Squealer-Rocks.de CD-Review
Presto Ballet - Peace Among The Ruins

Genre: Progressive Rock
Review vom: 04.06.2005
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Kurdt Vanderhoof kann man nun wahrlich keine Engstirnigkeit vorwerfen. Während der Metal Church-Auszeit warf der Gitarrero zwei hervorragende Hardrock-Scheiben mit Grunge-Anleihen auf den Markt, und auch jetzt, wo Metal Church wieder die Lehre des Thrash verbreiten, ist Vanderhoof für Überraschungen gut.

Presto Ballet, sein neuestes Projekt, ist 70er-Jahre Rock pur. Zusammen mit seinem Weggefährten Scott Albright, der auch seine erste Solo-Scheibe veredelte, hat Vanderhoof 8 Zeitmaschinen als Hommage an die schillernde Musik-Welt von vor 30 Jahren auf Scheibe gebannt, die es wahrlich in sich haben. Dabei wird die ganze Bandbreite genutzt, die dieses Zeit zu bieten hatte. So kommt der Opener und Titelsong sehr rockig, leicht vertrackt und progressiv rüber, während sich das folgende „The Fringes“ als wahres Hookline-Monster entpuppt. „Seasons“ treibt das Prinzip des mehrstimmigen Gesangs auf den Höhepunkt, und die Balladen „Bringin’ It On“ und insbesondere das herrliche „Find The Time“ erinnern eher an glorreiche Uriah Heep und Nazareth-Zeiten.

Bemerkenswert dabei, wie zurückhaltend Klampfer Vanderhoof seinen Part in die Scheibe einbringt. Wie’s halt so war in den 70ern, dominiert die (richtige) Hammond-Orgel, analoge Synthies sorgen für Atmosphäre und bei Bedarf auch leicht psychodelischen Touch, während die 6 Saiten des Herrn Vanderhoof da bestenfalls gleichwertig nebendran stehen. Dominiert wird die Scheibe ohnehin von Albright am Mikro – eine klasse Vorstellung eines absoluten Top-Sängers! Unter diesen Rahmenbedingungen entwickelt sich mit „Peace Among The Ruins“ Retro-Rock in seiner schönsten Form. „Für mich“, erklärt der Meister dazu, „ist Presto Ballet eine moderne 70er-Jahre Prog- und Rockband.“ Wohl gesprochen, Herr Vanderhoof, wird so unterschrieben.

Keine Frage: Wer auf die alten Sachen von Genesis steht, auf Uriah Heep oder Kansas, meinetwegen auch auf Manfred Mann’s Earth Band, wird an „Presto Ballet“ viel, viel Freude haben. Einen Song herauszuheben verbietet sich von selbst, „Presto Ballet“ quillt geradezu über vor geilen Ideen und Momenten. Lediglich die Rausschmeißer-Ballade „Bringin’ It On“ wurde mit über 6 Minuten doch etwas zu optimistisch gestreckt, 2 Minuten weniger hätten’s hier auch getan – aber das sind minimale Kratzer in der Hochglanz-Oberfläche einer Scheibe, die mit einer analogen Bandmaschine aufgenommen wurde (wie übrigens Vanderhoof’s Solo-Scheiben auch) und dementsprechend mit einem wunderbaren, warmen Sound rüberkommt.

Fassen wir zusammen: Das Attribut Retro-Rock betrachte ich persönlich skeptisch, schon zu oft wurde halbgarer Quark unter diesem Deckmäntelchen auf’s Volk losgelassen. Presto Ballet sind anders, SO macht Retro Spaß, und wie! Ein Muss für alle Fans dieser Zeit, und eine Empfehlung für alle Anhänger guter Musik. Herr Vanderhoof, wir sehen uns in meiner Jahres-Top-Ten!


Tracklist:
01. Peace Among The Ruins
02. The Fringes
03. Seasons
04. Find The Time
05. Speed Of Time
06. Sunshine
07. Slave
08. Brinin’ It On

VÖ: 6. Juni 2005

Lineup:
Scott Albright (Leadgesang, akustische Gitarre)
Brian Cokeley (piano, hammondorgel, synths, lead- und backingvocals)
Brian Lake (b)
Kurdt Vanderhoof (Gitarre, Mellotron, Hammond, Synths, Piano)
Jeff Wade (Schlagzeug)

DISCOGRAPHY:

2005 - Peace Among the Ruins
2008 - The Lost Art of Time Travel

SQUEALER-ROCKS Links:

Presto Ballet - Peace Among The Ruins (CD-Review)
Presto Ballet - The Lost Art of Time Travel (CD-Review)

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