Squealer-Rocks.de CD-Review
Joanna Dean - Misbehavin'

Genre: Hardrock
Review vom: 04.08.2012
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 27.07.2012
Label: Yesterrock / Universal



Es gibt Re-Releases, die sind völlig überflüssig. Es gibt Re-Releases, die machen Sinn. Und es gibt ein paar Re-Releases, die waren schon längst überfällig. Joanna Dean und ihr Debut „Misbehavin‘“ zählen ganz ohne Zweifel zu der letztgenannten Kategorie.

Vor einigen Monaten lief „Ready For Saturday Night“ auf unserer Startseite als „Classic-Video der Woche“ und veranlasste Kollegen Maddin zu der ebenso begeisterten wie erstaunten Nachfrage: Wer zur Hölle ist das denn? Schließen wir zwei Dinge daraus: Wenn der ausgewiesene Achtziger-Experte Maddin die Lady aus dem Süden der USA nicht mal kennt, dann hat sie in Europa nicht mal ansatzweise den Durchbruch geschafft. Und wenn der Ahnunghaber sich dermaßen begeistert äußert, dann muss sie wirklich gut sein.

Beides wohl wahr. Joanna Dean und ihr Debut „Misbehavin‘“, anno 1988 noch als LP in die Regale gewandert, heimste Lobeshymnen ohne Ende ein. Die Kritiker waren beeindruckt, die Fans (jedenfalls meine Kumpels damals) begeistert, Mrs. Dean schien unweigerlich vor einer ganz, ganz großen Karriere zu stehen und doch: Das Debut verschwand ebenso in der Versenkung wie die Lady selbst, und keiner kann sich wirklich erklären, warum.

Okay, derartige Phänomene gibt es nicht wenig im Business, zu ändern isses eh nicht mehr, haken wir das ab und widmen uns lieber dem Album. Und es ist unfassbar, wie die Scheibe auch satte 25 Jahre nach ihrer Veröffentlichung noch Arsch tritt, ohne für eine Sekunde angestaubt zu wirken. Joanna Dean zockte klassischen Hardrock mit einem bluesigen Südstaaten-Einschlag, der in Summe perfekten Biertrinker- und Cariofahrer-Rock ergab. Klingt abwertend? Ist es nicht! Alleine die beiden Shitkicker „Ready For Saturday Night“ und „Misbehavin‘“ rechtfertigen den Kauf des Silberlings. Das ist lupenreiner, bluesiger Hardrock, mit einem Monstergroove direkt durch die Mitte, der Fuß wippt, der Kopf nickt und die Protagonistin setzt der Party mit ihrem rauen, dreckigen Organ die Krone auf. „I Miss The Money“, „Kiss This“ oder „She’s Been Hearing About Me“ rocken die gleiche Richtung, Verschnaufpausen gibt es auf „Misbehavin‘” nur wenige. „Once Is Enough“ wenigstens gibt Gelegenheit, Atem zu holen. Eine wunderschöne, typische 80er-Ballade, die auf den legendären „Metal Ballads“-Samplern nicht negativ aufgefallen wäre. Okay, über das Stones-Cover „Gimme Shelter“ kann man geteilter Meinung sein, über das Fazit aber im Grunde nicht.

„Misbehavin‘“ ist auch heute noch eine der Scheiben, bei der mich am unwiderstehlichsten der Lautermach-Drang überfällt. Diese Mucke hat alles: Sie hat Groove, sie hat Power, sie hat Herz und sie hat eine der geilsten Stimmen der Hardrock-Achtziger. Wer also, wie so viele, Mrs. Dean damals versehentlich links hat liegen lassen hat nun die Möglichkeit, diesen Fehler wieder gut zu machen. Wer auf erdigen Hardrock abseits aller Klischees und ohne Schnörkel auf den Punkt gebracht steht, wird „Misbehavin‘“ so schnell nicht mehr aus dem Player bekommen. Danke, Yesterrock!!!

Tracklist:

1. Ready For Saturday Night
2. Kiss This
3. Misbehavin‘
4. I Miss The Money
5. Once Is Enough
6. Dirty Fingers
7. Burnin‘ Rubber
8. She’s Been Hearing About Me
9. Gimme Shelter

DISCOGRAPHY:

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