Squealer-Rocks.de CD-Review
Madder Mortem - Where Dream And Day Collide

Genre: Jazz Metal
Review vom: 20.06.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 14.05.2010
Label: Peaceville Records



Wie gerne reduziert man Norwegen auf Fjorde, Fische und Fördertürme und doch weiß ein jeder, der sich mit Musik beschäftigt, viele interessante und vor allem gute Bands zu nennen, die aus jenem im Norden Europas gelegenen Land stammen.
Eine jener ob ihrer Einzigartigkeit hochgelobten Band sind Madder Mortem, die mit „Where Dream And Day Collide“ eine EP veröffentlichen, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hat – Leinen los und volle Fahrt voraus.

Der titelgebende Track „Where Dream And Day Collide“ beginnt zunächst ungemein bluesig, so dass man unweigerlich noch einmal nachschaut, ob man auch tatsächlich die richtige CD eingelegt hat, denn wenig Rock oder Metal schallt einem hier entgegen. Bereits nach wenigen Augenblicken aber ist man von der kraftvollen, klaren Stimme Agnete M. Kirkevaags wie verzaubert und steuert, wie Odysseus dereinst vom Spiele der Sirenen betört, auf deren Eiland zu. In jeder Note spürt man förmlich, dass hier wahre Musikliebhaber am Werke sind, denn Madder Mortem huldigen weniger ihren Fähigkeiten, als der Musik durch ihre Fähigkeiten, wo durch die Lieder auf hohem Niveau sich bewegen und trotzallem zu jeder Zeit anhörbar bleiben. Weswegen man die Band jedoch zum progressiven Metal zählt offenbaren sie gegen Ende des Titeltracks, denn aus dem entspannten Bluesstück wird unvermittelt ein richtiger Metalkracher. Aber egal in welcher Lage Agnete trifft jeden Ton und beeindruckt mindestens ebenso sehr wie die Instrumentalfront.

Einen gewaltigen Groove tritt „Jitterheart“ los, so dass man nicht umhin kommt und sich an die dänischen Beat’n’Roller von Volbeat erinnert fühlt. Das Lied versprüht das Flair einer verrauchten Jazzbar und ebenso jazzig wechseln Takt und Rhythmus, dass man nicht anders kann als das Tanzbein zu schwingen.
Daher mag auch der Begriff „Swing“ stammen, der wohl die beste Bezeichnung für „The Purest Strain“ liefert. Man fühlt sich irgendwie zurückversetzt in die „goldenen 20er“ des letzten Jahrhunderts, denn die mit Metal in Verbindung tretenden Rhythmen scheinen Tanzbars und Grammophonen zu entspringen, ohne jedoch in irgendeiner Weise verstaubt oder antiquiert zu wirken. Deswegen wundert es auch kaum, dass bereits Bands wie Finntroll sich an solchen versuchten oder die Ausnahmeband Diablo Swing Orchestra, die bereits vor einigen Jahren für Aufsehen in der Metalszene gesorgt hat.

Dem entgegen steht „Quietude“, das, wie es schon der Name verlautbaren lässt, sehr ruhig und balladesk dahin schreitet. Bei den bedächtigen, melancholischen Klängen mag man am liebsten die Augen schließen und der wunderbaren Stimme Agnetes lauschen, die uns vom Bass begleitet durch das Stück führt. Überhaupt scheint der Bass bei Madder Mortem bei Weitem präsenter zu sein, als bei den meisten Metal Combos, wo dieser vor allem nominell vorhanden, aber wenig songprägendes beisteuert.

All jenen, denen die Bildgewaltigkeit der Musik alleine nicht genügt, der darf sich eines sehr schönen, animierten Videoclips aus der Feder von Christian Ruud und Kim Holm zu „Where Dream And Day Collide“ erfreuen.

Fazit: Das beste Zeichen dafür, dass eine CD unwiderstehlich gut ist, mag ein, wenn man sie immer und immer wieder von vorne hört, ohne dass sie einem langweilig erscheint, vielmehr sich erst allmählich offenbart. Madder Mortem gelingt es mit ihrer Musik Türen und Fenster des Metal Genres weit aufzustoßen und Raum zu schaffen für von Jazz, Swing und Blues durchwobene Themen, welche die metallische Härte dennoch nicht vollständig verbannen.


Tracklist:
1. Where Dream And Day Collide (Video Edit)
2. Jitterheart
3. The Purest Strain
4. Quietude
5. Where Dream And Day Collide (Album Version)

Anspieltipps: alle!

Line-Up:
Agnete M. Kirkevaag – Gesang
BP M. Kirkevaag – Gitarre, Gesang
Odd Eivind Ebbesen – Gitarre
Tormod L. Moseng – Bass
Mads Solås – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1997 - Misty Sleep
1998 - Demo 98
2000 - Demo 2000
1999 - Mercury
2001 - All Flesh Is Grass
2002 - Deadlands
2006 - Desiderata
2009 - Eight Ways
2010 - Where Dream And Day Collide (EP)


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