Squealer-Rocks.de CD-Review
Árstíðir Lífsins - Jötunheima Dolgferð

Genre: Epic Pagan Metal
Review vom: 06.10.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 08.10.2010
Label: Ván Records



Island mag man gerne als letzten Rückzugsort von Feen und Trollen sehen, glauben doch die meisten Eingeborenen an solche Gestalten, die auch früher unsere heimischen, mitteleuropäischen Wälder besiedelten. Die Zeit der Geschichten war der Winter, wo man in der einzigen, beheizten Stube zusammensaß, während draußen die frostige Hand des Winters regierte. Kein Wunder also, dass man auf der im hohen Norden gelegenen Insel noch immer an solche glaubt, sind doch die Winter dort lang und dunkel.

Wieder einmal begeben wir uns auf eine Zeitreise. Die Zeiger der Uhr werden langsamer, bleiben stehen und beginnen sich immer schneller zurück zu drehen, bis sie wieder zu einem Halt kommen, etwas mehr als eintausend Jahre in der Vergangenheit, einer Zeit, die viel verklärt wurde, viel romantisiert, dämonisiert. Wie war das Leben damals zur Jahrtausendwende, als christliche Priester vom Jüngsten Gericht, dem Untergang der Welt, der Geburt des Antichristen, predigten? Als tollkühne Mönche die letzten Ungläubigen notfalls mit Feuer und Schwert bekehrten? Leben hieß wohl Überleben, letztlich ungeachtet dessen zu wem man betete. Was aber, wenn es hieß Kreuz oder Schwert, wenn einzig die Flucht in unbekannte Lande noch Rettung des Lebens bedeutete? Westwärts aufs offene Meer hinaus, den alles zermalmenden Kräften Ægirs schutzlos ausgeliefert zu Njörðr betend, dass er den Riesen im Zaume halte. Der Götter Gnade lässt dem stürmischen Meer Land entsteigen – eine Insel aus Eis und Feuer, fast als wäre sie gerade erst aus Ymirs Leib erschaffen worden, der von Feuer und Eis in Ginnungagap geboren ward – Island, sie trägt noch heute ihren alten Namen.

Man muss sich dies vor Augen führen, bevor man sich auf die „Jötunheima Dolgferð“ begibt, den mit Wikinger Romantik hat das Konzept dieses Albums nur wenig gemein und doch hat man das Gefühl von Ægir in die Tiefen von Yimrs Blut hinab gezogen zu werden.
Man erwacht im Frühling und folgt den Jahreszeiten des Lebens, denn es ist eine Lebensgeschichte, von ihrem Anfang bis zu ihrem Ende, welche uns die Isländer Árstíðir Lífsins hier erzählen – wirklich erzählen, denn immer wieder wird der Fluss der Musik von einem Erzähler durchbrochen, der uns gleich eines Steuermannes durch die Stücke führt. Unvermittelt denkt man da an die Erzählpassagen der letzten Moonsorrow Veröffentlichung „Tulimyrsky“. Wie jene Finnen, frönt man dem schwarzgetünchten Metal paganischer Prägung, welcher sich durch fiese Black Metal Attacken, deren Entzweiung durch voluminöse Keys und ungemein atmosphärischen Folkloreteilen auszeichnet. Vielleicht mag man die einen oder anderen Melodien schon einmal gehört haben, aber getragen von mehrstimmigen Gesängen, die einfach im Gedächtnis haften bleiben, lässt man sich gerne durch die gut siebzig Minuten leiten. Für alle Freunde der traditionellen, skandinavischen Musik wartet man mit „Margt Breytist Fyrir Orð Völvanna“ mit einem klassischen Kvæði auf.

Fazit: Árstíðir Lífsins – die Jahreszeiten des Lebens – sind ihrem Bandnamen treu und erzählen uns auf ihrem Debütalbum „Jötunheima Dolgferð“ eindrucksvoll aus dem harten Leben auf Island vor eintausend Jahren. Wer den erzählenden Stil auf „Tulimyrsky“ mochte und nordischer Folklore nicht abgeneigt ist, der wird seine hel(l)e Freude damit haben.


Tracklist:
1. Ísa Brots Blómin Milli Hnignunar Marnars Barna
2. Morgunn Í Grárri Vindhjálmars Þoku Við Berufjörð
3. Velkomin Í Lífið, Ávarpar Maðr Sjálfan Sig
4. Haka Kleifir Berja Ok Brjóta Við Enda Langrar Ferðar Sinnar
5. Lifðu Með Öðrum, Með Þínum Eigin
6. Eigi Hefr Á Augu, Unnskíðs Komit Síðan
7. Margt Breytist Fyrir Orð Völvanna
8. Við Fundum Nýtt Heimili, Langt Burtu Í Vestrinu
9. Þat Er Stormr Ok Bláköld Vatnssmíðin Litar Regna Borg

Line-Up:
Stefán – Gitarre, Bass, Piano, Vibraphone, Gesang, Chöre
Árni – Schlagzeug, Violine, Chöre
Georg – Gesang, Chöre
Marsél – Gesang, Chöre
Sveinn – Keyboards
Lóretta – Gesang
Kristófr – Bodhrán
Kristján – Chöre
Colin – Chöre
Þórarinn – Chöre

DISCOGRAPHY:

2010 - Jötunheima Dolgferð

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