 Heart - Red Velvet Car
Genre:
Rock
Review vom: 24.08.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 27.08.2010
Label: Eagle Records
Ehrlich gesagt wusste ich gar nicht, dass Heart überhaupt noch existieren. Als dann „Red Velvet Car“ bei mir landete, ging ich zunächst von einem Best Of Album aus, welches die alten Zeiten noch einmal hoch leben lassen würde.
Doch siehe da: Die beiden Schwestern Ann (Vocals) und Nancy Wilson (Gitarre) denken auch mit 60, bzw. 56 Jahren noch nicht ans Aufhören und präsentieren ein brandneues Scheibchen.
Für die jüngeren Leser sei kurz erwähnt, dass Heart stets die Band der Wilson Damen war, der Rest wechselte ständig. Mitte der 70er waren Heart zusammen mit den Runaways (u. a. mit Lita Ford und Joan Jett) eine der ersten female fronted Hardrock Truppen überhaupt und landeten mit „Barracuda“ 1976 einen Riesenhit.
In den 80ern herrschte dann typischer U.S. Melodic Rock vor und romantische Mitwipper wie „All I Wanna Do Is Make Love to You“ laufen heute immer noch auf den Lokalradios der Republik rauf und runter, während die Alben seinerzeit bis zu 5fach Platin in den Staaten einfuhren.
Ab den 90ern wurde es dann ruhig um das Geschwisterpaar und „Red Velvet Car“ ist gerade mal der dritte Output der letzten 20 Jahre.
Allerdings hat der aktuelle Dreher nur noch wenig mit dem Hardrock der Anfangstage oder dem Arena – Rock der güldenen Dekade zu tun. Schlecht ist er deswegen noch lange nicht, im Gegenteil. Eher höchst sympathisch und ehrlich, denn die gereiften Ladies machen nur noch das, wozu sie Lust haben.
Da wären einmal die, größtenteils akustisch eingespielten, Nummern mit hohem Blues - Anteil, die den Fans von Melissa Etheridge locker – flockig in die Lauscher laufen dürften. Dazu gehören der wunderschöne Titeltrack mit toller Orchester – Begleitung, der mich ein wenig an Sam Browns „Stop“ erinnert, das groovige „Queen City“ oder der flotte Einstieg „There You Go Again“.
Klingt alles durch die Bank höchst professionell und hebt auf hervorragende Weise die Klasse der beiden Haupt – Protagonistinnen hervor.
Einen großen Raum nimmt auch die Kuschel – Ecke ein. „Hey You“ ist eine relaxte Country Nummer, dezent psychedelisch kommt „Sunflower“ über die Wiese (Brüller!), während „Closer to The Sun“ (komischerweise Bonus Track für den europäischen (!) Markt) und „Sand“ wohl zu den schönsten Liedern überhaupt gehören, dabei aber auf eine minimalistische Produktion setzen und im Gegensatz den Megahits von einst eher was fürs Lagerfeuer sind. Klasse!
So ganz leugnen die beiden Damen ihre Herkunft aber auch nicht und mit den ruppigen „W.T.F." und „Wheels“ , sowie dem folkig angehauchten „Safronia's Mark“ gibt es Musterbeispiele für exzellenten Melodic Rock mit tollen Melodien.
Lediglich zweimal übertreiben es Heart mit der Selbstverwirklichung: „Death Valley“ und „Bootful of Beer“ klingen zu sehr nach depressivem Alternative und wirken einfach nur unpassend.
Es bleibt ein ungewöhnliches und unerwartetes Lebenszeichen zweier legendärer Musikerinnen, das authentischer und ehrlicher kaum sein könnte. Dem Hardrock – Freund wird sicherlich eine gewisse Toleranz abverlangt, aber die wird schlussendlich mit dem Genuss von vorwiegend sehr guten Songs, incl. dem entsprechenden Seelenbalsam belohnt. „Beruhigend und entspannend“ ist in diesem Fall kein Synonym für Langeweile, sondern wörtlich zu nehmen.
Tracklist:
1. There You Go
2. W.T.F.
3. Red Velvet Car
4. Queen City
5. Hey You
6. Wheels
7. Saffronia's Mark
8. Death Valley
9. Sunflower
10.Sand
Bonus Tracks:
11. Bootful of Beer
12. Closer to The Sun
Line Up:
Ric Markmann - Bass
Ann Wilson, Nancy Wilson - Vocals
Nancy Wilson, Ben Mink - Guitar
Ben Mink - Keyboards
Ben Smith - Drums
DISCOGRAPHY:
1976 - Dreamboat Annie
1977 - Little Queen
1978 - Dog and Butterfly
1978 - Magazine
1980 - Bebe Le Strange
1982 - Private Audition
1983 - Passion Works
1985 - Heart
1987 - Bad Animals
1990 - Brigade
1993 - Desire Walks In
2004 - Jupiters Darling
2010 - Red Velvet Car
2012 - Fanatic
SQUEALER-ROCKS Links:
Heart - Red Velvet Car (CD-Review)
Heart - Original Album Classics (5 CD Box) (CD-Review)
SONSTIGES:
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