Squealer-Rocks.de CD-Review
Angel Blake - Angel Blake

Genre: Dark, Gothic, Thrash Metal
Review vom: 10.03.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Einst kochte Marko Tervonen als höchste Instanz bei The Crown den gefährlichsten und vielleicht schönsten Death/Thrash Metal den Schweden je gesehen hat. Diese Zeiten sind aber inzwischen passé, denn The Crown sind wie wir alle wissen aus gewissen finanziellen Gründen ad acta gelegt, weshalb einige Bandmitglieder neue Herausforderungen suchten. Unter ihnen auch Marko Tervonen, der sich bewusst wurde, dass die Einmaligkeit seiner ehemaligen Band unerreichbar ist. Daher erschließt er sich selbst neue Horizonte und geht im Grunde genommen den entgegengesetzten Weg von The Crown: Dark Gothic Metal à la Paradise Lost und Sentenced.

Um fürs erste der Line-Up Suche aus dem Weg zu gehen, spielte unser Protagonist Marko Tervonen alle Instrumente für das gleichnamige Banddebüt selbst ein. Einzig für den Gesangsposten benötigte er Hilfe von außen und fand diese in Tony Jelencovich, einem nicht sonderlich namhaften Vertreter seiner Zunft, der sich seinen Namen mit seiner Performance während der gut 40 Minuten von ANGEL BLAKE aber in gewisser Weise in Stein meißeln kann. Er zählt zwar nicht zu der Gattung an Sängern, die sich in sekundenschnelle in den Erinnerungsmembranen der Zuhörerschaft festsetzen, glänzt aber durch sein wohlwollendes, von Pop bis Death reichendes, Stimmkelchen, welches mit den instrumentalen Klängen zu einem Ganzen verschmilzt.

Als schöne Einstimmung auf das was noch kommen soll, bekommt man mit „The Force“ in anderthalb Minuten feinste Thrash/Death Anleihen serviert, dass man sich erst wie im falschen Film – nämlich einer neuen The Crown Scheibe – vorkommt. Mit dieser „Herrlichkeit“ ist’s jedoch bald zu Ende, weil sich in „Retaliate“ doomige Klangssphären, thrashige Klänge der späten Bay-Szene und nicht zu dick aufgetragene Paradise Lost/Sentenced Gothic-Einflüsse anschieben, um eine relativ eingängige und unbeschwerliche Mixtur zu erzeugen. Die erwähnten Metallica-Bay-Thrash Elemente wandern in „Lycanthorpe“ dann zunehmend in den Hintergrund und nach vorne drängen sich düstere Zutaten, die keinen unnötigen Ballast mit sich bringen und so auch für Nicht-Gothic-Sympathisanten genießbar sind. Abgesehen von einigen spärlichen New und Death Metal Parts kommen in „Self-Terminate“ die Danzig Inspirationen voll und ganz zum tragen: schwergängig mit ebenso beklemmenden Vocals. Wer’s dagegen „geschmeidiger“ liebt, zappt schnell weiter zu „Solitude, My Friend“, einer sehr modern ausgefallenen Nummer, deren Melodie mich an das WAKE PIG Album der erst kürzlich hier vorgestellten amerikanischen Band 3 erinnert.

Die zweite Halbzeit beginnt wie schon die erste mit einem Intro („Autumnal“), welches dieses mal nur wesentlich verschlossener, gespenstisch und etwas apathisch ausfällt. Merkmale, die gottlob nicht auf die folgenden vier Tracks zutreffen. „The Forsaken“ besticht durch schöne hart/weich, schnell/langsam Wechsel und den mehr ins Gewicht fallenden Gothic und Pop (!) Nuancen, während Marko in „Thousand Storms“ dem Metallica-Schlager „For Whom The Bell Tolls“ frönt und dieses einzigartige Riffing urplötzlich in die übelste „Gothic-Suppe“ (nicht als abwertend aufzufassen) wirft. Weiter geht es mit prägenden Hooks im metallischen Gewand („Paint It Black“), dem leider das gewisse Etwas der vergangenen halben Stunde fehlt. Doch für was gibt es einen Album-Rausschmeißer, der alles wieder gerade biegt? „...'Til The End“ schließt mit seiner verträumten, verhaltenen Atmosphäre ANGEL BLAKE und meinen Trip durch die düsteren Klangwelten perfekt ab.

Fazit: Sentenced sind tot, es lebe Angel Blake. So etwas erfrischend „Tödliches“ ohne jeglichen Kitsch und Schmalz habe ich im arggebeutelten Gothic und Dark Bereich schon lange nicht mehr zu Gehör bekommen. Anstatt in weinerliches Geklimper zu verfallen, holzen Angel Blake mit virtuosen Soli und einem gehörigen Bay Thrash Brett die schwedischen Wälder ab, beschäftigen sich dennoch mit vielen tiefgehenden und ergreifenden, von Melancholie besessenen Parts. Bei ANGEL BLAKE können auch Musikfans, die sonst einen großen Bogen um den düsteren Sektor machen, bedenkenlos zugreifen.

VÖ: 10. März 2006

Tracklist:
1. The Force
2. Retaliate
3. Lycanthorpe
4. Self-Terminate
5. Solitude, My Friend
6. Autumnal
7. The Forsaken
8. Thousand Storms
9. Paint It Black
10. ...'Til The End

Anspieltipps: Retaliate, Lycanthorpe, The Forsaken, ...'Til The End

Band Line-Up:
Tony Jelencovich – Gesang
Marko Tervonen – Gitarre
Christian Älvestam – Gitarre
Örjan Wressel – (Contra)Bass
Janne Saarenpää – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – Angel Blake

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