Squealer-Rocks.de CD-Review
SolidVision - The Hurricane

Genre: Progressive Metal
Review vom: 26.03.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Italienische Metal Bands genießen hierzulande nicht unbedingt einen guten Ruf. Zu groß war die Flut an zweitklassigen Schwert schwingenden Rhapsody Kopien auf der einen, und nervtötenden Extrem – Fricklern, die Prog Musik mit Mathematik verwechselten und vor lauter Breaks die Melodien vergessen haben, auf der anderen Seite.
Schuld an dem Vorurteil, aus dem Stiefelland käme wenig Hörbares, ist wohl alleine die Musikindustrie, die jeden Hype gnadenlos ausgeschlachtet und in blinder Geldgier die wirklich guten Bands ignoriert hat.

Die Bestätigung hierfür liegt in Form von Solidvision vor, die ihre grandiose Scheibe ohne Label über ihre Homepage und einigen wenigen Mailorders verbreiten müssen.
Mann, da kommt eins der besten Prog Metal Alben der letzten Jahre aus Italien und die ansässige Phonoindustrie pennt!

Befasst man sich mit der Biographie der Band, tritt jedoch kurz das o. g. Vorurteil ans Tageslicht und ein seufzendes "Nicht schon wieder“ macht sich breit. Die Herren begannen nämlich als Coverband mit dem Schwerpunkt Dream Theater, und das 476.
Plagiat von Portnoy und Konsorten braucht man nun wirklich nicht.
Bekommt man hier auch nicht!

Klar, der Vergleich mit dem Traumtheater wird im Progressive Metal immer gerne genommen, weil man damit nie etwas Verkehrtes sagt und der Leser dann auch gleich eine ungefähre Vorstellung von der Mucke hat.
Bei meinen neuen Lieblingsitalienern beschränkt sich diese Parallele allerdings hauptsächlich auf den Gesang. Samuele Pintus klingt gelegentlich nach LaBrie, kommt für meine Begriffe aber etwas vielseitiger um die Ecke.

Genug der Vergleiche: "The Hurricane“ überzeugt in allen Bereichen. Jeder der 8 regulären Songs ist eine Granate, Qualitätsunterschiede gibt es keine, dafür Abwechslung zuhauf.
Die härteren Nummern, wie der brachiale Titelsong, sind im Wortsinne hart; hier hat man Freude daran, sich einen Hörschaden einzufangen. Double Bass vom Feinsten, schmetternde Gitarren und ein thrashiger Chorus lassen Schmerz zum Genuss werden – bevor dieser jedoch ernsthaft gesundheitsschädlich werden kann, sorgen eine traumhaft schöne Gesangslinie und ein entspanntes Break dafür, dass sich die Hassfresse in ein freudig – seliges Grinsen verwandelt.
Ganz große Kunst! Solch eine Intensität gab es zuletzt auf Stygma 4’s "Solum Mente Infirmis“ zu hören und das ist auch schon eine Dekade her.

Nicht minder faszinierend sind Midtempo Tracks wie das mitreissende "Panic“, bei dem man sich nicht entscheiden kann, ob man nun die Gesangs – oder Gitarrenmelodie besser finden soll. Sehr entspannend und schön, trotzdem mit genug Härte versehen.
Eine absolute Mixtur aus allen erdenklichen Zutaten der anspruchsvollen Rockmusik bietet dagegen "Shattered World“. Der große Pluspunkt von Solidvision ist es, hier und auf dem gesamten Album, zu keiner Sekunde sperrig oder konstruiert zu klingen. Das leichte 70er Prog Anleihen mit Folk Melodien, Power Metal Sounds und ein Maiden artiger Chorus wunderbar harmonieren können, hätte ich vorher auch nicht geglaubt.

Noch weniger geglaubt hätte ich jedoch, dass ich als bekennender Tränentreiber Hasser mal eine Ballade als Lieblingssong auf einem Album haben könnte. "Confusion“ ist an Schönheit und Traurigkeit kaum zu überbieten und die enorme Emotionalität, mit der Samuele hier über den Tod seines Vaters singt, und vor allen Dingen das dramatische Ende des Liedes, verursachen echt einen Kloß im Hals.

Aufgrund der fehlenden Labelunterstützung haben die Jungs ihre CD natürlich selbst produziert. Trotzdem hat "The Hurricane“ mitnichten Demo Charakter. Der Sound schwächelt zwar leicht im Drum Bereich, erfüllt ansonsten aber zu 99% den üblichen Standard im Progressive Metal Bereich – und der ist ja bekanntlich recht hoch.

Diese Band lege ich wirklich jedem Fan von hartem, anspruchsvollen Metal wärmstens ans Herz. Geht auf die Homepage der Band und hört Euch die Sound Samples an!

Tracklist:
1. Ivan (Intro)
2. The Hurricane
3. Spectrum
4. Will you back Home?
5. Panic
6. Train of Mind
7. Confusion
8. Endless War
9. Shattered World

Line Up:
Erik Riccardo Atzeni – Bass
Samuele Pintus – Vocals
Americo Rigoldi – Keyboards
Brian Maillard – Guitars
Yan Maillard - Drums

DISCOGRAPHY:

2004 - Eleven
2006 - The Hurricane

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