Squealer-Rocks.de CD-Review
EAV - Neue Helden braucht das Land

Genre: Rock/ Pop/ Metal
Review vom: 08.02.2012
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 2010
Label: Sony Music



Sicher, wir sind nicht immer die schnellsten, was Reviews betrifft. 2 Jahre drüber ist aber selbst für uns schon eine heftige Nummer. Einfache Erklärung:
Der Wunsch, die EAV zu besprechen war stets präsent, zumal die Truppe um Thomas Spitzer in der Hartwurst - Szene einen exzellenten Ruf genießt. Doch erst jetzt, wo wir den Schritt zurück, also weg von der Fließband – Produktion, vollzogen haben, bleibt die Zeit und der Raum, die mit Abstand beste deutschsprachige Band aller Zeiten zu würdigen.

Logischerweise nimmt man sich da den aktuellsten Output vor. Fazit, vorweg: Die „Helden“ gehören ebenso wie die beiden Vorgänger - „Amore“ und „Frauenluder“ – zum besten, was der Deutsch - Rock jemals hervorgebracht hat – auch wenn die EAV aus dem schönen Österreich stammt, gilt dieser Begriff.

Dass die Herren aus dem Land der Sachertorte keine reine Ulk – Combo sind, ist gerade in Hardrock – und Metal Kreisen überaus bekannt. Auf Festivals findet man zu Songs wie „Eierkopf Rudi“, „Mein Gott“ oder „Neandertal“ in Windeseile Mitsinger, und am Lagerfeuer brummen selbst hartgesottene Death – Metaller „S‘ Muaterl“ mit – und „Der Tod“ dürfte eh zum Allgemeingut gehören.

Es gibt wohl keine andere Band, die gekonnte Komik und extrem harte Satire so toll vermengt. Du hörst in der einen Minute noch totalen Schwachsinn über fliegende Pinguine und kurz darauf kommt Dir die Galle hoch, wenn auf höchstem Niveau über Abartigkeiten wie die Beschneidungen von afrikanischen Frauen gereimt wird.

Manche nennen das „extrem“ – ich nenne es „genial“!

Und genauso ist es auf dem aktuellen (…) Album. Es ist quasi wie auf jedem EAV Output:
Die Grenze zwischen Nonsens und anbetungswürdiger Satire ist hauchdünn. Natürlich werde ich nicht ausführlich auf den Quatsch eingehen, auch wenn die EAV selbst bei vertonten vermeintlichen Null – Intelligenzen Texte vorlegt, die alles andere als dümmlich sind. Paradox? Ja. Aber sie können es nun mal.

Denn: Es tut nicht weh! Nein, es tut sogar gut, dass die Hälfte dieses Albums aus gut hörbarem Blödsinn besteht. Das ist so dermaßen professionell, so geil, und es wirkt wie eine wohltuender Gegenpol zu den harten Nummern.

Was ich mit den „harten Nummern“ meine?
Z. B. die fast schon traditionelle Hetze gegen Religionen aller Couleur. Der Brachial – Brocken „Nostradamus“ setzt lyrisch nicht nur die katholische Kirche und das dritte Reich in Bezug zueinander. Es ist auch ein fettes Stück metallischen Rocks, eine Melange aus Rammstein und Him. Grandios!

Ganz anders „Obama“. Eine fröhlich tönende Country - Nummer, die zwischen deftigen Zeilen wie „…Obama – Dein Zuhause ist nicht gerade Alabama…“ dem „schwarzen Mann im Weißen Haus“ einen Attentats - Tod voraussagt. Krass, Alter!

Wie KRASS die Truppe um Gitarrist und Alleinkomponist / Texter Thomas Spitzer ist, wird im „Süpertürke“ deutlich: Im türkischen Disco – Gewand wird Klartext geredet! Eine wunderbar politisch unkorrekte Nummer über die gegeelten Typen in den Gangs, die Integration nicht einmal denken, geschweige denn schreiben können. Die, die ihre Schwestern mit Kopftuch verhüllen, aber blonde Weiber „ficken wollen“.

Trotz des einwandfreien Leumunds dieser Mannschaft sieht man hierbei schon die Gutmenschen vor Zorn im Antifa - Dreieck springen. Herrlich! Denn merke: Die EAV besitzt auch hier mindestens doppelt so viel Niveau wie die tobenden Kritiker.

Doch sie können es auch ganz harmonisch und fast übertrieben friedlich:
„Wie schön (wär diese Welt)“ ist ein sanfter Ohrenstreichler mit dezentem Pink Floyd Faktor, der wie ein relaxtes Wellness Wochenende wirkt, und trotz aller Bitternis und ungeschönten Wahrheiten mit etwas zu viel Optimismus noch Hoffnung lässt (Herr Spitzer: ein böses Ende hätte mir besser gefallen!).

Die beiden unbestrittenen Highlights sind jedoch jene beiden Klopper:
Der Opener „Dummheit an die Macht“ rechnet mit so ziemlich allem ab, was uns ankotzen sollte. Noch besser, hier wird endlich mal logisch gefolgert, dass Börsencrash, Umweltzerstörung und aufstrebendes Nazitum auf einer Linie liegen und die gleiche Ursache haben. Gottlob finden die Österreicher auch das Patentrezept gegen all diese biblischen Plagen: Das Rauchverbot.

Noch besser ist der Titeltrack. Vom Inhalt her eigentlich weniger dramatisch. Es geht halt im Hauptsinn um die allgemeine TV – Verblödung. Doch der Wortwitz zählt in Kombination mit dem göttlichen, rockigen, zum Mitbrüllen prädestinierten Refrain zum besten, was die EAV jemals kreiert hat.

Fazit Nr. 2: Danke, Herr Spitzer!
Die EAV bleibt das, was sie immer war: Die Band, die genau das singt, was ich denke! Das alles in ein angenehmes musikalisches Gewand gekleidet, mal rockig, mal heavy, mal soft, aber immer höchst mitreißend.
Kaufempfehlung für jeden Fan ohne Scheuklappen!

Tracklist:
01. Dummheit an die Macht
02. Rabatt, Rabatt
03. Ein Huhn
04. Neue Helden
05. Baden in Aden
06. Obama
07. Simsalabim
08. Boshaft ist die Vogelschar
09. Nostradamus
10. Die Steierwerdung
11. Männer brauchen Tritte
12. Eloise & die Krise
13. Supertürke
14. Toleranz
15. Stein der Weisen
16. Hypochonder
17. Bitte Bier
18. Beim Csentei im Hof
19. Wie schön (wär diese Welt)

Line Up: Thomas Spitzer - Gitarre Klaus Eberhartinger - Vocals Leo Bei - Bass Robert Baumgartner - Drums Kurt Keinrath - Keyboards, Gitarre

DISCOGRAPHY:

1978 - Erste Allgemeine Verunsicherung
1981 - Cafe Passe
1983 - Spitalo Fatalo
1984 - A La Carte
1985 - Geld oder Leben
1987 - Liebe, Tod & Teufel
1990 - Neppomuk's Rache
1991 - Watumba
1994 - Nie wieder Kunst
1997 - Im Himmel ist die Hölle los
1999 - Himbeerland
2003 - Frauenluder
2007 - Amore XL
2010 - Neue Helden bracuht das Land

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EAV - Neue Helden braucht das Land (CD-Review)

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