Squealer-Rocks.de CD-Review
The Devin Townsend Band - Synchestra

Genre: Progressive Rock/Metal
Review vom: 27.01.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



„Total abgedreht!“ Mit diesen Worten leitete Prog-Kollege Maddin das neueste Machwerk des Strapping Young Lad Frontmannes Devin Townsend an mich weiter. Recht hat er, der Kollege, denn was uns der Herr Townsend mit seinen vier Mitstreitern vor den Latz haut, geht beinahe schon in die Kategorie „unbeschreiblich“ über. SYNCHESTRA bietet 14 mal Rock und Metal der progressivsten Sorte, bei dem jedes Stück für sich schon ein Review wert wäre. Der „Madman des Metal“ durchquert ganz neue Gefilde und stellt dabei die gesamte Rock/Metal-Botanik auf den Kopf.

Alleine die beiden „Einleitungssongs“ festigen diese These. „Let It Roll“ überrascht durch einen total deplazierten Titel und eine Weihnachtslied ähnelnde Melodie, auf die absichtlich gewählte einschläfernde Vocals folgen und in „Hypergeek“ wechseln sich stürmische, leicht Death Metal behaftete Elemente mit folkangehauchten Hooks ab, ehe es nach gut fünf Minuten mit „Triumph“ in das erste als vollständiges Lied bezeichenbare Glanzlicht von SYNCHESTRA übergeht. Mit Unterstützung des legendären Steve Vais an der sechssaitigen Klampfe verkörpert das Stück eine traurige Stimmung, die mithilfe von Anathema/Porcupine Tree/Opeth Vibes und etwas Pink Floyd, sowie den unterschiedlichsten Stimmlagen des Monsieur Townsend (von rockig tief bis „quälend“ hoch) zum Hörer gelangt. Überhaupt durchwandert Devin Townsend auf seinem nunmehr sechsten Soloalbum größtenteils moderne, wenn auch gelegentlich klassische progressive Klangwelten, in denen sein wandlungsfähiges Stimmorgan die Hauptrolle spielt und den Songs Leben einhaucht. Ineinander übergehend schließt sich dem ein weiteres Highlight („Babysong“) an, in dem einst nur aus der Klassik bekannte Spannungsbögen à la Tschaikowsky auf eine metallische Mixtur aus schnellen, harten, verfrickelten, aber auch mal sanfteren Tönen treffen.

Auf so viel Virtuosität folgt an Nummer fünf gesetzt („Vampolka“) Gitarrenpolka, über die sich alle Humpa-Eläkeläiset-Fans freuen dürften. Devin Townsend wäre jedoch nicht Devin Townsend, wenn er mit dieser Melodie nicht noch etwas anderes anstellen würde. Eben, und so findet sich nur ein Stück weiter mit „Vampira“ ein vollständiger auf Metal getrimmter Song, der dieser Melodie, nur riffbetonter, aufgreift. Auf SYNCHSTRA mag er es anscheinend seinen fünf bis acht Minuten langen Kompositionen ein kurzes Intro vorzusetzen. Anders lässt sich die Fülle der ineinanderübergehenden kurzen Tracks nicht erklären. „Mental Tan“ stimmt beispielsweise auf „Gaia“, ein auf Metal gedrillter Progschlager der Extraklasse, ein.

„Pixillate“ hantiert mit orientalischen Gesängen und tiefen Growls, plätschert allerdings gegen Ende vor sich hin, so dass der Hörer nach der dritten oder vierten Spielminute zum ersten mal bei SYNCHESTRA die „Skip-Taste“ an der Fernbedienung der Stereoanlage sucht. Leider bleibt es nicht bei dem einmaligen Betätigen dieser Taste. Denn „Pixillate“ leitet sozusagen eine ganze Reihe an ansatzweise interessanten, aber letzten Endes belanglosen und zu berechenbaren Songs (allen voran „Judgement“ und „A Simple Lullaby“) ein, die das Kräftemessen mit den vorangegangen Tracks deutlich verlieren. Erst mit dem finalen (den Bonus Track lassen wir mal außen vor) „Notes From Africa“ findet das Album zurück in die „abgefahrene“ Erfolgsspur.

Fazit: Mit SYNCHESTRA hat Devin Townsend zusammen mit seiner „Begleitband“ ein Album auf die Beine gestellt, das mit zu den besten seiner gesamten Musikerkarriere gehört. Trotz einiger Füllersongs gegen Ende des einstündigen Werks besticht die Platte durch die Harmonien aus modernen und klassischen Progelementen, die seinen heuer unantastbaren Gesängen unterliegen. Songs wie „Triumph“, „Babysong“ oder „Gaia“ stellen wahre Meisterstücke des sogenannten „Nu-Progs“ dar.

VÖ: 27. Januar 2006

Tracklist:
1. Let It Roll
2. Hypergeek
3. Triumph
4. Babysong
5. Vampolka
6. Vampira
7. Mental Tan
8. Gaia
9. Pixillate
10. Judgement
11. A Simple Lullaby
12. Sunset
13. Notes From Africa
14. Bonus Track

Anspieltipps: Triumph, Babysong, Vampira, Gaia

Band Line-Up:
Devin Townsend – Gesang, Gitarre
Brian Waddell – Gitarre
Mike Young – Bass
Ryan van Poederooven – Schlagzeug
Dave Young – Keyboards

DISCOGRAPHY:

1997 – Ocean Machine
1998 – Infinity
2000 – The Physicist
2001 – Terria
2003 – Accelerated Evolution
2006 – Synchestra

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