Squealer-Rocks.de CD-Review
Bionic Brit - Schlicht Und Ergreifend

Genre: Alternative Rock/Pop
Review vom: 28.10.2005
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Für gewöhnlich zitiere ich ja nicht die Sätze aus dem meist beiliegenden Promoblatt. Doch dieses mal darf ich euch die Umschreibung des Braunschweiger Trios Bionic Brit nicht vorenthalten: „Bionic Brit stürzen depressive Menschen noch tiefer in ihre Depression, gleichzeitig werden glückliche Menschen zum ultimativen Höhepunkt getrieben.“ Mit solchen Formulierungen garantiert man auf jeden Fall, dass der Rezensent mal genau hinhören wird. Ob SCHLICHT UND ERGREIFEND allerdings die Klasse besitzt einen glücklichen Menschen wie mich zum Höhepunkt zu treiben, bezweifle ich zwar sehr, riskieren wir dennoch ein Ohr.

Die drei Jungs beschäftigen sich auf ihrer dritten Platte weiterhin mit, im modernen Pop verharrendem, kommerziell ausgerichtetem Alternative Rock à la Placebo und Konsorten, der ganz leichte Tendenzen zu den rebellischen U2 der frühen Achtziger (nur das „rebellisch“ könnt ihr bei Bionic Brit streichen) und den neueren Toten Hosen (sprich: AUSWÄRTSSPIEL und ZURÜCK ZUM GLÜCK). Die, auf einprägsame Passagen spekulierenden, blitze blank produzierten zehn Kompositionen dürften bei niemanden mehr als zwei Anläufe benötigen, um zumindest teilweise zu zünden. Wer ein Paradoxum der Art „Melancholie trifft Fröhlichkeit“ („Stell Dir Vor“) oder Die Toten Hosen mit einem neuen Anstrich („Schlimmer“) erleben möchte, wird mit der ersten Hälfte des Albums gut bedient sein.

Sieht man jedoch von dem Wechselspielchen mit deutsch- und englischsprachigen Texten ab, fehlt dem Material des Trios klar die nötige Abwechslung, die es aus der Fülle der Alternative Rock Bands abheben würde. Und, trotz ihrer nunmehr dritten Veröffentlichung innerhalb von vier Jahren agieren Bionic Brit in ihren Songs immer noch viel zu brav und glatt. Keine Ecken, keine Kanten und auch den letzten Biss lassen Sänger/Gitarrist Cord Bühring, Basser Tom Hinze und Drummer Matthias Pages vermissen. Kein Wunder, dass SCHLICHT UND ERGREIFEND zum Ende hin mehr und mehr nachlässt. Da tröstet auch das Bonusmaterial (Liverversionen der Stücke „Stell Dir Vor“ und „Hirschie Comes“, sowie ein Video zu „Das Letzte Lied Für Dich“) nicht drüber hinweg. Schade eigentlich....

Fazit: SCHLICHT UND ERGREIFEND, eine Platte, die sich zwischen Licht und Schatten nicht festlegen will und auch nicht kann. Auf der Habenseite besitzen Bionic Brit mit „Schlimmer“, „Miss Understood“ und „Stell Dir Vor“ drei gute Pop/Rocksongs, die ihre obige, vom Vertrieb beschriebene Wirkung nur knapp verfehlt. Den großen Rest von sieben Tracks kann man hingegen einfach so hinnehmen oder ignorieren ... jedem das Seine. Bleibt also festzuhalten, dass es Bionic Brit nicht schaffen „glückliche Menschen zum [...] Höhepunkt zu treiben“ und man in Sachen Alternative Rock lieber weiterhin auf die Größen wie Franz Ferdinand und Co. verlassen sollte.


VÖ: 28. Oktober 2005

Tracklist:
1. Go
2. Miss Understood
3. Stell Dir Vor
4. Schlimmer
5. Let Me Come Inside
6. God Is A Bitch
7. A Perfect Day
8. The Day Before You Came
9. Someone's Dancing
10. Das Letzte Lied Für Dich
11. Hirschie Comes (live)
12. Stell Dir Vor (live)
13. Das Letzte Lied Für Dich (Video)

Anspieltipps: Miss Understood, Stell Dir Vor, Schlimmer

Band Line-Up:
Cord Bühring – Gesang, Gitarre
Tom Hinze – Bass, Backing Vocals
Matthias Pages – Schlagzeug, Backing Vocals

DISCOGRAPHY:

2002 – A Perfect Day
2004 – Lautspeaker
2005 – Schlicht Und Ergreifend

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Bionic Brit - Schlicht Und Ergreifend (CD-Review)

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