt ein neues Gesicht die große Spielwiese der technischen Versiertheit und künstlerischen Verspieltheit. Im Herbst des Jahres 2005 im Großraum München gegründet versteiften sich die zwischen 18 und 25 Jahre alten „Grünschnäbel“ erst einmal auf das Finden eines möglichst Eigen klingenden Sounds. Ein gutes Jährchen und Auftritte bei der Wacken Metal Battle und mit Disillusion sowie mit Korpiklaani später folgt nun der erste, satte 70 (!) Minuten umfassende Longplayer der Bayern.

Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Die Süddeutschen hatten bei der Zusammenstellung ihres klanglichen Potpourris jedoch ein verdammt gutes Gespür (oder war es Kalkül?). Anstatt der vielleicht erwarteten hippen Ausrichtung bringt die Band zwischen sich und die Begrifflichkeit kommerzielle Verträglichkeit eine Distanz, die mindestens von hier bis zum Mond und wieder zurück reicht. Im Hause Dryad’s Tree sind Bands wie Fates Warning, Evergrey, Opeth, Tool, Disillusion (ohne den Elektro-Schnickschnack) und skandinavisches Todesgeknüppel der Marke Scar Symmetry angesagt. Zusammen ergibt sich so ein opulentes, gewissermaßen seine eigenen Bahnen schlagendes Werk, das alleine aufgrund der Tatsache, dass es für ein Erstlingswerk mehr als ordentlich produziert wurde, einen Preis verdient hätte.

Den sich herausgefordert fühlenden Hörern begegnen komplexe – die Literaturfreunde würden es kafkaesk nennen –, sperrige und auf den ersten Blick schwer verdauliche Songfragmente, die den Ottonormalrocker auch mal mit abrupten Tempowechsel und unangekündigten Breaks (das von Akustikgitarren abgeschlossene „Captured In Perplexity“ endet, ohne einen markanten Schlusspunkt zu setzen oder auszufaden, urplötzlich im Nirwana) konfrontieren und mittels ihrer genüsslichen Langatmigkeit selbst bei Prog-Narren und -Enthusiasten eine Anlaufzeit einfordern. Um das Ganze nachvollziehen und in seiner vollen Bandbreite aufschnappen zu können, sollte mindestens ein freier Nachmittag eingeplant werden.

Richtig eingängig wird es nämlich allerhöchstens im die Scheibe auf Touren bringenden „Life“, das mit seiner stark an zugänglicheren Prog Metal „Made in USA“ (auf die dazu gehörenden Namen müssen wir nicht weiter eingehen, kennt eh jeder) erinnernden Attitüde bereits früh auf die Gewinnerstraße abbiegt. Ansonsten reagiert das von verträumten Klangssphären umgebene kompositorische „Wettrüsten“, bei dem Dryad’s Tree jedoch zu (fast) jeder Zeit darauf bedacht sind niemals den Faden zu verlieren.

Als besonders stark erweist sich COMFORT IN SILENCE in seinen ruhigen Momenten, wenn die härteren Versatzstücke und der Einsatz von Growls stärker als sonst unter Verschluss gehalten werden und sich dafür neuere Anathema und Porcupine Tree in den Sound einschleichen (siehe und höre in „In These Moments“). Das weiß zu gefallen und führt tatsächlich oftmals dazu, dass ich ohne eine mich plötzlich überkommende Müdigkeit intuitiv die Augen schließe, um das Ganze besser aufsaugen zu können.

Selbstverständlich ist auf diesem Debüt noch nicht alles Gold, was von den Musikern als glänzend abgestellt wird. Mal abgesehen von diversen Ideen, die sich nicht vollständig als zündend erwiesen haben, oder der einen oder anderen etwas uninspiriert erscheinenden Melodielinie, welche man den vier auf dem ersten Rundling der Bandgeschichte noch wohlwollend verzeiht, kommt man hierbei in erster Linie auf den phasenweise noch etwas ausbaufähigen Gesang des altersbedingten „Leitwolfs“ Reinhard Klein zurück. Ein wenig fehlt ihm noch das Charisma mit dem er sich aus der Masse hervorhebt. Aber ihr kennt ja den voller Lebensweisheiten steckenden Satz mit dem „was nicht ist...“.

Fazit: Zusammen mit Liquid Horizon aus der Kurpfalz, die demnächst mit einem neuen Longplayer aufwarten, gehören Dryad’s Tree definitiv zu denjenigen Acts, die in der nächsten halben Dekade zur progressiven Speerspitze unseres Landes vorstoßen könnten. Dass die vier Ahnung von dem, was sie tun, haben, darüber müssen wir in Anbetracht dieses Debüts nicht diskutieren.

Info: Auf der Homepage von Dryad's Tree könnt ihr euch im Übrigen den zweiten Song des Albums, „Life“, vollständig anhören. Check it out.

Tracklist:
1. Source
2. Life
3. In These Moments
4. Captured In Perplexity
5. Disdream
6. A Glimpse Of Light
7. Clouded Emotions
8. Touched By Temptation
9. Stay!?

Anspieltipps: In These Moments, Disdream, Clouded Emotions

Band Line-Up:
Reinhard Klein – Gesang, Gitarre
Leopold Meuer – Gitarre
Ludwig Hanisch – Bass
Florian Häring – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2007 – Comfort In Silence

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Dryad's Tree - Comfort In Silence (CD-Review)

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