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Phoenix Mourning - When Excuses Become Antiques

Genre: Modern Metal
Review vom: 21.04.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Vor wenigen Jahren haben Bands wie Killswitch Engage und Konsorten mithilfe der sogenannten „New Wave of American Heavy Metal“ dem Wechselspiel von klarem Gesang zu Grunzgesang und umgekehrt eine größere Plattform in der internationalen Musikszene verschafft. Phoenix Mourning aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten könnten mit ihrem bereits hochgelobten Debüt WHEN EXCUSES BECOME ANTIQUES und ihrer radiotauglichen Umsetzung den inzwischen etwas zwiespältigen Begriff „Metalcore“ weiter salonfähig machen.

Wie bei so vielen als „modern“ verschrienen Bands führt auch bei Phoenix Mourning der Weg nur über die schwedische Ausnahmecombo In Flames. Nur, im Gegensatz zur nicht mehr enden wollenden, meist aus kommerziellen Zwecken von den großen Plattenfirmen ins Rennen geschickten, Masse hängen sich Phoenix Mourning nicht an den „flammenden“ Überalben CLAYMAN und REROUTE TO REMAIN auf, sondern verpacken diese klar erkennbaren Einflüsse in eine eigenständig erklingende Mixtur, die viel Raum zur Entfaltung lässt. Insbesondere wechselt bei dem Quintett der Härtegrad oftmals unerwartet (nachzuhören zum Beispiel in „Niche'“ oder „When The Sky Falls“) und nicht nach dem einfachen, unermüdlichen Schema F (sprich: Strophen im heftigstem Donnerwetter, Chorus in fast balladesker Manier).

Zentrum des Sounds, der sich instrumental aus abgehackten Riffs, schnellen Drumbeats und vielen Spielereien mit Akustik und Elektrosamples zusammensetzt (daher auch die Genrebezeichnung „Modern Metal“ und nicht „Metalcore“), ist Oberschreihals und Popsänger (entschuldigt die Verwendung dieses Wortes) Jeremiah Ruff, der die persönlichen Geschichten der Bandmitglieder auf zwei total unterschiedliche Weisen zur Show stellt: Zum einem markiert er den aggressiven, in Ekstase verfallenden und im Hardcore verwurzelten Shouter und zum anderen repräsentiert er den auf Melodik und Punktgenauigkeit ausgelegten, an Alternative Rocker heranreichenden „klaren“ Sänger. An und für sich nichts allzu außergewöhnliches, doch Phoenix Mourning legen diese beiden wie schwarz und weiß erscheinenden Gesangslinien übereinander, lassen mal die eine, mal die andere den Ton angeben und so weiter und so fort.

Die einzige Ausnahme, die Klasse des Materials nicht erreicht, stellt ulkigerweise (und daher muss es auch erwähnt werden) der Albumeinsteiger „Across Twenty-Six Winters“ dar. Ich weiß ja nicht, was sich die angesehenen Produzenten Tom und Jim Morris, die ansonsten sehr viel Wert auf Sauberkeit und Ausdruckskraft gelegt haben, bei dieser scheppernden Umsetzung eines eigentlich sehr interessanten Stückes gedacht haben, aber so wie das Stück auf Platte ausfällt, bringt man den potenziellen Käufer nicht in eine all zu positive Stimmung. Zu allem Überfluss passt gerade in diesem Song die Hierarchie der Gesangsarten überhaupt nicht zusammen: Bei den übereinandergelegten Gesangspart geht der bedächtige, melodische im wilden Gebrüll förmlich unter. Gott sei Dank machen wir eine Platte nicht an der Eröffnungsnummer dingfest, zumal WHEN EXCUSES BECOME ANTIQUES das auch gar nicht verdient hätte.

Fazit: Bullet For My Valentine und ihre MTVIVA Dauerrotation „All These Things I Hate“ müssen sich warm anziehen. Denn mit Phoenix Mourning und dem 13-Song-Debüt WHEN EXCUSES BECOME ANTIQUES steht den Jungspunden, um das Robert Flynn Imitat am Gesang, ein verdammt williger Konkurrent gegenüber, dem es gelingt den Hörer für mehr als drei Minuten, trotz dem schlecht gewählten Opener, zu fesseln. Für alle Fans des modernen extremen Metals (auch Metalcore genannt) dürfte es sich bei WHEN EXCUSES BECOME ANTIQUES mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit um eines der Genrehighlights des bisherigen Jahres handeln.

VÖ: 21. April 2006

Tracklist:
1. Across Twenty-Six Winters
2. Contrast
3. Niche'
4. One January Morning
5. When The Sky Falls
6. From Afar
7. A New Decor
8. Etched
9. The Ornament
10. Waiting For The King
11. My Future Actress
12. Glasskiss
13. 12.5

Anspieltipps: Contrast, From Afar, A New Decor, Etched

Band Line-Up:
Jeremiah Ruff – Gesang
Ahmed Smith – Gitarre
Stephen Bowman – Gitarre
Marshall Gibson – Bass
Kerry DeWitt – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2006 – When Excuses Become Antiques

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