Squealer-Rocks.de CD-Review
Jorn Lande & Trond Holter present Dracula - Swing of Death

Genre: Symphonic Metal / Heavy Rock
Review vom: 27.01.2015
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 23.01.2015
Label: Frontiers Records



Machen wir uns nix vor: Der Name Jorn Lande hatte in den Jahren 2010 – 2013 nicht den besten Klang in der Szene – ganz im Gegensatz zu der Stimme des kleinen Norwegers. Das der Gute zu den besten Sängern der Welt gehört, ist unbestritten.

Jedoch hatten wir es hier mit einem klassischen „Overkill“ zu tun. Zwei Solo Alben pro Jahr, dazu etliche Compilations oder Tribute / Cover Scheiben und kaum ein Projekt, an dem der stimmstarke Nordmann nicht beteiligt war. Kaum verwunderlich, dass ein Großteil der Musikfreunde ein genervtes „...Och, nee, nicht schon wieder der Lande...!“ von sich gab. Zudem waren die Alleingänge des Herrn Lande zwar niemals richtig schwach, aber wiesen doch einen eklatanten Mangel an Abwechslung beim Songwrtiting auf, was an und für sich keine Schande ist. Der Mann muss nicht zwangsläufig gut komponieren können - es reicht, wenn er geil singt!

Gottlob hat unser bescheidener Lieblings – Norweger das nun auch begriffen und ist seit einiger Zeit wieder auf dem richtigen Weg. Heisst, er hat den Veröffentlichungs - Output herunter geschraubt und vertraut sich nun auch endlich kompetenten Songwritern an und fungiert lediglich als Co - Autor.
Was auf dem letzten Allen / Lande Scheibchen so hervorragend funktioniert hat, findet hier seine fulminante Forstetzung – wenn auch in komplett anderer Form.

So hat die Saga vom ollen Blutsauger wenig mit flottem Melodic Metal zu tun , sondern ist gar nicht so weit weg von den schon erwähnten Alleingängen untern dem Banner Jorn, aber doch irgendwie anders - und auch besser!

Soll heissen, es regiert in der vertonten Welt des Grafen mit den spitzen Zähnen der dramatische Heavy Rock, der jeden Fan von DIO, Black Sabbath oder auch Rainbow selbst zum lüsternen Vampir werden lässt, der statt Blut jedoch geile Töne aus seinem Kopfhörer saugt (ich hätte niemals gedacht, dass ich mal so einen Scheiss schreiben würde – aber manchmal ist halt einem danach....).
Gut, das waren jetzt nur einige ganz dezente Paralellen, um die Gesamtheit des Albums zu beschreiben.

Und wer geglaubt hat, nach dieser langen Vorrede würde das Album schnell abgehandelt, der kennt den ollen Maddin schlecht. Wir machen jetzt mal schöööööön eine Song für Song Besprechung.
Also: Pulle Bier auf, Kippe an und der Herzdame sagen:“ Schatz, wird später heute“.

Die Metal Oper über den rumänischen Blutsauger beginnt mit „Hands of Your God“ zunächst wunderschön und harmonisch. Ein tolles Gitarren – Thema, akustisch und mit viiiieeel Romantik leitet eine schleppende Heavy Walze ein, die locker von Black Sabbath sein könnte. Nur halt mit einem besseren Sänger! Was sich auf dem aktuellen Allen / Lande Output angedeutet hat, wird nun sozusagen amtlich: Jorn Lande hat sich endgültig von der bluesigen Attitüde wie auf „The Duke“ verabschiedet und gibt seiner gottgleichen Stimme endlich wieder den Raum, den sie verdient. Er brüllt, schreit und es hört sich sooooo geil an!!!

Noch deutlicher wird dies bei der Single „Walking on Water“, ein Midtempo - Klopper, der locker auf Jorns Solo Scheibchen stehen könnte und an - natürlich – den großen DIO erinnert. Das Gitarren – Solo des eigentlichen Kopfes dieses Projekts, Trond Holter, ist zwar frech bei Gary Moore geklaut, aber wen stört das, wenn es sich geil anhört? Und es hört sich richtig, richtig geil an!!! Alleine das leicht verzögerte Riffing im Chorus und dazu Jorns wütender Gesang sorgen für Entenpelle ohne Ende.

Jau, bevor wir weitermachen, muss man eben diesen Trond Holter mal erwähnen. Haupberuflich ist der Gute Saitenzupfer bei den Glam Rockern von Wig Wam und wollte mit diesem Projekt wohl mal beweisen, was er wirklich kann. Und was für kompositorische, sowie instrumentale Fähigkeiten der Mann hat, wird spätestens beim ober – hyper – megageilen Titeltrack deutlich. Der Track hat in der Tat einen dezenten Swing - Touch und erinnert zuweilen ein bisserl an frühe Queen. Oder eher an Meat Loaf? Egal, in jedem Fall bietet das Dingen eine enorme Musical - Schlagseite, die nach einer Live - Darbietung schreit und zum Schunkeln einlädt. Dass ein Erbsenzähler wie ich beim Chorus etwas allzu offensichtliche Parallelen zu dem ebenfalls von Meister Lande intonierten „We're on our Way“ von Ken Hensley erkennt, sei nur am Rande erwähnt und ist – eben! - Erbsenzählerei und tut dem Hörgenuss keinen Abbruch.

Doch wer dachte, jetzt wäre der Zenit erreicht, täuscht sich gewaltig. Jetzt wird’s erstmal richtig geil! Der „Masquerade Ball“ beginnt mit dezenten Flamenco (!) - Vibes zunächst ruhig, nur um dann zu einem gewaltigen akustischen Inferno zu werden. Der Begriff „symphonisch“ ist hier noch untertrieben, wobei die Flamenco – Elemente immer wiederkehren und sich mit leicht progressiven Tunes abwechseln. Was für ein gewaltiges Stück Musik!
Aber auch jetzt ist der Höhepunkt noch nicht erreicht. Bei „Save Me“ kommt Lena Fløitmoen Børresen als Partnerin ins Spiel. Die Dame verfügt über eine glockenklare, beinahe liebliche Stimme, die dennoch absolut kraftvoll rüberkommt. Das muss sie auch sein, bei diesem knochenharten Track, der trotz der Härte mit einem fast ABBA – mäßigen Chorus durch Siebenbürgen wandert. Herrlich, einfach nur herrlich und ergreifend. Moderner, traditioneller (KEIN WIDERSPRUCH!!!) Metal in Vollendung.

Etwas traditioneller fliesst der „River of Tears“ in unsere Ohren. Während der Song an sich eher an die Jorn Sachen mit DIO / Rainbow Schlagseite erinnert, wartet der Refrain wieder mit einem extremen Meat Loaf /ABBA / Musical Feeling auf. Habe ich es schon mal erwähnt? Geil!
Und es wird immer besser! „Queen of the Dead“ beginnt wieder mal beinahe besinnlich und verwandelt sich dann – eingeleitet vom besten Jorn Lande Schrei seit etlichen Jahren – in die härteste Nummer des Albums. Was Trond Holter hier zum rasend schnellen Ende hin an Klampfenkunst ablässt, ist überirdisch!

Es geht ähnlich hart weiter, wobei „Into the Dark“ der schwächste Titel des Albums ist. Zwar bewegt sich das metallische Duett noch weit über dem Durchschnitt, aber das ist in der Gesamtheit dieses Werks zu wenig. Beim folgenden „True Love Through Blood“ kann Trond Holter seine Fähigkeiten bis zum Ende zeigen. Ein Instrumental der absolut nicht langweiligen Art.
Zum Finale, mit „Under the gun“ betitelt, duellieren sich beide Vokalisten noch einmal in bestechend guter Form und geben dieser episch angelegten Komposition den Rahmen, den sie verdient. Symphonischer Metal par excellence.

Fazit: Brauchen wir das noch? Ach, komm' - wir haben eh schon überzogen. „Dracula“ ist das geworden, was uns versprochen wurde, eine Metal / Rock Oper, die sich vor Kotzev's „Nostradamus“ nicht zu verstecken braucht. Tront Holter hat bewiesen, dass er epischen Rock / Metal komponieren kann und zu den besten Gitarristen der Szene gehört. Und Jorn Lande liefert seine beste Gesangsleistung seit Beyond Twilights „The Devil's Hall of Fame“ ab. Viele Kollegen anderer Webzines sprechen bereits jetzt schon von einem der Highlights des noch jungen Jahres. Ich schliesse mich an!

Tracklist:
Hands Of Your God
Walking On Water
Swing Of Death
Masquerade Ball
Save Me
River Of Tears
Queen Of The Dead
Into The Dark
True Love Through Blood
Under The Gun

Line Up:
Jorn Lande – Lead Vocals
Trond Holter – Guitar
Bernt Jansen – Bass
Per Morten Bergseth – Drums
Lena Fløitmoen Børresen – Duet vocals on “Under the Gun", "Into the Dark", "Save Me" and "River of Tears”

DISCOGRAPHY:

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