Squealer-Rocks.de CD-Review
Thought Chamber - Angular Perceptions

Genre: Progressive Metal
Review vom: 19.04.2007
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Ein zwar sehr guter, aber geschmacklich leider völlig desorientierter Kumpel von mir tut alles, was drei Meilen gegen den Wind nach Progressive Mucke riecht, mit den respektlosen Worten :“…das ist doch nix anderes als Heavy Metal Jazz!“ ab.
Nun – in 9 von 10 Fällen liegen solche armen Seelen, die bei jedem Break denken, die Cd hätte einen Sprung, natürlich 500%ig daneben.
Bei Thought Chamber dagegen schlägt die Stunde der Ahnungslosen! Hier sehen sie ihre ketzerischen Vorurteile in einer Form bestätigt, dass selbst mir die Seitenhiebe ausgehen und ich den Prog Hassern zum Teil sogar recht geben muss.
Klare Marschroute also: Frickel – Fans und Technik – Puristen bitte dranbleiben; der Rest geht Fußball gucken.

Wer ob meiner Einleitung glaubt, ich täte Thought Chamber Unrecht, der kennt Bandleader und Gitarrengott Michal Harris nicht. Der Mann hat beispielsweise keine Hemmungen, Teile seiner eigenen Musik als „atonal“ zu bezeichnen.
Ein Freak, zweifelsohne. Auch ein Genie? Das muss jeder für sich entscheiden.
Als stolzer Besitzer von Michael’s instrumentalem Solo Album „Orchestrate“ zähle ich mich zu den Bewunderern dieses Weirdos und stelle ihn auf eine Stufe mit dem Oberpsychopathen Finn Zierler (Beyond Twilight).

Dabei: so krank wie auf seinem Alleingang ist die Mucke von Thought Chamber nicht.
Mit Enchanted Sänger Ted Leonard hat sich der olle Harris nämlich einen Barden ins Zentrum des kranken Hirns eingeladen, der - gesanglich eh über jeden Zweifel erhaben – hier einige Melodien intoniert, die durch ihre Dramatik, Schönheit und epische Breite beim Hörer wahlweise feuchte Augen der Rührung oder schlichte Geilheit hervorrufen.

So gehören gut die Hälfte des Albums zur absoluten Spitzenklasse im Bereich des Progressive Metal. Schön vertrackt, aber jederzeit nachvollziehbar und stets hochmelodiös. Solche Ideen können die überwerteten letzten Dream Theater Scheibchen nicht vorweisen.
Mit der Hälfte des Albums meine ich jedoch nicht die Hälfte der Songs, sondern die Hälfte des Materials an sich.
Bis auf das fast schon kommerzielle „A Legend’s Avalon“ und das höchst atmosphärische „Silent Shore“ wird jeder der sieben gesungenen Tracks - die drei Instrumental Nummern sind nur noch mit Mathematik Studium zu erklären – in seinem Fluss quasi kaputtgemacht.

Mitten in geile Prog Metal Nummern, knallt Mr. Harris ein Intermezzo aus Funk, Jazz und Wuseleien rein, das wohl für unterforderte Musik Studenten eine Herausforderung darstellen mag, vom Wald – und Wiesen Proggie dagegen eher als störend empfunden werden dürfte.

Zudem sind diese Einschübe sowohl unnötig, wie auch unverständlich. In den erwähnten drei Instrumentals hat Michael doch genügend Freiraum für experimentelle Skalenraserei.
Sei’s drum, der Mann wird schon wissen was er tut.

Ich find’s ziemlich schade, denn mit ein bisschen mehr Songdienlichkeit wäre dies ein ganz großes Album geworden.
So bleibt eine grenzwertige Geschichte übrig, die nur für Extrem – Frickel Freunde unfallfrei hörbar ist.

Bereits veröffentlicht

Tracklist:
1. Premolition
2. Sacred Treasure
3. A Legend’s Avalon
4. Balance Of One
5. Mr. Qwinkle’s Therapy
6. Transmigration Of Souls
7. God Of Oblique
8. Silent Shore
9.Accidently On Purpose
10. A Mind Beyond

Line Up:
Derek Blakley – Bass
Michael Harris – Guitars, Keyboards, Vocals
Ted Leonard – Vocals
Rob Stankiewicz – Drums
Bobby Williamson - Keyboards



DISCOGRAPHY:

2007 - Angular Perceptions

SQUEALER-ROCKS Links:

Thought Chamber - Angular Perceptions (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren