Squealer-Rocks.de CD-Review
PAX - 10.000 Words

Genre: New Rock
Review vom: 30.03.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Um ehrlich zu sein: In Sachen massenkompatible Rocksongs haben die Vertreter der modernen Gruppierungen allesamt Nachholbedarf. Zehnmal die gleiche Sülze auf CD zu packen, damit kann man sich im Normalfall keinen Blumentopf verdienen, auch wenn The Ramones und Die Toten Hosen dies jahrelang äußerst erfolgreich betrieben haben. Wir verlangen ja keine bahnbrechenden Innovationen, aber etwas mehr als berechenbares „Gedudel“ dürfte es schon sein. Schauen wir mal, ob PAX mit ihrem Debüt 10.000 WORDS (ich habe nicht nachgezählt, ob die Band auch genau 10.000 Wörter verwendet) neue Frische reinbringen können.

Die berühmten Zeichen stehen zunächst gut, sehr gut sogar. Mit Anders „Theo“ Theanders (Pain Of Salvation, Timeless Miracle) nahm einer der Meister seiner Zunft den Platz hinter den Reglern ein und verpasste PAX einen zeitgemäßen, druckvollen und sauberen (vielleicht etwas zu sauberen) Sound, mit dem man sich mit den ganz großen Namen messen lassen kann – sehr zur Freude der „Bandeigentümer“ Christian und Michael Fridh, aus deren Feder jedes der zwölf Stücke stammt. Letzterer, der über Umwege von Keyboards über Gitarre, Bass und Schlagzeug schlussendlich am Gesang angekommen ist, bringt dieselben Merkmale wie die eben angesprochene Produktion mit sich. Darüber hinaus verfügt er über genug Potenzial, um in die weltweite Elite vordringen zu können. Auf 10.000 WORDS agiert er mit seinen meist im ruhigen mittleren Tonbereich liegenden Vocals bereits sehr dominant und einnehmend, was gleichzeitig auch wieder ein Verdienst von „Theo“ Theander ist, der Michael Fridhs Stärken wohl erkannt hat.

Aufgrund dieser hervorstechenden Gesangsperformance lässt sich das weitere Klangspektrum der Truppe, bei der kein Geringerer als SG Peterson die Tasten bedient, anhand von zwei passenden Beispielen (die Single „Why This Had To Be“, von der es auch ein Video auf dieser CD gibt, und der Titeltrack und Albumopener „10.000 Words“) beschreiben: tempo- und härtetechnisch zurückhaltend, die Gitarren in den seltensten Fällen auf Sturm ausgerichtet, im New Rock à la 3 Doors Down, Staind, Prime Sth und Co. verharrend und stark auf das Stimmkelchen des Frontmannes ausgerichtet, zusätzlich angereichert mit Elektrosamples, leichten Pop und Hip Hop Attitüden (hauptsächlich im Bezug auf die Gesangsgestaltung), sowie balladenhaften Arrangements und den genretypischen „Sing-a-long“ Chorus, die sich nach Möglichkeit beim ersten Durchlauf in den Gehörgängen des verwöhnten Konsumenten festsetzen.

Das war es dann auch schon mit der Herrlichkeit im Staate PAX, denn nicht Michael Fridh, sondern ein dicker fetter Minuspunkt spielt die erste Eindrucksgeige auf 10.000 WORDS. Das gesamte Songmaterial fällt von A bis Z viel zu brav und rund aus, Ecken und Kanten fehlen fast gänzlich und so ist man auf der Suche nach Highlights auf verlorenem Posten. Wie soll sich auch ein Stück hervorheben, wenn die Unterscheidung alleine schon schwer fällt? Vergebens wartet man auf unerwartete neue Elemente oder eine weitere Komponente im Bandgefüge, welche das Ruder an sich reißt. Das alles ist vergleichbar mit einer unnützen Gesprächsrunde, bei der keiner Tacheles redet. OK, das „unnütz“ streichen wir im Falle von 10.000 WORDS…

Fazit: Ein weltklasse Sänger, vier weitere erhabene Musiker und eine tolle Produktion, aber wo bleiben die großartigen Songs, an denen eine Band und ihr Album nun mal gemessen werden? Hier und da mal ein nett gemeinter Gedanke, ansonsten regiert ein wenig die gähnende musikalische Leere (Entschuldigung für dieses harte Wort), die man in Zukunft mit ausgefeilterem und von den Genregrenzen entfliehendem Songwriting bekämpfen muss. Noch beschäftigen wir uns mit der Gegenwart und in eben dieser lassen PAX genau das vermissen, nach dem ich zu Begin so hoffnungsvoll gepredigt habe: die nötige Frische! Wem dieser Kreativitätsmangel schnurz-pieps-egal ist, kann bei 10.000 WORDS bedenkenlos zugreifen. Wem das nicht am Allerwertesten vorbeigeht, kann es bei einem kurzen anchecken belassen.

VÖ: 30. März 2006

Tracklist:
1. 10.000 Words
2. Come Out Of The Rain
3. Why This Had To Be
4. Drowning
5. Tears
6. Bring Me Down
7. Pain
8. One Step Closer
9. Rewind
10. Someone
11. Learn From My Mistakes
12. You're No Good
13. Why This Had To Be (Video)

Anspieltipps: 10.000 Words, Why This Had To Be, Tears

Band Line-Up:
Michael Fridh – Gesang, Bass, Programming
Christian Fridh – Gitarre, Backing Vocals
Stefan Eldevall – Gitarre
Jaime Salazar Perez – Schlagzeug
SG Peterson – Keyboards, Programming

DISCOGRAPHY:

2006 – 10.000 Words

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