Squealer-Rocks.de CD-Review
Staggering Leech - Staggering Leech

Genre: Rock
Review vom: 25.07.2005
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Es gibt Ankündigungen, die machen echt Angst. Zum Beispiel diese hier vom Kollegen Maddin: „Ich schick Dir mal ne Debut-Scheibe zum Besprechen, die klingen wie ne Mischung aus Rose Tattoo und Bruce Springsteen“. Hä? Von Staggering Leech ist die Rede, einer mir bis dato völlig unbekannten Kapelle. Wollen wir also mal testen, wie Bruce Tattoo so tönt ...

Manche Reviews fallen echt schwer, und das Debut von Staggering Leech gehört ohne Zweifel dazu. Nicht, weil die Scheibe Müll wäre, ganz im Gegenteil: Der Vierer präsentiert einen ganz eigenen Stil, der sich jeder Schubladenzugehörigkeit entzieht und einen Schreiberling zur Verzweiflung treiben kann. Inwieweit Rose Tattoo und / oder Bruce Springsteen beim Songwriting Eingang gefunden haben sei mal dahingestellt, sicher ist, dass die 12 Songs der Scheibe tief verwurzelt sind im erdigen Rock der Siebziger. Während der rock’n’rollige Opener „Whisky“ noch Anleihen an die Stones enthält, entwickelt der Rest des Longplayer herrlichen old-fashioned Rock mit einem ganz leicht psychodelischen (oder, wie der Rocker von heute es ausdrücken würde: Stoner) Touch. Die ganze Produktion, insbesondere die Gitarren, klingen herrlich warm und im besten Sinne altmodisch, deutlicher kann man sich vom seelenlosen Elektro-Pop der Neuzeit nicht distanzieren. Dazu das eigenständige Organ von Frontmann Mathias Beth, nicht schön im klassischen Sinne, aber charismatisch und eigenständig und damit passend zum Sound der Band wie Arsch auf Eimer.

Beim Songwriting zeigt der Vierer mächtiges Potential: Verursacht die Scheibe beim ersten Durchlauf ein zufriedenes Nicken, kann man sich ihr mit fortlaufender Rotation einfach nicht mehr entziehen. Auch wenn nicht jeder Song ein Volltreffer ist, haben Staggering Leech ein paar richtig große Momente auf ihrem Debut eingetüt, die dich einfach nicht mehr loslassen. Die luftige Nummer „U.F.O.“ kommt sogar mit richtigem Hitpotential rüber – wenn denn richtige Mucke anno 2005 noch Chancen auf einen Hit hätte. Dagegen sollten Abgeh-Nummern wie „Blue Monday“ oder „Goodbye Argentina“ mit ihren mitgröhl-kompatiblen Refrains live für mächtig Stimmung sorgen, wenn ich mich nicht täusche.

Ganz ohne Kritik geht’s dann aber doch nicht: Klar, die Texte mögen nicht soo wichtig sein beim Rock’n’Roll, aber bei Textzeilen wie „there is the music good, believe me, and let’s drink some whisky“ rollen sich nicht nur dem grammatikkundigen Englischlehrer die Fußnägel hoch. Ansonsten bieten Staggering Leech allerdings tatsächlich nicht viel Angriffsfläche. Wenn auch dem ein oder anderen Song vorzeitig die Luft ausgeht, bietet die Debut-Scheibe im positiven Sinne „einfachen“, grundehrlichen Rock, irgendwo zwischen Biker-Stoff und Retro und zeigt eins ganz deutlich: Der Underground lebt auch heute, wobei Staggering Leech ohne Zweifel das Zeug haben, in’s Licht der breiten Öffentlichkeit zu treten.

Bestellen könnt ihr die professionell aufgemachte Scheibe übrigens direkt auf der Bandhomepage, und zwar für 12 Bucks inclusive (!) Porto. Dort könnt ihr euch auch Audio Samples der Songs anhören und euch davon überzeugen, dass ich hier keinen Scheiß schreibe.


Tracklist:
01. Whisky
02. Voice Of Thunder
03. Blue Monday
04. Goodbye Argentina
05. Sun And Moon
06. U.F.O.
07. Dedication
08. Coming Home
09. Bad Luck
10. Give Me A Sign
11. Rainbow
12. First Song

Lineup:
Mathias Beth (v)
Matthias Lohse (g)
Sven Lohse (b)
Swen Ostermann (d)

DISCOGRAPHY:

2005 - Staggering Leech

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