Squealer-Rocks.de CD-Review
Icon - Night Of The Crime

Genre: Hard Rock
Review vom: 23.08.2005
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Wenn wir über die größten Pechvögel im Rock’n’Roll-Business sprechen, muss zwangsläufig der Name Icon in den Top-Ten auftauchen. Ihr Klasse-Album „Night Of The Crime“ war gleichzeitig das Ende der Band, und wie Story dahinter ist schon fast den Kauf dieses Albums wert.

„Night Of The Crime“, eingespielt und ursprünglich veröffentlicht 1986, erscheint mit ausführlichen Liner-Notes des Kerrang-Schreiberlings Derek Oliver. Die Geschichte der Band, von Oliver herrlich in Szene gesetzt, umfasst zwar nur 2 Alben, dafür aber den Rock’n’Roll in seiner ganzen Bandbreite. Das Ganze auch nur ansatzweise hier wiederzugeben würde den üblichen Review-Rahmen bei weitem sprengen, also wenden wir uns gleich der Mucke zu. Icon zockten auf ihrem zweiten und letzten Album typischen US-Stadion-Rock, und zwar in einer ganz feinen Art. Im Mittelpunkt stehen mächtige, sehr eingängige Refrains, die auch der unmusikalischste Zeitgenosse binnen Kürze unfallfrei mitsingen kann. Dazu gibt’s Gesangslinien, die den Ohren aufs höchste Schmeicheln, schnörkellose Gitarren-Arbeit, dezente Keyboard-Beimischung und eine für damalige Verhältnisse großartige Produktion. So weit, so gewöhnlich und schon tausendmal gehört. Was also macht aus Icon was besonderes? Zunächst die Musiker, und zwar durch die Bank. Nehmen wir Frontmann Stephen Clifford, der etwas an Treat-Frontmann Robert Ernlund erinnert, also in den mittleren bis hohen Tonlagen zuhause ist, dabei aber nie in nervendes Geträller verfällt. Leider stieg besagter Clifford wenige Tage, nachdem die Scheibe unter abenteuerlichsten Umständen eingespielt worden war, ohne Vorankündigung und mit sofortiger Wirkung aus der Band aus, weil der das Christentum für sich entdeckt hatte und es nicht für mit Rockmusik vereinbar hielt. Zitat hierzu von Oliver aus den Liner-Notes: „Zu behaupten, der Ausstieg von Stephen hätte die anderen erstaunt, ist in etwa vergleichbar mit dem Statement, Led Zeppelin hätten ein paar Platten verkauft. Zwar nicht falsch, aber es trifft die Tragweite nicht im Geringsten.“ Bei den anschließenden Auditions, das nur am Rande, sang übrigens untern anderem Mark Slaughter vor.

Was die Mucke angeht: Egal, ob ihr auf feinsten AOR, bombastischen Stadion-Rock oder einfach nur gute Musik steht, mit Icon können Leute mit einem Faible für großartige Melodien nichts verkehrt machen. Nummern wie das treibende „Danger Calling“ (erinnert etwas an die alten Bon Jovi), die urtypische 80er-Hymne „Rock My Radio“ oder das an Def Leppard erinnernde „Out For Blood“ machen keine Gefangenen und sind musikalisch außergewöhnlich gut umgesetzt, hört euch beispielsweise die teilweise mehrstimmigen Passagen an.

Wenn die Scheibe so gut ist, wie ich behaupte: Wieso kennt keine Sau die Band, und weshalb haben sie nur 2 Alben veröffentlicht? Nun, wie bereits erwähnt, die Band hatte mehr Pech, als ein Rock’n’Roller vertragen kann, und der Ausstieg des Frontmannes ist nur ein kleiner Baustein davon. Richtig abwärts ging es allerdings beim Debut-Gig für die neue Scheibe. Sämtliche Label-Fuzzies waren anwesend, und sie hatten mit der Band und der Produktion wirklich große Geduld gehabt. Alles lief planmäßig, die Band rockte das Haus, bis Clifford-Nachfolger Harrison die Pause zwischen zwei Songs nutzte, um über die Label allgemein und die anwesenden Manager speziell mächtig herzuziehen. Klingt sehr nach Rock’n’Roll ... und nach Rausschmiss! Klar, einige Tage später stand die Band ohne Label dar und galt in der Szene als schwarzes Schaf. „Night Of The Crime“ wurde einige Monate später zwar veröffentlicht, jedoch ohne Unterstützung in Form von Promo-Arbeit, und so gingen Scheibe und Band den Bach runter. Eine Schande, wenn man bedenkt, was für Möglichkeiten diese Truppe noch gehabt hätte. Sei’s drum, zumindest mit „Night Of The Crime“ können wir uns trösten, einem urtypischen und großartigen 80er-Jahre Hardrock-Album. Pflichtkauf für Fans dieses Genres!


Tracklist:
01. Naked Eyes
02. Missing
03. Danger Calling
04. Shot At My Heart
05. Out For Blood
06. Raise The Hammer
07. Frozen Tears
08. The Whites Of Their Eyes
09. Hungry For Love
10. Rock My Radio

Line-Up:
Dan Wexler - Gitarre, Synthesizer
John Aquillino - Gitarre
Tracy Wallach - Bass, Backing Vocals
Pat Dixon - Schlagzeug
Stephen Clifford - Gesang

DISCOGRAPHY:

1984 - Icon
1985 - Night Of The Crime
1989 - Right Between The Eyes
1987 - (An Even) More Perfect Union
1999 - Live Bootleg
2005 - Night Of The Crime (Re-Release)


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