Squealer-Rocks.de CD-Review
Frost* - Milliontown

Genre: Progressive Rock
Review vom: 22.07.2006
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Kopf des Projekts Frost* ist der Brite Jem Godfrey. Ein Name, der in rockigen Kreisen wohl eher unbekannt sein dürfte, obwohl es sich hier um einen Mann handelt, der mit seiner Musik schon etliche Kilos englischer Pfunde gescheffelt hat.
Jem ist nämlich einer der Menschen die solchen „Künstlern“ wie Atomic Kitten, Blue oder Ronan Keating ihre Trend Hits auf den operierten Body schreiben, diese produzieren, von Gastmusikern einspielen lassen und auf diese Art gecastete Halbtalente in die Plastik Pop Charts bringen - und so vor dem Absturz in die Sozialhilfe retten.

Nachdem der Mann sich ein finanzielles Polster der Unabhängigkeit geschaffen hat will er jetzt beweisen, wo seine eigentliche Vorliebe liegt. Und die hat nichts mit seiner unrühmlichen Tätigkeit im Hochglanz - Business zu tun: Mr. Godfrey frönt dem Prog Rock. Ein Akt der Selbstverwirklichung sozusagen; und eine Drehung um mindestens 720 Grad.

Wenig bescheiden rekrutierte er für sein erstes Album mit richtiger Musik die nach eigenen Angaben „besten drei Musiker der UK – Progszene“.
Das sind namentlich John Mitchell (Arena, Kino) an Gitarre und Gesang, John Jowitt (IQ) am Bass und Andy Edwards (IQ) an den Kesseln.

So geht der überlange instrumentale Opener "Hyperventilate“ auch ganz schwer in die Richtung der Bands, in denen die Gastmusiker hauptberuflich tätig sind. Guter, typisch britischer Neo Prog mit ausufernden Keyboards, zahlreichen Breaks und natürlich erhabenen Harmonien und von daher recht leicht konsumierbar.

Noch leichter ins Ohr geht der Song "No me, no you“, der den Prog Bereich lediglich in eingestreuten Passagen streift und ansonsten mit seinem Stakkato Beat schon fast Rockdisco tauglich ist.
Wie bei Alben von Keyboardern allgemein üblich, gibt es hier einen ganzen Haufen elektronischer Spielereien und Soundeffekte zu hören, was zeitweise etwas zu aufgesetzt kling und den Fluss des Liedes etwas stört.

Das ruhige "Snowman“ dagegen bietet Atmosphäre pur. Hier beamen die Piano und Mellotron Klänge den Hörer in eine Dimension der Entspanntheit, und die Zeit bleibt stehen.
Die sehr offensichtlichen Ähnlichkeiten zu den Flower Kings wollen wir mal wohlwollend als respektvolle Huldigung verstehen.

Der ziemlich fett klingende Groover "The other me“ offenbart schonungslos Godfreys Haupttätigkeit. Geht der Song im instrumentalen Bereich völlig in Ordnung und könnte ob seiner überladenen Keyboard Präsenz als witzige Nummer durchgehen, versaut ein Refrain der Marke "Boygroup macht einen auf Rock" das Hörvergnügen gnadenlos. Fast ein Totalausfall.

Mit dem zehnminütigen "Black Light Machine“ macht der frostige Jem allerdings wieder eine Menge Boden gut. Ein fantastischer Track mit vielen verschiedenen Gesichtern und Stimmungen. Könnte ohne weiteres auf einem Spock’s Beard Album stehen, auch weil alles in sich geschlossen ist und alle Spannungsbögen Sinn machen.

Der Begriff Überlänge ist beim 25 – minütigen Titelstück schon fast untertrieben.
Diese kleine Rock Oper enthält nahezu alle Facetten, die in der progressiven Mucke existieren. Man kann schon fast von einer Liebeserklärung an diesen Musikstil sprechen.
Die Frage „Was genau ist eigentlich Prog?“ wird hier ausführlichst beantwortet.
Durch die Anhäufung verschiedenster Elemente begleitet das Epos zwar ein wenig der Makel, etwas überladen und zu konstruiert zu sein.
Mag sein; jedoch vergeht die knappe halbe Stunde dadurch wie im Flug und man erlebt zudem eine „Grenzerfahrung“.

Sehen wir abschliessend "Milliontown“ mal als das, was es eigentlich ist: ein Debut.
Als solches macht die Scheibe eine auserordentlich passable Figur und ist bis auf besagten Ausfall von vorne bis hinten hörbar und bereitet eine Menge Spass.
Im Konzert der Großen kann Mr. Godfrey jedoch noch nicht mitspielen - dafür ist das Niveau der Szene einfach zu hoch.

In jedem Fall darf man gespannt sein, wie sich Frost* im Vorprogramm der bevorstehenden Pallas Tour schlagen werden. Möglicherweise entscheidet sich dort schon das Schicksal dieses Projekts – zum Guten oder zum Schlechten.

Tracklist:
1. Hyperventilate
2. No Me, No You
3. Snowman
4. The other me
5. Black light Machine
6. Milliontown

Line up:
Jem Godrey – Keyboards, Vocals
John Mitchell – Guitars, Vocals
Andy Edwards – Drums
John Jowitt - Bass

DISCOGRAPHY:

2006 - Milliontown

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