Squealer-Rocks.de CD-Review
DragonForce - Maximum Overload

Genre: Power Metal
Review vom: 27.07.2014
Redakteur: Siggi
Veröffentlichung: 15.08.2014
Label: earMUSIC



Fünfzehn Jahre DragonForce und Studioalbum Nr. 6! „Maximum Overload“ ist … ist … ist … Ach Scheiß, es haut mich schlicht weg aus den Latschen!

Das Londoner Truppe gehört nicht unbedingt zu den Bands, die mich von Anfang an begeistert haben, sondern ich geb zu, dass ich eine gewisse Eingewöhnungszeit gebraucht hab. „Schön hören“ nennt man das wohl. Hat aber nicht lange gedauert bis sie vom „Wackelkanditaten“ zum Favoriten befördert wurde! Man hasst sie oder man liebt sie, und ich liebe sie! Schon „The Power Within“ war für mich Gänsehaut pur, aber „Maximum Overload“ setzt noch ne gehörige Schippe drauf. Einfach Waaaahnsinn!
Das ist Power Metal vom Allerfeinsten, auf jeden Fall eins der Höhepünkte dieses Jahres. Nicht nur, dass uns das Flitzefinger-Duo Herman Li/Sam Totman wieder mit Gitarrensoli auf höchsten Niveau verwöhnt, diese sind auch noch perfekt dosiert und platziert, so dass man nicht von ihnen erschlagen wird. Herman ist schlichtweg ein Phänomen, unfassbar, dass sich dieser Mann das Gitarrespielen selbst beigebracht hat!
Und während mir die hammermäßigen Drums um die Ohren fliegen, frage ich mich immer wieder: Wie kann man denn sowas mit nur vier Gliedmaßen spielen? (Inzwischen hat Dave Mackintosh die Band leider verlassen, aber mit Gee Azalone gibt es einen würdigen Nachfolger.)

Absolut faszinierende melodische Hochgeschwindigkeitsmucke ist das, was DragonForce hier präsentiert, wobei es durch ausreichende Tempowechsel durchaus zu Verschnaufpausen kommt. Dazu die total geilen Vocals, bei denen mir ein Schauer nach dem anderen den Rücken runter läuft ... Wenn auch einige eingefleischte Fans noch Ex-Sänger ZP hinterherheulen, mir persönlich gefällt Marc Hudson viel besser. Nach seinem Debut auf „The Power Within“, kann er auf „Maximum Ovlerload“ noch mehr überzeugen. Standen die Songs beim Vorgängeralbum schon, als er zur Band stieß, so sind sie diesmal perfekt auf ihn und seine Stimme zugeschnitten. Bei drei Tracks („The Game“, „No More“, „Defenders“) erhält er dabei Unterstützung von Matt Heafy. Ein Novum bei DragonForce, zumal das Trivium-Mitglied auch ein paar eigene Ideen mitgebraucht hat. Macht sich durchaus bemerkbar, und das im positivsten Sinne. Seine Shouts brauch ich zwar nicht unbedingt, aber na ja … schlimm is ooch nich.

Der Opener „The Game“ wurde bereits vorab als Single und Video veröffentlicht und macht nicht nur Appetit auf mehr sondern lässt den Speichel geradezu in Strömen fließen. Wer Wert darauf legt, dass seine Halswirbel in geordneter Reihenfolge übereinander bleiben, sollte hier bei Headbangerversuchen äußerste Vorsicht walten lassen! Mit rasender Geschwindigkeit, dabei aber sehr melodisch, treibt dieser Titel mächtig nach vorn. Ähnliches gilt für die nächsten beiden Tracks, wenn auch das Tempo etwas zurück gefahren wird. Immer noch High Speed, zusammen mit packenden Melodien, einfach super!

Beim Anspielen von „Three Hammers“ könnte man fast eine Ballade vermuten, es entwickelt sich aber schnell zu einer mächtigen epischen Hymne, erinnert ein bisschen an „Cry Thunder“. Wieder ein Refrain, bei dem man Gefahr läuft inbrünstig und laut mitzuschmettern, auch wenn man gerade mit MP3-Player und Kopfhörern in der Öffentlichkeit unterwegs ist.

Das nächste Highlight folgt sofort, denn allein diese Bezeichnung kann „Symphony Of The Night“ auch nur annähernd gerecht werden. Besonders auffällig der Anfang mit Marcs Gesang, begleitet von den als Spinett verkleideten Keyboards, also ganz im Gewand der alten Meister aus der Zeit, in der die großen Sinfonien komponiert wurden. Wie großartig ist das denn? Und dabei sollte der Song ursprünglich gar nicht mit aufs Album, sondern ist nur zu guter Letzt noch mit dazu gepackt worden. Na, was für'n Glück!

„The Sun Is Dead Now“ klingt extrem untypisch, hier wagen sich DragonForce mal in ganz andere Gefilde vor, fast schon progressiv. Mehr wird nicht verraten! „Defenders“ klingt dann schon wieder vertrauter. „Extraction Zone“ prescht volle Kanne los und liefert dann später Parts, die eher gewöhnungsbedürftig sind. Die Klangspielereien sollen wohl ein Videospiel nachahmen, den Song bereichern tun sie jedenfalls nicht. Hätte man auch lassen können.

Bei „City Of Gold“ ist dann alles wieder, wie es sein sollte, während das Londoner Sextett dann zum Schluss, wie auch schon bei „The Power Within“, mit einer Überraschung aufwartet. War es dort eine reiner Akustikversion, ist es jetzt ein Coversong. Na ja, ich hab schon fast Skrupel das Wort „Cover“ zu verwenden. Aber andererseits bedeutet es ja auch „Bedeckung“ und genau das ist mit „Ring Of Fire“ passiert. DragonForce haben das Original von Johnny Cash komplett zu ihrem eigenen Song gemacht. Im Wesentlichen ist nur an den Vocals zu erkennen, dass es sich um ein Cover und nicht nur um eine Namensgleichheit der Titel handelt.

Insgesamt wirklich ein saustarkes Album! Die kleinen angebrachten Kritikpunkte sind angesichts der Qualität des Gesamtwerks so bedeutungslos wie ein kleiner Pickel hinterm Ohr einer ansonsten atemberaubend schönen Frau. DragonForce zeigen sich abwechslungsreich und experimentierfreudig ohne dabei ihrer Linie untreu zu werden. Sie beweisen, dass man kraftvollen Power Metal mit klarem und melodischem Gesang plus bombastischen Backgroundvocals verbinden kann ohne dabei ins Kitschige abzurutschen. Ich bin sicher, dass sie sich mit diesem Werk auch in den Charts ganz oben platzieren werden.

Manchmal finde ich es schade, dass wir hier keine Punkte vergeben, für mich wäre dieser Longplayer eine 10/10, 15/15 oder was auch immer! Ein fettes Lob nochmal an Sam Totman und Frédéric Leclercq, aus deren Feder alle Songs stammen (außer „Ring Of Fire“ natürlich). Fans von DragonForce können bedenklos vorbestellen, sie werden begeistert sein! Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass durch „Maximum Overload“ neue Fans hinzu gewonnen werden.

Leider hab ich als Promo nur die Standardversion erhalten, die Special Edition enthält noch 5 Bonus-Songs und eine DVD. Auf Tour gehen Briten erstmal nur als Gäste von Epica, ich würde mir natürlich eine Tour als Headliner wünschen. Ich hoffe, die folgt noch, verdient wäre sie allemal!

Anspieltipps: The Game, Three Hammers, Symphony Of The Night, The Sun Is Dead

Spielzeit: 49:51

Tracklist
01 - The Game
02 - Tomorrow´s Kings
03 - No More
04 - Three Hammers
05 - Symphony Of The Night
06 - The Sun Is Dead
07 - Defenders
08 - Extraction Zone
09 - City Of Gold
10 - Ring Of Fire

Line Up
Marc Hudson – Vocals
Herman Li – Gitarre
Sam Totman – Gitarre
Frédéric Leclercq – Bass
Vadim Pruzhanov – Keyboards
Dave Mackintosh – Drums (noch auf diesem Album)
Gee Anzalone – Drums (aktuell)

DISCOGRAPHY:

2003 - Valley Of The Damed
2004 - Sonic Firestorm
2006 - Inhuman Rampage
2008 - Ultra Beatdown
2010 - Twilight Dementia (live)
2012 - The Power Within
2014 - Maximum Overload

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