Squealer-Rocks.de CD-Review
The Blackscreen - Tiny Melodramas

Genre: Crossover (Rock/Emo/Powerpop)
Review vom: 16.08.2010
Redakteur: Tina
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: TWR



Zur Bandhistory gibt es bis auf ein paar durcheinandere Sätze nicht wirklich viel zusammenhängendes. Fakt ist, dass ein Teil der Herren aus Nürnberg sich schon länger kennt. Alle vier sind schon länger als Musiker unterwegs. Der Startschuss zu The Blackscreen fällt in 2009. Kurz darauf kommt auch schon eine Demo EP raus, im Juli 2010 erschien nun das Debütalbum.

Es gibt ja immer Premieren – und heute ist für mich mal eine angesagt: Emo. Jaja, ich mach mal Bekanntschaft mit Emo. Also dem Musikstil. Hab ich vorher mehr oder weniger erfolgreich vermieden. Nun ist es also soweit. Die Definition sagt, dass Emo in der Musik eigentlich eine Abart des Hardcore-Punk war/ist – hieß/heißt dann Emocore, da hier der Schwerpunkt auf Gefühlen und Beschäftigung mit gesellschaftlichen, politischen und sozialen Themen liegt. Aha. Dann bin ich mal gespannt, wie denn dann „Tiny Melodramas“ (zu gut deutsch: winzige Melodramen) vertont ist. Man möge mir diesen kurzen Ausflug in die kleine Welt der Sprache verzeihen und man möge mir, wer mag, mir in die Welt der Musik folgen…

… wo ich mich nun wiederfinde und die Platte mehrfach durch den Player rotieren ließ.

Rock – Emo - Powerpop. Diese Konstellation klingt ein wenig unglücklich? Stimmt wohl, denn ausschließlich glücklich macht mich das nicht wirklich. Der Waschzettel sagt „gepflegte Melodramatik mit erratisch-noisigen Ausbrüchen“ – zusammenfassend ist das eigentlich schon genau das, was die Platte insgesamt sehr gut beschreibt. Vor allem erratisch-noisig trifft es recht gut, da an einigen Stellen es genau diese Ausbrüche sind, die einige Passagen für meinen persönlichen Geschmack zu sehr aus dem musikalischen Kontext kegeln und mich hin- und her reißen. Einflüsse aus der Ecke Smashing Pumpkins oder Placebo sind ebenfalls erkennbar.

Einerseits wunderbar rockig, noisig, andererseits extrem melodieverliebt. Dann ein infernalischer musikalischer Ausbruch der durchschlagenden Sorte, wo dann zusätzlich auch der Gesang zum lauten Schrei wird. Die Vertonung der vielen kleinen Dramen des Alltags, der Melancholie des Seins, der Emotionalität von vielen, hat eine große Menge für sich, auch wenn der Stoff extrem kompakt arrangiert ist und es verdammt viel Zeit braucht, all das aufzunehmen, zu verdauen und irgendwie für sich selber zu rekonstruieren. Der Hauch der Melancholie, der über allem schwebt, ist nicht immer scharfkantig herauskristallisiert, dennoch präsent, wahrnehmbar, nicht übertrieben oder schmalzig. Der instrumentale Teil ist ab "The Edge" etwas ausgefeilter als die ersten Stücke, da sich immer wieder Streich- und Blasinstrumente bemerkbar machen und die Tasten immer einmal mehr hörbar sind.

Gesanglich ist Oliver nicht immer ganz kristallklar unterwegs, zwischendrin wackelts doch ein wenig arg in den Stimmbändern. Eigentlich schade, denn die Klangfarbe harmoniert gut mit der Musik und das breite Spektrum seiner stimmlichen Leistung ist durchaus interessant und hörenswert. Aber: An der stimmlichen Sicherheit, insbesondere bei den langgezogenen Tönen, kann man sicher noch arbeiten.

Dass alle Bandmitglieder keine unerfahrenen Jungs mehr sind, ist deutlich hörbar. Handwerkliches Können gepaart mit viel Energie und viel Spaß an der Musik ist absolut positiv zu bemerken. Fehlt mir nur noch ein Häppchen mehr eigene Ideen, weniger Einfluss aus anderen Ecken und vor allem nicht so ganz viel auf einmal. Potenzial für noch mehr ist definitiv vorhanden.

Fazit:
Musikinteressierte, die nicht an einer Schiene kleben, können gut und gern mal ein Ohr wagen.

Anspieltipps:
Track 3 - Steep Lechase
Track 6 – The Edge
Track 10 – The Flies

Tracklist:
1. Bella
2. Overture To A Bitter End
3. Steep Lechase
4. The Ghosts
5. Two Hearts
6. The Edge
7. Last Goodbye
8. Egodrama
9. Buried Alive
10. The Flies
11. Driftwood
12. Greetings From Nowhere

Line-Up:
Oliver Frank - vocals, guitars
Ralph Chris Schreiber - drums, percussion
Duke Eichholz - bass, trumpet, trombone
Sebastian Bergherr - guitars

guest musicians:
Alexander Sabo - violins
Jeremy Fast - piano
Isa - telephone call

DISCOGRAPHY:

2010 – Tiny Melodramas

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