Squealer-Rocks.de CD-Review
Cryptex - Good Morning How Did You Live?

Genre: Progressive / Folk Rock
Review vom: 24.04.2011
Redakteur: Tina
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: SAOL / CMM



Die Scheibe der Jungen Wilden Simon Moskon, Ramón Fleig und Martin Linke ist mir doch sehr ans Herz gelegt worden. Cryptex, das ist eine junge Band aus Niedersachsen. Womit sie sich beschäftigen? Mit Musik. Und zwar viel Musik. Seit 2009 machen die Jungs genau damit von sich reden, haben etliche Shows gespielt und legen mit „Good Morning How Did You Live?“ ein knallbuntes Debütalbum vor. Auf das Wortspiel bezüglich des Bandnamens möchte ich allerdings an dieser Stelle verzichten, das möge man mir verzeihen…

Freunde, eines könnt ihr mir glauben: Wenn ich schreibe, knallbunt, meine ich auch genau das. Angefangen beim wirklich toll aufgemachtem Digipack: Ein bisschen Retro, ein bisschen Mittelalter, ein bisschen Dracula, ein bisschen Garten Eden-Flair – durchgeknallt ist wahrscheinlich noch untertrieben! Bis hin zu den Songstrukturen, zum Style der Musik, der Umsetzung von vielen Ideen haben wir es hier mit einem Potpourri aus wahnsinnigem Allerlei zu tun.

Laut vorliegenden Informationen sind hier progressive-Folk-Rock-Musiker am Werke, die ihren eigenen unverkennbaren Stil wahrhaftig gesucht und gefunden haben.

Wohingegen ich eben davon immer noch nicht ganz überzeugt bin. Es reißt mich wirklich hin und her zwischen Grinsen und mildem Kopfschütteln. Auf der einen Seite stehen unglaublich großes musikalisches Können und wirklich guter Gesang, auf der anderen Seite erscheint mir die Scheibe eher flapsig, was sicherlich auch dem selbst kreierten Stil der Jungs verschuldet ist.

Und es ist unglaublich viel auf einmal, was an meine Ohren dringt. Die Vielzahl der (auch außergewöhnlichen) Instrumente, die in fast allen Tracks untergebracht sind, meine Herren, bei der Masse müssten mindestens zehn bis zwölf Leute auf der Bühne stehen, um das einigermaßen aufgefangen zu kriegen.

„Levithan“ oder auch „Most Lovable Monster“ sind die Songs, die am rockigsten daherkommen und gut gemacht sind – nach dem vorhergehenden und nachfolgenden Reigen von kunterbunten Stücken eine kleine Atempause, bevor es mit Tracks wie „The Big Easy“ weitergeht, der sowohl textlich als auch musikalisch stark an Louisiana (Bundesstaat der USA, nicht das Lokal!) denken lässt, oder „Alois“, absolut stark, sehr ruhig und melodiös, für mich eines DER Stücke. Hier kann man auch die Instrumentenvielfalt deutlich hören.

Gesanglich bewegt sich Simon auf extrem hohem Niveau, sein klarer und kräftiger Gesang ist die Prägung eines jeden Songs auf dem Album. Bei den höheren Tonlagen bin ich persönlich allerdings ein kleines bisschen unglücklich, da es schnell ins krähen abgleiten kann und die eher dunkleren Töne deutlich besser zum Tragen kommen.

Mit viel Dampf und viel Spielfreude, viel Augenzwinkern und durchaus einem gewissen Maß an Ernsthaftigkeit, der in den Lyrics verborgen liegt, haben die Herren ein mehr als nur ordentliches Debüt abgeliefert. Wenn auch die musikalische Ausrichtung ziemlich schräg bis skurril zu bezeichnen ist, macht es an einigen Stellen erstaunlicherweise echt Spaß, die Scheibe zu hören.

Um den Stil noch einmal aufzugreifen: Es wäre vielleicht nicht von Schaden, diese unglaublich vielen Ideen, von denen garantiert noch viele mehr vorhanden sind, etwas auseinander zu bröseln und sich auf eine Richtung zu fokussieren. Ich glaube, dass dieses große, bunte Potpourri schnell ausgereizt ist und so manchen durchaus überfordern könnte. Das Potenzial ist jedenfalls unglaublich groß und ich bin definitiv gespannt, zu gegebener Zeit eine Weiterentwicklung in Form eines Albums zu hören zu bekommen.


Anspieltipps:
Track 9 – Leviathan
Track 12 – Alois
Track 13 - Most Lovable Monster


Tracklist:
1. Intro
2. Hicksville, habitus and itchy feet
3. Dance on the strange folk
4. Freeride
5. Bagheera
6. It’s mine
7. Gypsy’s lullaby
8. Camden Town
9. Leviathan
10. The big easy
11. Mom
12. Alois
13. Most lovable monster
14. Grief and despair
15. A colour called gently
16. Outro

Line-Up:
Simon Moskon – vocals, piano, keys, bluesharp, didgeridoo
Ramón Fleig – drums, percussion, cajón, background vocals
Martin Linke – lead guitars, rhythm guitars, sansula, background vocals

DISCOGRAPHY:

2011 - Good Morning How Did You Live?

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