Squealer-Rocks.de CD-Review
Mothernight - Mothernight

Genre: Doom/Gothic Metal
Review vom: 30.04.2007
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Locomotive



Sehr schön... „Gothic-, Wave- und Industrial-Liebhaber werden vom Debüt MOTHERNIGHT des gleichnamigen polnischen Vierers begeistert sein!“ Welch ein Glück, dass ich mich bislang weder als Gothic- noch als Industrial-Fan geoutet habe – von der „welligen“ Ausartung ganz zu schweigen. Ob mir dieses Mal meine Weltoffenheit allerdings dabei helfen wird an diesen grabtiefen, depressiv gesteuerten Ergüssen Gefallen zu finden, wage ich aufgrund solcher Begebenheiten zu bezweifeln.

Die wichtigste Komponente im Mothernight-Sound wurde im Begleitschreiben jedoch außer Acht gelassen: Das schleppende, beinahe auf der Stelle stehen bleibende Tempo, mit dem sich allerhöchstens die labilsten unter den labilen Düsterlingen anfreunden können. Stell‘ dir ein Treffen von Danzig auf Valium mit Candlemass auf Opium vor und du kannst dir in etwa vorstellen wie langatmig einem diese knapp 60 Minuten lange Scheibe vorkommt. Das von Berith bediente Schlagzeug kümmert sich nicht um Beats per Minute, sondern vielmehr um Beats per Hour, um das zu erreichen wofür ein Grindcore-Trommler eine Minute benötigt. Den hintergründig agierenden Gitarren kann man mit viel Wohlwollen einen bescheidenen Groove attestieren. Aber das war es dann auch schon alles, was sich hier auf instrumentaler Ebene abspielt.

Immerhin hält sich der leicht kratzige, mich etwas an die Exilia-Frontdame Masha erinnernde Stimme von Freya fern von den klischeeträchtigen Gothic-Höhen, bei denen wir jedes mal um unsere Männlichkeit fürchten müssen. Umso besser, weil sie ja auch völlig alleine im Bildmittelpunkt von MOTHERNIGHT steht.

Mal abgesehen von dem ganzen düsteren „die Welt ist Scheiße“ Gothic-Trara, das die erste Albumhälfte komplett bestimmt, hat die vierköpfige Truppe aus Polen auch etwas Erstaunliches für die Ottonormalrocker im Petto. Während die orientalisch angehauchte und poppig verarbeitete Ballade „Resurrect Me“ bereits größere musikalische Kreise zieht, kommen bei den etwas straighteren, in den Heavy Rock übergehenden und mit Stimmverzerrungen hantierenden Songs „Waiting To Die“ und „Don't Wanna Listen“ gar die Freunde der harten Gitarrenmusik auf ihre Kosten. Über Sinn und Zweck darf innerhalb der melancholisch verhangenen Szene diskutiert werden, mir soll’s hingegen nur recht sein.

Fazit: Klar, mit drei guten Kompositionen lockt man noch lange keinen beinharten Rocker in den Plattenladen seines Vertrauens, weswegen sich unsere vier östlichen Nachbarn in Zukunft mal Gedanken darüber machen sollten, welche potentielle Käuferschicht sie nun ansprechen wollen. Die eingangs aufgeführten Fans sollten dennoch ein Ohr riskieren – auch wenn sich Mothernight das Shakespeare’s Sister Cover „Hello, Turn Your Radio On“ hätten sparen können!

Tracklist:
1. My Pain
2. Someone To Feed On
3. Another Chance?
4. Illumination
5. Shadowsblack
6. Resurrect Me
7. Waiting To Die
8. Don't Wanna Listen
9. Infect Your Soul
10. Hunger
11. The Dawn
12. Hello

Anspieltipps: Resurrect Me, Waiting To Die, Don't Wanna Listen

Band Line-Up:
Freya – Gesang
Deimos – Gitarre
Gabriel – Bass
Berith – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2007 – Mothernight

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Mothernight - Mothernight (CD-Review)

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