Squealer-Rocks.de CD-Review
Andy Jones - Unspoken

Genre: Rock
Review vom: 08.10.2016
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Timezone Records



OK - im Grunde fragt man sich erstmal, weshalb Andy Jones überhaupt ein Solo Album herausbringt. Schliesslich ist seine Truppe Ferryman auch nix anderes als Andy Jones mit Begleitband.

Nun, das Prozedre ist schon nachzuvollziehen: Unter dem Banner Ferryman frönt der Allround – Künstler dem Heavy Rock / Hardrock, während er Solo eher gemäßigte Wege beschreitet.
Doch ich gebe zu: Beim Titeltrack zu Beginn überkommt mich schon etwas Angst.
Keine Frage - „Unspoken“ ist eine wirklich wunderschöne Ballade und präsentiert dem Hörer gleich zu Beginn, welch' grandiose Songwriter - Qualitäten dieser Mann hat. Alleine die Dramaturgie dieses im Duett mit der fantastisch singenden Annika Redmann präsentierten Tracks erinnert an Classic Rock Klopper der Marke Uriah Heep im Juli.

Warum dann Angst? Weil ich die Befürchtung hatte, der Gute würde nun ein Album voller Balladen auf meinen Biertisch legen.
Tut er aber nicht! Im Gegenteil!
Beim folgenden „If You Dare“ heisst es: Hoch die Tassen!
Perfekter Mitwipp/ Klatsch Kneipen - Rock mit ganz dezenten Irish Folk Tunes und einer Menge Modern Country Feeling. Megastars wie Keith Urban oder Garth Brooks würden „Mega – Viele“ Dollars zahlen, um so einen Hit in ihrer Vita zu haben, der im U.S. Radio garantiert in der Dauerrotation laufen würde. Der treibende Rhythmus, die tollen Harmonien - -JAAA - ich sitze im Cabrio und fahre den Highway in Arizona Richtung Grand Canyon....

So, wir verlassen die schöne Gegend im Südwesten der USA und betreten wieder eher unschöne Gefilde. Wobei: Der ziemlich hart gezockte Alternative / Grunge / Stoner Rock Klopper „Give me a Reason not to love You“ ist ja nicht unschön im Wortsinn. Klingt aber schon ziemlich unlustig, zwar nicht negativ, aber schon dramatisch. Sehr gewaltig, aber eben auch sehr ernst. Diesen Song bezeichne ich als typisch britisch.

Aus dem eher rauen England begeben wir uns nun ganz nah ins eigene Bett und kuscheln uns in Decke und Kopfkissen. „Smile in my Sleep“ ist eine typische Andy Jones Ballade. Wie? Ihr wisst nicht, was eine typische Andy Jones Ballade ist? Nun, sooooo simpel: Ein Mann mit einer absolut tollen, leicht rauen und einfach GEWALTIGEN Stimme intoniert zu Piano – Klängen unfassbar geile Melodien. Wer hier an einen Jon Oliva denkt, der liegt abslolut richtig! Und mal ganz ehrlich: Ich gehe kaputt bei diesem Song - echt kaputt!!!

Zum Glück wird’s nun wieder locker - flockig: „Forgot to forget You“ ist entspannter Rock der Marke Brian Adams oder neue Bon Jovi - und plötzlich sitze ich wieder im Cabrio.....
„Her Silent Request“ ist komplett von Annika Redmann, die wirklich einen tollen Job macht, gesungen. Eine Ballade, lediglich vom Piano begleitet. Sehr schön, aber unpassend im Gesamtkontext – sagt der Altrocker.
Das Gegenstück dazu, „His silent Reply“, ist wieder von unserem Andy intoniert und kommt ganz schön schwermütig, fast depressiv, daher. Die Violinen – Klänge sind echt traurig und traurig will ich als Biertrinker nicht. Dennoch eine tolle Komposition.....

Und was passiert jetzt? Scheisse—es geht balladesk weiter. Nein! Nicht Scheisse! Aber eben ruhig - zu ruhig für den feierfreudigen Biertrinker. „Do we have the Feel...“ ist mir dann doch eine kleine Schleimspur zu schmalzig. Wohl eher was für den Damen - Abend mit „Bridget Jones“ im DVD Player...
Und schon geht es weiter mit der Akustischen, diesmal hat auch die Herrenrunde ihren Spaß - -zumindest bedingt. Der Ferryman Track „Don't look“ ist natürlich ein kompositorisches Schwergewicht, allerdings kann diese akustische Version nicht gegen das fette Original anstinken---muss man mal so sagen.
Es bleibt ruhig im Universum des Andy Jones, wobei: Die Emotionen bei „Betrayal“ laufen Sturm und erzeugen mächtig Krawall im Körper beim Hören dieser unfassbar geilen, lediglich von Piano und Streichern begleiteten, Ballade. Für die mit Worten kaum zu beschreibende Gesangsleistung hat sich Andy Jones allerdings keinen Gefallen getan. Ich werde ihn nämlich beim nächsten Gig für dieses Meisterwerk nicht nur umarmen, sondern wahrscheinlich sogar küssen - mit Bierfahne! Das hat er nun davon!
Das Finale setzt allem noch einen drauf! „My Heart My Head“ macht mich FAST sprachlos! WAS IST DAS DENN??? Eine krude Mischung aus Bruce Springsteen und Bob Dylan, die eine Dramaturgie bietet, die schlicht unfassbar ist.

Fazit: Ich habe noch nie –NOCH NIE!!! - ein Singer / Songwriter Album gehört, das mich so fasziniert hat! Bisher habe ich „Nebraska“ vom Boss für das Ultimo gehalten. Doch das, was Andy Jones hier abliefert, haut mich echt weg!!!
Von den 11 Songs sind mindestens 7 so geil, dass man sie auch in 10 Jahren noch hören wird.
Und mit „If You Dare“ und „My Heart, My Head“ hat der Sympathikus aus Osnabrück zwei echte Evergreens geschaffen.

Die Produktion ist zudem gut gelungen, sehr organisch, das Ganze klingt nach Proberaum im positiven Sinn. Man denkt, der olle Andy sitzt neben mir.
Und noch einmal: „My Heart, My Head“ ist der wahrscheinlich beste Rocksong der letzten 10 Jahre!!!

Tracklist:
1. Unspoken
2. If You Dare
3. Give me a Reason not to Love You
4. Smile in my Sleep
5. Forgot to forget You
6. Her silent Request
7. His silent Reply (Run together)
8. Do We have to feel the Magic every time?
9. Don't look
10. Betrayal
11. My Heart, My Head

DISCOGRAPHY:

2016 - Unspoken 2018 - Shield

SQUEALER-ROCKS Links:

Andy Jones - Unspoken (CD-Review)
Andy Jones - Shield (CD-Review)

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