Squealer-Rocks.de CD-Review
Mercenary - The Hours That Remain

Genre: Progressive Power Metal
Review vom: 21.08.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Lange Jahre dümpelten die Dänen von Mercenary mit einer progressiveren Version des üblichen Schwedentods im musikalischen Nirwana umher, bis vor zwei Jahren die Heilsbringung in Form des Gesellenstücks 11 DREAMS folgte, welche die Band innerhalb weniger Wochen von 0 auf 100 katapultierte. Mit dem ultimativen Nachfolger THE HOURS THAT REMAIN fährt die Weiterentwicklung der inzwischen zum Progressive Power Metal „verkommenen“ Brigade fort – die Jungs schalten für ihren Meisterbrief soeben mal in den sechsten Gang.

Schöne Melodien schreiben viele, wie man sie richtig verpackt, wissen Mercenary auf THE HOURS THAT REMAIN gleich in zehnfacher Ausführung. Zügig, aber nicht hektisch – hymnisch, aber nicht bombastisch – brillant, aber nicht vertrackt. Es gibt zig Merkmale, die den einmaligen Klang dieser einstündigen Perle beschreiben könnten und schließlich doch kein exaktes Spiegelbild abgeben würden. Mercenary haben mittlerweile ihren eigenen Weg gefunden, der in progressiv metallisch eingegrabenen Klanggefilden Aggression und Himmlisches perfekt ausbalanciert. So bekommt der Einsteiger „Redefine Me“ trotz seiner engelsgleichen Melodieführung einen überraschenden, klitzekleinen Death Metal Anstrich, wohingegen sich in „Year Of The Plague“ diese beiden Stimmungen geschickt abwechseln und man erst gar nicht auf den absurden Gedanken des Aufgesetzten kommen kann. Über die technischen Fingerfertigkeiten von Lead Gitarrist Martin Buus und den restlichen Kameraden brauchen wir sowieso keine langen Reden abhalten. Wenn sich krasse Licks und abgefahrene Arrangements in allgemein zugänglichen Songs niederlassen, erklärt sich alles von selbst.

Beim ersten Durchlauf fühlt man sich auf eine Sphäre versetzt, auf der man einem Gedankengang frönt, bei dem man das Album mit dem gerne verwendeten Begriff „Eingängigkeit“ in Einklang bringt. Bei weiteren Hörphasen von THE HOURS THAT REMAIN entdeckt man erst allmählich das ganze Konzept, das die Jungs zusammen mit dem angesehenen Produzenten Jacob Hansen (Hatesphere, Communic, Raunchy) auf die Beine gestellt haben. Ein Konzept, das sich einem immer wieder aufs Neue erschließt, bei dem sich neue Erkenntnisse gewinnen lassen, Einzelheiten bemerkbar machen und das einen mehrere Stunden mit der CD verbringen lässt. Der Schönheit und Aura, welche von allen Kompositionen ausgeht, kann man sich nicht entziehen. Da legt man selbst die MONDAY MORNING APOCALYPSE von Evergrey beiseite und widmet sich den beeindruckenden Soli und Harmonien in „My World Is Ending“, dem mehrfachen Stimmlagenwechsel in „This Eternal Instant“ (zu was manche Menschen alles fähig sind), dem wuchtigen Geschoss namens „Lost Reality“, der modernen Metal-Verkleidung, mit der man einen Großteil der aufkommenden Bewegung verspeist, in „Soul Decision“, dem kontrastreichen Übergang mit akustischen Einlagen und dem anschließend fetten Double Bass Drumming in „Simplicity Demand“, den Donnerschlägen in „Obscure Indiscretion“, den bezaubernden und „gruseligen“ Gesängen in „My Secret Window“ oder dem mich sprachlos machenden Titeltrack „The Hours That Remain“. Bärenstark!

Der Weggang von Bassist und Zweitsänger Kral, der für die derben Growls bei Mercenary zuständig war und die Truppe wenige Wochen vor dem Studiotermin verließ, dürfte den Fünfer, der in der Zwischenzeit in René Pedersen einen würdigen Ersatz gefunden hat, ohne großes Tränenvergießen ereilt haben. Auf THE HOURS THAT REMAIN übernahm Mikkel Sandager, welcher bislang hauptsächlich mit seinem melodischen Götterkelchen von sich Reden gemacht hat, alle Gesangspart (Björn „Speed“ Strid von Soilwork und Marcus Bischoff von Heaven Shall Burn sind mit kleinen Gastauftritten zu hören) – also auch die düsteren und wilden Schreiereien, von denen sich daher weniger in den Tracks einfinden. Dieser Umstand lässt sich jedoch nicht einmal ansatzweise als Kritikpunkt ausfindig machen, sondern übergibt der Band eine weitere tolle Facette der Unberechenbarkeit. Wollte jemand ernsthaft versuchen, eine Liste mit den besten Sängern unserer Szene aufzustellen, um Mikkel würde er nicht herum kommen.

Fazit: Ein Genre-Highlight... nein, das Album des Jahres!

Info: Als Bonus gibt’s für alle Käufer der Limited Edition eine DVD mit über 120 Minuten Material vom Entstehungsprozess von THE HOURS THAT REMAIN und Live-Shows (Dynamo Festival, Pratteln).

VÖ: 21. August 2006

Tracklist:
1. Redefine Me
2. Year Of The Plague
3. My World Is Ending
4. This Eternal Instant
5. Lost Reality
6. Soul Decision
7. Simplicity Demand
8. Obscure Indiscretion
9. My Secret Window
10. The Hours That Remain

Anspieltipps: alle

Band Line-Up:
Mikkel Sandager – Gesang
Jakob Mølbjerg – Gitarre
Martin Buus – Gitarre
René Pedersen – Bass, Gesang
Mike Park – Schlagzeug
Morten Sandager – Keyboards, Backing Vocals

DISCOGRAPHY:

1993 – Domicile (Demo)
1994 – Gummizild (Demo)
1996 – Supremacy (MCD)
1998 – First Breath
2002 – Everblack
2004 – 11 Dreams
2006 – Retrospective (Best of)
2006 – The Hours That Remain
2008 - Architect Of Lies


SQUEALER-ROCKS Links:

Mercenary - The Hours That Remain (CD-Review)

Mercenary und Cheeno - Saarbrücken, Garage (Live-Review)

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