Squealer-Rocks.de CD-Review
Unherz - Unherzlich Willkommen

Genre: Hard Rock
Review vom: 26.08.2010
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: 27.08.2010
Label: Massacre (Soulfood)



„Wir trinken auf Mandela, wir klau'n euch die Bananen. Erobern diesen Kontinent, schwenken uns're Fahnen. Zwanzigzehn wird unser Jahr, zwanzigzehn Südafrika.“ Klingt albern? Ist albern! Fällt aber nicht weiter auf unter den musikalischen Scheußlichkeiten, die regelmäßig zur WM verbrochen werden.

Soweit wäre der WM-Song der Pfälzer Unherz nicht weiter der Rede wert, direkt neben Elton und den anderen Versagern in die Tonne gekickt (!) und Thema durch. Nun ist es aber so, dass Unherz gleich ein komplettes Album vorlegen und da wird’s dann stellenweise richtig ärgerlich. Über die dumpfe, drucklose Produktion kann man bei einer Newcomer-Band noch hinweg sehen, kein Thema. Thema „Thema“ allerdings: Wie der Vierer sich durch sämtliche Bildzeitungs-Schlagzeilen des letzten Jahres textet ist dann stellenweise richtig übel. Klar, dass prollige Hasslyrik ihren Reiz hat wissen wir nicht erst den Onkelz, aber wenn Unherz sich an pädophilen Priestern versuchen („Die Bestie“) oder amoklaufende Schüler besingen („Amok“) dann ist das primitiv, tumb und abstoßend.

Textlich ist das alles also schwer zu ertragen und musikalisch nicht weiter bemerkenswert. Harter Rock, nicht schlecht gespielt, aber völlig ausgelutscht und ohne jeden Esprit durch die Boxen gedrückt. Im Mid-Tempo dümpelt eine belanglose Nummer nach der anderen am zunehmend gelangweilten Hörer vorbei. Die Onkelz standen natürlich Vorbild für den eher simplen Riff-Rock von Unherz, so ist der straighte Opener „Sünder vor dem Herrn“ die auch dort üblich gewesene Selbstbeweihräucherung-Hymne, ohne allerdings das Proll-Niveau der Vorbilder auch nur annähernd zu erreichen. Gleiches gilt für die vermutliche Bandhymne: „Wir leben unser Leben, tun was uns gefällt. Wir gehen unseren Weg und erobern so die Welt. Unherz ist die Droge, die einen süchtig macht. Unherz ist Orgasmus mitten in der Nacht.“ Aha. Für „Verschenkte Jahre“ werden dann auch mal kurz die Seiten gewechselt und ausgiebig aus dem Back-Katalog der Hosen zitiert.

Der Fairness halber sei angemerkt, dass Unherz es ganz offensichtlich auch anders können: „Die Zeit heilt alle Wunden“ ist ein echtes Highlight auf dem Debut des Vierers und lässt hoffen, dass bei künftigen Alben ein paar Schippen draufgelegt werden, insbesondere bei den Texten. „Unherzlich Willkommen“ allerdings kann bis dahin bestenfalls für den ein oder anderen anspruchslosen Onkelz-Anhänger interessant sein. Vielleicht findet der Vierer ja dann auch den nicht gerade denkbar blödesten Albumtitel ...

Tracklist:

1.Sünder vor dem Herrn
2.Die Bestie
3.Zwanzigzehn
4.Therapie
5.Die Zeit heilt alle Wunden
6.Amok
7.Dem Tod so nah
8.Verschenkte Jahre
9.Inferno
10.Unherz

Lineup:

Felix Orschel (vocals, guitar)
Locke Heylmann (bass)
Andy Arnold (guitar)
Christian „Bogi“ Bogert (drums)

DISCOGRAPHY:

2010 - Unherzlich Willkommen

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Unherz - Unherzlich Willkommen (CD-Review)

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