 Stier - Reden!
Genre:
Deutschrock
Review vom: 03.10.2010
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 01.10.2010
Label: Fastball Music
H. Martin Stier kennt ihr nicht? Ihr kennt ihn doch, jedenfalls die meisten von euch! Beim legendären Hausmeister Krause markierte Stier den Präsidenten des Dackelclubs. „Die ganze Dackelrotte: Sitz!“, ihr erinnert euch?
Apropos Erinnerung: Wirklich neu ist die Kapelle auch nicht, selbst wenn sowohl Gründung als auch Auflösung einige Zeit zurück liegen. Die Törner Stier Crew wurde bereits 1976 ins Leben gerufen, absolvierte unter anderem einen Gig für den Rockpalast und löste sich dann Anfang der Achtziger wieder auf.
Jetzt also hat Stier genug von Dackeln und Vereins-Getue, jetzt wird wieder gerockt. Und wie! Schon der Opener „Diesesmal“ gibt die Richtung für das Album vor. Kraftvolle Riffs, ein straightes Drumming, fetter Sound und dazu eine dezent punkige Attitude. Nein, so klingen keine müden Altrocker, so tönen gestandene Musiker, die keinen Wert auf Attitude oder Gepose legen, sondern der puren Lust am Song freien Lauf lassen. In diesem Stil entpuppt sich „Reden!“ mit zunehmender Spielzeit als ein wahres Kleinod des Deutschrock, ausgereift, augenzwinkernd und höchst unterhaltsam. Rammstein-Anleihen geben sich mit NDW-Versatzstücken die Hand und finden dann im eingängigen, ungekünstelten Rock einen wunderbaren gemeinsamen Nenner. Nummern wie „Ich will dich küssen“ (aber lass' den Fernseher an), „Online macht süchtig“ oder das überragende, bösartig fröhliche „Stalker“ sind nicht weniger als der beste Rock mit deutschen Texten, den ich seit langer Zeit gehört habe.
Natürlich ist H. Martin Stier stimmlich eine echte Show. Variabel und charismatisch dominiert er die Nummern wie selbstverständlich. Wer auch immer für die Texte verantwortlich zeichnet, er hat ganze Arbeit gemacht. Keine philosophischen Pseudo-Tiefgründigkeiten und keine „reim dich oder ich fress dich“-Plattheiten. Stattdessen greift der Fünfer mit seinen Lyrics mitten ins Leben, kommt mal nachdenklich rüber und mal albern, aber immer mit einem Augenzwinkern und nie mit übertriebenem Pathos.
Um zum Fazit zu kommen: Rock mit deutschen Texten ist mächtig angesagt in den letzten Jahren. Unzählige Kapellen stürmen die Charts mit Nummern vom Zeichentisch des Hitparaden-Architekten. Stier werden vermutlich sehr viel weniger erfolgreich sein, bieten dafür aber ungleich mehr: Ungekünstelter, authentischer und abwechslungsreicher Rock mit einem höchst charismatischen Frontmann. Eine echte Perle des Deutschrock!
Tracklist;
1.Diesesmal
2.Ich will dich küssen
3.Tanzen
4.Übers Meer
5.Gier
6.Reden
7.Online macht süchtig
8.Auf der Flucht
9.Es ist Winter
10.Alles über dich
11.Du tust uns gut
12.Stalker
13.Warum
Lineup:
H. Martin Stier (vocals)
Charlie Steinberg (vocals, keys, guitar)
Lee C. Pinsky (vocals, guitar)
Tom Guenzel (drums)
Walter Stoever (bass)
DISCOGRAPHY:
20101 - Reden!
SQUEALER-ROCKS Links:
Stier - Reden! (CD-Review)
SONSTIGES:
BANDHOMEPAGE
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