Squealer-Rocks.de CD-Review
Prototype - Continuum

Genre: Progressive Power Metal
Review vom: 26.05.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Wir haben schon lange nichts mehr von der nordamerikanischen Power Metal Maschinerie, die solch tolle Acts wie Nevermore hervorgebracht hat, gehört. Hat man sich so stark von der skandinavischen Dominanz beeindrucken lassen oder herrscht der kreative Notstand zwischen Miami und Anchorage? Von beidem eigentlich nichts so wirklich. Denn, seit wann lassen sich Amerikaner in die Schranken weisen? Das wären ja ganz neue Töne, die da angeschlagen werden. Werden sie aber nicht. Dafür sorgen Prototype, die über ein dänisches Label (welch Ironie) ihren neuesten Longplayer, CONTINUUM, veröffentlichen.

Die Mixtur scheint zu stimmen, um den ganz Großen Paroli bieten zu können. Das Soundfundament setzt sich aus, für Power Metal westlich des Großen Teichs unverzichtbarem, guten alten Bay Thrash der Marke Testament zusammen, hat allerdings keine größere Bedeutung als die Taktvorgabe. Darüber hinaus wird insbesondere mit dem riesigen gesanglichen Spektrum des Herrn Vince Levalois hantiert – was auch nicht verwundert, bei diesem exzellenten, sauberen und extrem ausdrucksstarken Organ, das sich ohne Weiteres mit denen der Progübermenschen Ray Alder (Fates Warning) oder Andrew 'Mac' McDermott (Threshold) messen lassen kann. Egal was er für Worte von sich gibt, sie nehmen einen im Sturm ein. Tolle Stimme!

Klar, dass man solch einem Stimmkelchen einen größeren Entfaltungsraum zur Verfügung stellt. Die Gitarrenarbeit, für die er zu 50 Prozent ebenfalls zuständig ist, lässt sich davon jedoch nicht einschüchtern. Nevermore-artig wird aufs Tempo gedrückt, semi-progressive Soli werden vom Stapel gelassen, balladeske Versatzstücke eingeschoben und heftige Breaks gesetzt, dass einem der Atem stockt. Diese Breaks haben noch einen weiteren Namen, nämlich Damion Ramirez, dessen eher unkonventionelles, von südlichem Temperament durchschliffenes Schlagzeugspiel sich enorm abhebt, wie wohl kaum ein zweites.

Technisch ist das alles also aller erster Güteklasse, aber, wie schon bei den von Kollege Maddin vor einigen Wochen vorgestellten Herod, fehlen dem Power Metal „Made in North America“ die zündenden Ideen, die so genannten Highlights, die sich wie ein Siegel in die Köpfe der Fans brennen – das, was die vornehmlich aus Schweden und Finnland stammende Konkurrenz anscheinend spielend auf die Reihe bekommt. Ob ein außenstehender Produzent dabei vielleicht geholfen hätte, ist schwer zum mutmaßen, aber zumindest eine nicht von irgendwo hergeholte Spekulation. Ich will das klarstellen: CONTINUUM ist auf jeden Fall ein erhabenes Album, vorgetragen von drei bzw. vier absoluten Könnern. Einzig auf die ganz großen Momente warte ich vergebens. Schade.

Fazit: Aus CONTINUUM wäre sicherlich mehr zu holen gewesen, als es Vince Levalois, Kragen Lum und Kirk Scherer letztlich getan haben. Abgesehen davon müssen wir aber festhalten, dass in den Staaten noch immer hochwertiger, progressiver, vom Thrash durchzogener Power Metal nach altem Rezept gebraut wird. Es wird geklotzt, nicht gekleckert, wenn auch ohne die gewisse Zutat, die, so scheint es, in Nordamerika nur noch sehr rar angebaut wird.

VÖ: 26. Mai 2006

Tracklist:
1. The Way It Ends
2. Probe
3. Devotion
4. With Vision
5. Synthespian
6. Sea Of Tranquility
7. Transcendent Velocity
8. Seed
9. Undying
10. Heart Machine
11. Cold Is This God

Anspieltipps: Devotion, With Vision, Heart Machine

Band Line-Up:
Vince Levalois – Gesang, Gitarre
Kragen Lum – Gitarre
Kirk Scherer – Bass

DISCOGRAPHY:

1997 – Cloned (MCD)
2002 – Trinity
2006 – Continuum

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