Squealer-Rocks.de CD-Review
Jupiter Jones - Jupiter Jones

Genre: Rock
Review vom: 19.02.2011
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 25.02.2011
Label: Columbia D (Sony BMG)



Zumindest den Bewohnern von SWR 3-Land sind Jupiter Jones keine Unbekannten mehr, raste ihre Single „Still“ doch zuerst durch die Decke und von dort direkt an die Spitze der dortigen Charts.

Das muss nun nicht viel bedeuten, zugegeben, im Falle des deutschen Vierers tut es das aber: „Still“ ist ein tieftrauriges, großartiges Stück Balladenkunst und schon jetzt eines der Ruhignummern-Highlights des Jahres 2011. Allein dieser Song ist den Kauf der Scheibe wert. Es ist aber natürlich nicht nur diese Nummer, die die selbstbetitelte Scheibe der Eifelaner zu großem Kino macht und wer „Still“ als Maßstab für das ganze Album nimmt, könnte eine laute (Achtung, Wortspielalarm!) Überraschung erleben. Abgesehen von der minimalistischen, und deshalb umso packenderen Nummer „Berlin“ lassen es die Männer nämlich ordentlich krachen im Karton und liefern ein Deutschrock-Album ab, das es auf meinem Player schon lange nicht mehr gegeben hat.

Nehmen wir die Texte: Jupiter Jones verstehen die Kunst, ihre Lyrics mit Tiefgang zu versehen, mit Intellekt, Intelligenz und Anspruch, ohne auch nur eine Minute abgehoben oder lebensfern zu wirken. Das ist, schlicht und ergreifend, großartig! Beispiel aus „Hier oben“:

„Jetzt erklär' ihm mal jemand, wohin mit dem Mist, wenn er vor lauter Sterben das Leben vergisst und die Frage bleibt: Wird es anders sein? Und jetzt steht er hier oben, die Augen voll Wind und die Ohren voll Geschichten, halb taub und halb blind, und dann sieht er ein: Nichts wird anders sein!“

Nehmen wir die Musik: Jupiter Jones (die schon einige Scheiben an den Start gebracht haben, aber an mir bislang vorbei gegangen sind, shame on me) treten den Beweis an, dass Indie-Rock nicht zwangsläufig und bemüht anders sein muss. Ihre Melodien sind allerfeinste Earcandys, egal ob es um punkige Rocker wie „Hey! Menetekel“ (Daniel Wirtz lässt grüßen) geht oder um nachdenkliche Hymnen wie „Hier oben“. Das wirkt alles wie aus einem Guss, klingt charttauglich und intellektuell, spricht Herz an und Hirn. Der Fuß wippt, sozusagen, das Herz fühlt und das Hirn denkt. Alles gleichzeitig, kaum zu glauben, und Ausfälle oder Füller werdet ihr auf „Jupiter Jones“ auch mit größter Anstrengung vergeblich suchen.

Wir tun das selten, aber zum Ende soll die Band selbst über sich zu Wort kommen: „Wer in Deutschland über Musik spricht, zieht ständig Grenzen. Hier Punk, da Pop. Hier Indie, da Mainstream. Hier Ansehen, da Gelächter. Jupiter Jones haben diese Grenzen nie gekannt. Auf dem Unterarm ihres Sängers Nicholas Müller steht die wichtigste Zeile der Band Hot Water Music geschrieben: „Live your heart and never follow.“ Genau das tun Jupiter Jones seit sieben Jahren. Sie brüllen „Hallo Angst, du Arschloch!“ und sie singen „Oh, hätt’ ich Dich verloren“.

Das hätte besser kaum geschrieben werden können. „Jupiter Jones“ ist für mich persönlich das beste deutschsprachige Rock-Album seit Wirtz' „11 Zeugen“ und wird mit „Still“ von einem der schönsten Songs seit langer Zeit angeführt. Ein Pflichtkauf, Ende der Durchsage!

Tracklist:

1. Ansage
2. Hey! Menetekel
3. Immerfürimmer
4. Still
5. Alter Mann, wo willst Du hin?
6. Vater
7. Sonne? Scheint!
8. Berlin
9. Hier oben (… Jupp)
10. Stück vom Weg

DISCOGRAPHY:

2004 - Raum um Raum
2007 - Entweder geht diese scheußliche Tapete - oder ich!
2008 - ... leise (Jupiter Jones unplugged)
2009 - Holiday in Catatonia
2010 - Jupiter Jones

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