Squealer-Rocks.de CD-Review
The Seven Seals - Deutsche Welle 2.0

Genre: Deutsch Rock
Review vom: 11.03.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereist veröffentlicht
Label: Time Zone



Keine Angst, es handelt sich hier nicht um den 367. Sampler, der die größten Hits der NDW partytauglich vereint. Das Projekt The Seven Seals hat es sich zur Aufgabe gemacht, 14 Klassiker der einstigen revolutionären Bewegung neu einzuspielen, wobei sich die Versionen z.T. erheblich von den Originalen unterscheiden, weil sie in einem extrem harten Gewand, das an Megaherz, Rammstein und Konsorten angelehnt ist, präsentiert werden. Das gelingt mal gut, mal weniger gut, mal geht es vollends in die Hose.

Rollen wir das Feld von hinten auf und fangen mit dem Tiefpunkt an: Falcos „Rock me Amadeus“ zu covern ist an sich schon mutig. Denn erstens gehörte der Österreicher (!), streng genommen, ja niemals zur Neuen Deutschen Welle, dafür war seine Musik auch viel zu gut, und es gibt eben Lieder, von denen man besser die Finger lässt. Zwar wurde diese Version hier in den U.S.A. gar als Filmmusik verwendet, dennoch kann sie gegen das Original nicht im geringsten anstinken – auch, wenn sie gar nicht mal sooo schlecht ist.

Ein weiterer Reinfall ist „Pogo in Togo“. Die einstige Punk Nummer kommt in harter Elektro / Metal Manier gar nicht gut. Zudem ist der weibliche Gesang von „Dat Bienschen“, die versucht zu klingen wie die penetrante Nena, eine Zumutung.
Auch der Stimmungs Hit „Pure Lust am Leben“ von Geier Sturzflug verliert im depressiven Gewusel der Brachial - Riffs an Charisma und verkommt zur Nullnummer.

Gut, genug gemeckert, es gibt ja auch allerhand leckeres auf die Ohren. Der eigentlich selten dämliche „Knutschfleck“ von IXI mutiert im neuen Kleid zu einer richtig tollen Rock Nummer, was angesichts der recht dünnen Komposition schon fast an ein Wunder grenzt. Kompliment an die Band – hier wurde echt aus Sch... Gold gemacht.

Die eh schon reizvollen „Hohe(n) Berge“ von Frl. Menke sind ebenfalls eine akustische Wanderung wert. Zwar raubt man der talentierten Dame das Vergnügen, den Refrain selbst zu singen und setzt auf Rammstein Vocals, aber reizvoll ist diese Adaption allemal.
Gleiches gilt für die drei Songs von Joachim Witt, wobei der „Herbergsvater“ die beste Figur abgibt. Hierbei hält sich der Überraschungseffekt allerdings in Grenzen, da Meister Witt ja spätestens seit seinen „Bayreuth“ Alben ebenfalls der NDH frönt.

Der Rest klingt nett, aber nicht überwältigend.
Es bleibt also ein Album mit durchaus lobenswerter Attitüde, das mehr Licht als Schatten zu bieten hat, aber dennoch ein hohe Toleranzgrenze voraussetzt. Schließlich ist die Zielgruppe Ü – 40, und da suhlt sich die Mehrheit lieber in den Erinnerungen des Originals und hat wenig Verständnis für derlei Spielereien.
Meine Empfehlung von daher: Als Schnäppchen mitnehmen, bei vollem Preis besser vorher ausgiebig reinhören.

Tracklist:
1. Sternenhimmel
2. Hohe Berge
3. Herbergsvater
4. Knutschfleck
5. Rock me Amadeus
6. Computerliebe
7. Kleine Taschenlampe brenn'
8. Puppen weinen nicht
9. Kosmetik
10. Ich will
11. Pure Lust am Leben
12. Pogo in Togo
13. Schön sind wir sowieso
14. Goldener Reiter

Line Up:
Tommy Feiler – Gitarre
Sebastian luck – Keyboards
Sebastian Dill – Drums
Andreas Dill – Bass
Martin von Auen - Gesang


DISCOGRAPHY:

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