Squealer-Rocks.de CD-Review
Toby Hitchcock - Mercury's Down

Genre: AOR / Melodic Rock
Review vom: 13.10.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Frontiers Records



Hat eigentlich irgendjemand mit funktionierendem Verstand daran gezweifelt, dass der erste Solo Output von Toby Hitchcock eine Bombe wird? Ja, ich!
OK - dass mein pilsverseuchtes Resthirn schon mal abstruse Gedankensprünge vollzieht, dürfte mittlerweile bekannt sein. Doch in diesem Fall hatte ich die vernünftigen Argumente auf meiner Seite des Tresens: Der Traum aller Schwiegermütter singt nämlich hauptberuflich bei Pride of Lions, der besten aktuell existierenden Melodic Rock Band, angeführt vom besten Komponisten dieser Gattung, Jim Peterik, dem einstigen Hauptsongwriter der AOR Institution Survivor. Logische Folge: unser Toby konnte qualitativ nur nach unten gehen.

Doch entgegen allen Gesetzen der Logik bleibt die Kurve konstant. Es gibt da nämlich diesen Schweden, er heißt Erik Martensson. Und dieser Teufelskerl hat dieses Album nicht nur im Alleingang komponiert und produziert, nein, er hat auch alle Instrumente selbst eingespielt.
Faktisch gesehen handelt es sich also mitnichten um ein Album vom Toby.

Gut, diese Art von Etikettenschwindel kennen wir zur Genüge von den Allen / Lande, den Tony O'Hora und den Bob Catley Scheiben. Man nimmt sich halt einen (oder zwei) prominente Sänger, um seinen(hochwertigen)Stoff an den Mann zu bringen. Das ist verkaufsfördernd – und auch völlig legitim!
Denn – wie immer - es zählt das, was hinten raus kommt. Doch in diesem Fall regt es mich extrem auf, dass der Name des Machers nicht auf dem Cover erwähnt wird.

Denn, und nun wollen wir mal ans Eingemachte, „Mercury’s Down“ ist nicht nur das beste AOR / Melodic Rock Album des Jahres 2011, weil keine Konkurrenz zu fürchten wäre. Trotz des famosen Journey Outputs, trotz der Foreigner „Acoustique“ Attacke, der Mann aus dem Norden hat gemeinsam mit dem Mann von der Ostküste der Staaten soviel Dampf drauf, dass selbst ein neues Pride of Lions Album es schwer hätte, diesen Standard zu halten.

OK – diese Sache hier ist eine Ecke härter als Tobies Stammkapelle, aber es sind ja die Melodien, die diese Art von Musik ausmachen. Und die sind allle – das dritte „L“ ist Absicht! – nicht von dieser Welt.
Anspieltipps? Na, Ihr seid ja lustig. Entscheide Dich mal im sonnengefluteten Gebirge für einen Gipfel!

Es gibt halt Platten, da weiß man nach 30 Sekunden, dass nun etwas ganz großes folgt. Das ist hier zweifelsohne der Fall: ein dezentes Guitar - Intro, dann eine Art Donnerschlag, begleitet von einem markerschütternden Schrei Hitckocks und los geht die Sause. Hymnischer, hyper - eingängiger Melodic Rock mit saftiger Heavy Schlagseite. Wer hier an das Allen / Lande Projekt denkt, der denkt richtig. Stilistisch wird hier exakt dieselbe Baustelle beackert – nur eben einen kleinen Tacken besser. Woran das liegt?
OK - natürlich nicht am besseren Sänger. Auch; wenn Toby mittlerweile, vor allen Dingen in punkto Volumen, noch eine Schüppe draufgelegt hat, kann er natürlich nicht an die beiden Herren Russel Allen und Jorn Lande anstinken. Das die Kiste hier trotzdem besser zündet, liegt einzig und allein an den Songs, die noch eine Ecke eingängiger, noch eine Ecke faszinierender und vor allen Dingen mehrere Ecken vielseitiger sind.

So bietet uns der Schwede Eriksson nicht nur den hymnischen Heavy Rock, sondern legt mit „Strong Enough“ und „If It’s To Be“ lupenreine Pride of Lions / Survivor Tributes vor, die dennoch nicht nach Kopien klingen. Das muss man erstmal so hinbekommen.
Das Unfassbare an der CD: Es gibt keinen Hänger unter den 12 Songs, nicht einmal einen Track, der am Durchschnitt angesiedelt wäre. Ein dutzend Hits – egal, welchen Songs ihr Euch anhört, es sind alles durch die Bank Granaten.

Klar, des Reviewschreibers‘ Pflicht ist es nun mal, ein paar Highlights zu nennen. Hat mal einer einen Würfel zur Hand?
Meinetwegen krönen wir „Summer Nights in Cabo“ zur Nummer eins. Ich habe keine Ahnung, wie man die Melodien, die hier vom Stapel gelassen werden, beschreiben kann. Bei der Midtempo – Nummer mit Hang zur Dramatik besteht jedes Wort aus einer Zauberharmonie.
Gut, erwähnen wir noch den Titelsong, der mit fettem Heavy Riffing und tollem Bass – Spiel, sowie einer dramatischen Epik, für die selbst ein Meat Loaf töten würde, für Glückshormone im Überfluss sorgt. Oder das treibende, fast schon als Metal zu bezeichnende und mit einem Refrain zum Sterben und Töten gleichermaßen ausgestattete „Tear Down the Barricades“. Von einer derartigen Komposition kann selbst ein Axel Rudi Pell nur träumen.

Freunde, ich gebe zu, ich werde beim Nennen der Highlights richtig sauer, denn man müsste echt jeden Song aufführen.
Also höre ich besser auf und sage noch kurz was zu den „Rahmenbedingungen“:
Die Produktion ist 100% und selbst das Schlagzeug klingt echt und roh – auch, wenn bei einem einzigen Mann, der alle Instrumente einspielt, natürlich der Verdacht nahe liegt, Angelo Sasso würde die Drums bedienen.
Wenn dem so ist: man hört es nicht. Dafür hört man umso besser, welch begnadeter Gitarrist Erik Martensson ist. Nicht nur, das er ein geniales Riff nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, er legt Soli aufs Parkett, die eigentlich viel zu schade für dieses Genre sind und nebenbei eine Lehrstunde und Maßstab für alle angehenden Saitenquäler sind. Zudem legt er Wert auf Details, jede Sekunde klingt durchdacht.

Es mag an der Stimme von Toby Hitchcock liegen, dass ich zum Abschluss folgenden Vergleich bemühen möchte: Dieses Album ist ohne Zweifel genauso gut wie der letzte Pride of Lions Output und somit ganz weit oben in der ewigen Bestenliste des AOR / Melodic Roch zu platzieren.

Mich würde echt mal ganz ernsthaft interessieren, was Jim Peterik zu dieser Scheibe sagt. Da sich der Gute zur Zeit in Gospel Projekten auslebt, könnte ihn "Mercury’s Down“ auf den rechten Weg zurückführen. Sollte er nicht zum Rock zurückkehren, gibt es einen neuen besten Songwriter in diesem Genre – noch vor Neil Schon und Mick Jones!

Mein Glückwunsch geht vorerst nach Schweden – Erik Martensson hat einen Meilenstein geschaffen.
Und natürlich auch an Toby Hitchcock, der seine beste Leistung bisher abliefert.
Man kann Musik nicht besser machen! Das hier ist einfach perfekt!!!

Tracklist:
• This Is The Moment
• Strong Enough
• How To Stop
• Let Go
• One Day I’ll Stop Loving You
• I Should Have Said
• If It's To Be (It's Up To Me)
• Just Say Goodbye
• Summer Nights In Cabo
• Tear Down The Barricades
• A Different Drum
• Mercury's Down

Line Up:
Bass - Erik Martensson
Gesang - Toby Hitchcock
Gitarre - Erik Martensson
Keys - Erik Martensson
Schlagzeug - Erik Martensson



DISCOGRAPHY:

Sorry, noch keine Discography eingestellt.

SQUEALER-ROCKS Links:

Toby Hitchcock - Mercury's Down (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren