Squealer-Rocks.de CD-Review
Lucas, White, Edsey - LWE

Genre: Intrumental Rock
Review vom: 24.12.2006
Redakteur: Maddin
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Heidewitzka! An so eine Scheibe muss man sich als Review – Schreiber auch erst mal heran trauen: ein proggiges Instrumental Album an sich ist ja schon eine Herausforderung für den kritzelnden Nicht – Musiker. Beim vorliegenden Exemplar wird zudem lediglich auf Bass, Drums und Keyboard gesetzt – keine Gitarre!

Da macht sich beim Überstülpen des Kopfhörers schon ein wenig Unbehagen in der Magengegend bemerkbar.
Doch wie so oft im Leben ist alles gar nicht so schlimm, wie man im Vorfeld befürchtet hat und nach einer knappen Stunde sagt man überrascht: „Mann, ey! Das hat ja richtig Spass gemacht“.

In der Tat habe ich von diesem Album alles Mögliche erwartet. Von schwerer Klassik bis hin zu vertrackten Tastenwuseleien - nur eins nicht: gute Laune.
Statt ein vertontes Lehrbuch für Keyboarder aufzunehmen setzt Bandchef Frank Lucas auf Atmosphäre und Melodien satt.
Überhaupt sind Rock - typische Keyboard Sounds sehr sparsam gesät. Meistens beherrschen traditionelle Piano Klänge die Szenerie.

Womit auch eines gleich klargestellt werden muss: mit ROCK hat die ganze Sache hier sowieso recht wenig zu tun. Progressiv im Wortsinn, ja. Aber richtig rocken ohne Gitarre geht nun mal nicht.
Was jedoch – und das war meine größte Sorge – nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass man deswegen einem Jazz - Feuerwerk ausgeliefert ist.
Vom mit leichtem Hotelbar - Feeling versehenen „The Nightcap“ mal abgesehen, klingt hier kaum etwas schwülstig. Das proggige „Sleight of Hand and Foot“ zollt noch eine Menge Tribut an Lucas’ Lehrmeister Jordan Rudess (Dream Theater). Ansonsten sind keine egozentrischen Kabinettstückchen zu hören und wäre dieser Ausdruck nicht negativ behaftet, würde ich fast schon von „Easy Listening“ sprechen wollen.

Ich kann nur erahnen, wie virtuos Frank Lucas hier mit seiner Mannschaft zu Werke geht. Zumindest macht er es auch dem unbedarften Hörer sehr einfach, seine Musik zu geniessen. Bis auf die erwähnten beiden Ausnahmen schwankt das Album irgendwo zwischen Folk, Blues und fröhlicher Klassik. Die Songs haben einen sehr hohen Wiedererkennungswert und sind voller Emotionen. Mal sehr pathetisch wie im Opener „Liberty“, das ich mit seinem militärischen Touch und den Kinderstimmen am Anfang mal als dezente Kritik an der U.S. Politik deute. Hier glaubt man kaum, dass die Nummer tatsächlich 8 Minuten lang ist.
Dann wieder betont lustig bei „A Note To Jordan“ oder relaxt zum Ende des Albums mit „The Good Life“ (Billy Joel lässt grüßen).

Erwähnt werden muss noch die Violine, die dezent zum Einsatz kommt und tatsächlich in der Lage ist, ein komplettes Gitarrensolo zu spielen – zumindest etwas, was so klingt.

Dieses Album hat mir mehr als deutlich gezeigt, dass es sich immer wieder lohnt, mal ausgelatschte Pfade zu verlassen.
Mir fallen auf Anhieb 100 Alben ein, die trotz Gitarre und Gesang nicht mal halb so interessant sind wie diese zwar grenzwertige, aber absolut empfehlenswerte Scheibe.
Reinhören!

Tracklist:
1. Liberty
2. Sleight of Hand and Foot
3. A Note to Jordan
4. Hasta Manana
5. Waiting for Bela
6. The Nightcap
7. A dog and His Boy
8. The Good Life

Line Up:
Frank Lucas – Keyboards
Chuck White – Drums
Steve Edsey – Bass

Very Special Guest:
Edger Gabriel – Violin

DISCOGRAPHY:

2006 - LWE

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Lucas, White, Edsey - LWE (CD-Review)

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