Squealer-Rocks.de CD-Review
Prime Circle - Jekyll & Hyde

Genre: Rock
Review vom: 01.07.2011
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 01.07.2011
Label: Syndora / Rough Trade



Prime Circle stammen aus Südafrika und ich gestehe, dass ich bei weit über 500 Reviews noch keine Band aus diesem wunderschönen Land besprechen durfte, und außer den tollen Clout ist mir auch keine weitere Truppe von dort bekannt.
Nimmt man Prime Circle als Maßstab, eine echte Bildungslücke und vielleicht auch ein neuer Weg, den man mal gehen sollte…

Die Frage ist die: Warum überrascht dieses Album dermaßen? Kämen Prime Circle aus New York, aus L.A. oder aus Seattle, würde kein Hahn nach ihrer Herkunft krähen. Sie wären halt der nächste Megaseller aus gods own country.

Megaseller? Richtig gelesen, meine trinkenden Brüder. Prime Circle sind es längst. Im Land des Tafelbergs blockiert die Truppe schon lange die Pole Position der Charts.
Die nächste Frage ist: Warum traut man einer Truppe aus Südafrika lediglich exotisch anmutende Klänge zu? Prime Circle klingen nämlich alles andere als das. Sie tönen durch und durch amerikanisch, bisweilen auch europäisch, insbesondere schwedisch.

Ihr Geheimnis des Erfolgs ist dabei recht schnell erklärt: Das Quintett bietet Fans aller Altersklassen etwas: Hier schunkelt Mutti mit der Tochter, hier wippt der biertrinkende Papa , während der Sohn mit Kopfsocke im Takt hüpft. Sozusagen die Band für die ganze Familie.
Das ist kalkuliert? Das ist Kommerz? Hier sollen Platten verkauft werden? Natürlich, so ist das Business.
Ist das verwerflich? Ist es nicht! Solange man ein derart hochwertiges Produkt als Gegenleistung bekommt, ist es nur „Fair Trade“. Denn hochwertig ist hier jeder Ton, jeder Song ist ein Hit, jeder Track könnte im Radio laufen; wenn auch auf unterschiedlichen Sendern.

Die Halbballade „Turning in my Sleep“, die auch von Nickelback sein könnte, hören wir auf WDR 2. Ebenso die unheimlich intensive Piano – Nummer „Turn me to Stone“, die nicht nur nach R.E.M. klingt, sondern sogar deren Niveau mit Leichtigkeit erreicht. Selten habe ich so eine unkitschige, aber dennoch zutiefst berührende Melodie gehört.
Auch „Not the Same“ dürfte in der Rotation des Senders für Erwachsene landen. Eine grandiose “Classic Rock meets Alternative” - Nummer mit einem grinsenden Refrain und einem bis ins letzte Detail ausgetüftelten Arrangement (achtet auf die Keyboards!).

Doch auch für den selbsternannten Jugendsender „Eins Live“ gibt es genügend Stoff: „Never Gonna Bring Us Down“ stürmt mit fetten Riffs in die Lauscher und hält locker den Standard von Papa Roach oder Linkin Park, wenn auch vom Härtegrad her etwas moderater gestaltet. „Everything You Want“ fährt im selben Zug, auch wenn hier der Sitzplatz etwas zu offensichtlich geklaut wurde – Spaß macht’s trotzdem.
Was fehlt noch? Ach, ja, Schweden. „Broken Promises“ ist nichts anderes als Evergrey in einer Light - Version. Allerdings wird hier, wie beim ICE von gerade eben, so nett und eindrucksvoll gehuldigt, dass man es nur sympathisch finden kann.

Irgendwas fehlt aber immer noch. Richtig, der Hammer überhaupt: „Breathing“ ist das Teil, das alle anderen Hits noch toppt. Eine epische Halbballade, die alles besitzt …, na, ja – was ein Hammer halt besitzen muss. Eine orchestrale Untermalung, intelligente Harmonien, ein Chorus zum Heulen, einen Sänger, der mich fesselt - - na, das ganze Programm halt; Ihr wisst schon.

Als Fazit möchte ich ein höchstpersönliches Statement abgeben: Nach den ersten zwei / drei Durchläufen war diese CD für mich nichts weiter als professionelle Massenware. Doch mit jedem weiteren Hören offenbarten sich, trotz der vermeintlich simplen Musik, zahlreiche raffinierte Details. Diese Band besteht wirklich aus Könnern, die völlig zu Recht an der Spitze stehen. „Jekyll & Hyde“ macht von vorne bis hinten Spaß und ist eine gesetzlich vertretbare Droge.

Wir schreiben den 1.7. und mein „Album des Monats“ Juli steht jetzt schon fest. So schnell kann es manchmal gehen!

Tracklist:
1. Closure
2. Broken Promises
3. Breathing
4. Everything You Want
5. All of Me
6. Turning in My Sleep
7. Never Gonna Bring Us Down
8. I’m Ready
9. Worth the Fight
10. Not the Same
11. Turn Me to Stone
12. Jekyll & Hyde


Line Up:
Ross Learmonth – Vocals, Guitar
Dirk Bisschoff – Guitar
Marco Gomes – Bass
Neil Breytenbach - Keyboards
Dale Schnettler - Drums

DISCOGRAPHY:

2003 – Hello Crazy World
2005 – Live This Life
2006 – Living in a Crazy World (DVD)
2007 – Best of (CD + DVD)
2008 – All or nothing
2009 - All or nothing - Live (DVD)
2011 - Jekyll & Hyde


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Prime Circle - Jekyll & Hyde (CD-Review)

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