Squealer-Rocks.de CD-Review
Wildbirds & Peacedrums - Rivers

Genre: Experimental Pop, Jazz
Review vom: 28.11.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 26.11.2010
Label: Haldern Pop Recordings



Schier endlos zieht die Landschaft vor dem Fenster vorüber, erbarmungsvoll senkt sich die Nacht über die von Regenschleiern verhüllte Welt und lässt einzig das eigene Spiegelbild im Glase zurück. Der Blick geht nach draußen, doch kehrt sich nach innen, so wie die Musik von Wildbirds & Peacedrums ein Spiegel des Innersten ist. Lehnt euch zurück und macht es euch bequem.

Man sagt, dass die Augen die Fenster zur Seele der Menschen seien, so wundert es kaum, dass sich das schwedische Duo Wallentin/Werliin diesen Bildes bei der Namensgebung der beiden Teile ihres neusten Albums bediente, denn bilden diese zwar ein gesamtes, wenngleich doch recht unterschiedlich akzentuiertes, musikalisches Werk.

Die Netzhaut, auch Retina genannt – auf ihr sitzen die Sinneszellen, die für das Sehen von Farben und die Wahrnehmung von Helligkeit und Dunkelheit verantwortlich sind, auf ihr spiegelt sich die Welt, steht Kopf.
So wallen sphärische Klänge aus den Boxen, die einen unmittelbar gefangen nehmen. Man gleitet dahin im dumpfen Takte der Basstrommel, verliert sich beim Blick aus dem Fenster, während die zauberhafte Stimme Mariams über die Brücken aus Rhythmen und Chören schreitet. Gerade diese Chöre sind es, die „Retina“ aus dem Säkularen heben und der Musik einen ungemein spirituellen Touch verleihen. Um dies noch zu unterstreichen arbeitet das Duo bei den fünf Stücken stark mit Widerhalleffekten, sowohl bei Gesang, als auch bei Begleitung.

Die Regenbogenheut, auch Iris genannt – eine muskuläre Blende, die den Lichteinfall ins Auge regelt, jedoch von Pigmenten gefärbt, in den unterschiedlichsten Farben erstrahlt, ein Spiegel manchmal der Turbulenzen in uns.
Im Gegensatz zum vorangegangenen Teil präsentiert sich das Duo auf „Iris“ deutlich jazziger und doch zur gleichen Zeit eingängig und poppig. Die Trommeln und insbesondere das Xylofon greifen merklich nach Raum. Weniger das Treibenlassen steht nun mehr im Mittelpunkt, als der Ausdruck der Strömungen im Inneren. Wie ein Regenbogen spannen sich die assoziierten Gefühle auf, während man sich so manches Mal nicht zuletzt wegen des Klangs des Xylofons in warmen Gefilden der Südsee wiederfindet.

Fazit: Man muss kein Jazz-Fan sein, um sich der Bildgewalt der musikalischen Themen, vom schwedischen Duo Wildbirds&Peacdrums erschaffen, mitreißen zu lassen. Wer sich bei fallendem Schnee und knisterndem Feuer hinweg träumen will, der findet sicherlich in der akustischen, nur auf Gesang und Percussion setzenden Musik, wie sie auf „Rivers“ dargeboten wird, ein Stück, welches für ihn das Tor aufschließt. Ob nun sphärisch und spirituell wie auf „Retina“ oder schwungvoll wie auf „Iris“.


Tracklist:
CD1: Retina
1. Bleed Like There Is No Other Flood
2. Tiny Holes In This World
3. Under Land And Over Sea
4. Fight For Me
5. Peeling Of The Layers

CD2: Iris
1. The Wave
2. The Drop
3. The Course
4. The Lake
5. The Well

Line-Up:
Mariam Wallentin - Gesang
Andreas Werliin - Percussion

DISCOGRAPHY:

2008 - Heartcore
2009 - The Snake
2010 - Rivers


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Wildbirds & Peacedrums - Rivers (CD-Review)

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