Squealer-Rocks.de CD-Review
Papa Roach - Time for Annihilation - On the Record & On the Road

Genre: Nu Metal
Review vom: 26.08.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 27.08.2010
Label: Eleven Seven Music (EMI)



Tja, Menschen ändern sich halt. Vor noch ca. 10 Jahren hätte ich jedem, der den Namen Papa Roach in meiner Gegenwart auch nur erwähnt, körperliches Leid angedroht.
Als Metal Fan der ersten Stunde durfte man diese Band einfach nur hassen, auch wenn man „Last Resort“ in aller Heimlichkeit schon immer geil fand. Das war Nu Metal und damit Blasphemie! Pfui, Deibel! (Komischerweise hielten wir Faith No More, die schon lange vorher eine Crossover - Attitüde an den Tag legten und nichts anderes als die Blaupause für Bands dieser Coleur waren, niemals für Teufelswerk).
Nun will es das Schicksal, dass ich das neueste Produkt des einst geächteten Vierers aus Kalifornien besprechen muss.
Und, siehe da, mein erstes intensives akustisches Zusammensein mit den Kakerlaken lässt mich nur noch stottern: G..., ge..., geil!!!

Nun, bevor mir sämtliche Altersgenossen die Freundschaft kündigen, lasst mich erklären:
Dieses Split – Album (5 neue Songs, 9 Live Tracks) ist im Jahre zwo null zehn authentischer und metallischer als viele der unzähligen Krebsgeschwüre, die sich sonst so in unserer Szene tummeln.
Schliesslich haben die einstigen Kiddies auch an sich gearbeitet.
So sind die 5 neuen Nummern moderner Rock mit Metal Elementen, wie ihn bspw. auch Audrey Horne machen und schon der Opener „Burn“ macht klar: Das hier hat mit Kopfsocken – Mucke gar nüscht mehr zu tun.
Die Rockdisco - Hymne „One Track Mind“ ist auch nicht von schlechten Eltern und die fantastischen Melodien lassen sogar dezente Vergleiche mit Evergrey zu. Jawoll!

Der Faustrecker „Kick in the Teeth“ ist nichts anderes als eine moderne Hommage an den Glam - Rock der 70er (incl. „Na, na, na na“ - Chören). Nicht gerade originell, aber eine tolle Stimmungsgranate.
Die Halbballade „No Matter What“ ist ein wenig zu stark auf Pop Rock gebürstet, geht aber trotz starker Nickelback Schlagseite in Ordnung. Höchst professioneller Stadion Rock.
„Enemy“ ist zweifellos das stärkste der neuen Lieder und kann mit „Last Resort“ - Gedächtnis - Riff, leichter Punknote und einem fantastischen Gesang hoch punkten.

Und ab jetzt wird's mal richtig geil! Die Live - Nummern sind durch die Bank powervoller Modern / Nu Metal, und die Atmosphäre die hier auf Tonträger gebannt wurde, darf man phänomenal nennen. Völlig authentisch, sehr roh, dennoch gut produziert und die überwältigende Stimmung im Publikum wird quasi 1:1 ins Wohnzimmer transportiert.
Da ich hier völliges Neuland betreten habe, haben mich die Songs, die wohl eine Art Best Of sind, völlig weggeblasen.
Spätestens das geniale „Lifeline“, eine perfekte Arena - Rock Darbietung, lässt alle Dämme brechen. So unglaublich es klingt: Ich wette, hier wird mir jeder Fan der alten Poser - Schule zustimmen. Auch das aus tausenden Kehlen mitgebrüllte „Scars“ überrascht mit einer echt schönen Melodie, die schon fast episch zu nennen ist.

Demgegenüber stehen ruppige Hüpfer wie „Hollywood Whore“, Nu Metal in Reinkultur, „...to be loved“, mit Ramones „Hey Ho, Let's Go“ - Part, oder das tonnenschwere „ Between Angels and Insects“, das locker als Faith No More Tribut durchgeht.
Zu guter Letzt dann der Kracher schlechthin: Was bei „Last Resort“ (übrigens auch eine Faith No More Verbeugung) abgeht, ist dermaßen mitreissend, dass ich mir tatsächlich wünsche, zwischen den Teenie Horden in der Meute zu stehen und mitzubrüllen.

Wie ich schon sagte, Menschen ändern sich. Deshalb, liebe Mitstreiter von früher: Legt die Scheuklappen mal eine Stunde zur Seite und verspreche euch, ihr werdet eine neue fantastische Erfahrung machen.
Übrigens möchte ich noch lobend erwähnen, dass die Burschen diesen Output für knappe 12 Euro in die Läden stellen.
Um es auf die Spitze zu treiben: Wenn Accept nicht schon den Thron inne hätten, wären Papa Roach mein Album des Monats August.

Und jetzt: Hüpfen...!


Tracklist:
1.Burn
02. One Track Mind
03. Kick In The Teeth
04. No Matter What
05. The Enemy
06. Getting Away With Murder (Live)
07. ...To Be Loved (Live)
08. Lifeline (Live)
09. Scars (Live)
10. Hollywood Whore (Live)
11. Time Is Running Out (Live)
12. Forever (Live)
13. Between Angels and Insects (Live)
14. Last Resort (Live)

Line Up:
Jacoby Shaddix - Vocals
Tobin Esperance - Bass
Terry Horton - Guitar
Tony Palermo - Drums

DISCOGRAPHY:

1997 - Old Friends from Young Years
2000 - Infest
2002 - Lovehatetragedy
2004 - Getting Away with Murder
2006 - The Paramour Sessions
2009 - Metamorphosis
2010 - Time for Annihilation


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Papa Roach - Time for Annihilation - On the Record & On the Road (CD-Review)

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