Squealer-Rocks.de CD-Review
Unitopia - Artificial

Genre: Progessive Rock
Review vom: 22.05.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: Inside Out



Zwei Dinge an Unitopia sind schon einmal generell ungewöhnlich: Sie fungieren zu siebt und kommen aus Australien. OK – von down under zu stammen ist an sich nicht sooo exotisch, aber, ehrlich gesagt, kenne ich keine andere Prog Band von dort. Dazu beim DEM Prog Label schlechthin, Inside Out, unterzukommen, das verspricht etwas ganz Großes.
Und, in der Tat, die Erwartungshaltung täuscht nicht. Zusammen mit Kaipas „In the Wake of Evolution“ ist „Artificial“ das bisher beste Prog Werk des Jahres.

Die Australier pflegen gute alte britische Traditionen, heißt, sie machen das, was man gemeinhin als Neo Prog bezeichnet. In erster Linie bedeutet das erst einmal, dass sie den Frühwerken von Genesis Tribut zollen. Kopieren jedoch ist nicht die Sache der glorreichen Sieben.
Prägnant ist bereits beim eröffnenden Titeltrack die Stimme von Sänger Mark Trueack, die ich mal ganz euphorisch als eine der angenehmsten überhaupt bezeichnen möchte: eine Mischung aus Peter Gabriel und Iqs Peter Nicholls.
Apropos IQ: Der erwähnte Einstieg tönt wirklich sehr stark nach den Briten und erreicht in punkto Eingängigkeit und Nachhaltigkeit der Melodien locker deren Niveau.
Ganz anders dann das folgende „Nothing Lasts Forever“. Ein lupenreiner Beatles Verweis, incl. Bläsern und symphonischen Keys, einfach toll. Echt ein Hammer!

Hammermäßig geht es weiter, wobei der Fäustel bei „Not Human Anymore“ etwas heftiger geschwungen wird und gerne auch mal an Led Zeppelin denken lässt, ohne die getragenen wunderschönen Harmonien zu vernachlässigen.
Die ziehen sich selbstredend auch durch das 13 – minütige „Tesla“. Hier werden alle Register gezogen, die einen Longtrack der alten Schule ausmachen: Ein dramaturgisch kluger Aufbau mit den entsprechend wechselnden Stimmungen und eine Kurzweil, die die 13 Minuten wie maximal 5 erscheinen lassen. Neben symphonischen Parts vernimmt man gar Flamenco – Elemente, jazzige Tunes und das obligatorische Saxophon fehlt auch nicht. Ein Instrument übrigens, dass in der Musik von Unitopia einen Stammplatz hat und immer wieder auftaucht.
Ein Violinen - Intermezzo lässt sogar Erinnerungen an alte Kansas Großtaten aufkommen.
Ganz groß!

Das ruhige „Reflections“ ist (fast) eine reine Piano Ballade, unterstreicht meine Huldigung des Sängers und ist unfassbar schön.
„The Power of Three“ ist ein Intro mit Filmmusik - Charakter, bevor es die Band beim wuseligen „Rule of 3's“ mit ihrer Vorliebe für Jazz etwas übertreibt und den tollen Chorus durch zu viel Sax und unspielbaren Takten zerstört. Hier dürften lediglich Musik – Professoren jubilieren.
Da passt dem handelsüblichen Rocker das riffige „Blink of an Eye“ eher in den Kram. Leicht vertrackt, mit ordentlich Power.
Das Finale könnte nicht besser sein. „The Great Reward“ ist ein Outro mit Musical - Charakter.
Eine Hymne, die diese Bezeichnung auch verdient. Es beginnt langsam und steigert sich, bis sich alle in den Armen liegen und mitsingen.
Der Vergleich hinkt zwar, aber dagegen stinkt sogar fast „Believe“ von Savatage ab.

Ein würdiger Abschluss eines Albums, das man wirklich nur am Stück hören sollte.
Inside Out nimmt ja grundsätzlich keine durchschnittlichen Bands unter Vertrag.
Ab und zu aber stechen selbst aus diesem Wust an Qualität einzelne Truppen heraus, die noch einen Tick besser sind als all die anderen.
Unitopia gehören zu dieser höchst seltenen Spezies.

Übrigens: auch Nicht – Proggies sollten hier mal ein Ohr riskieren, denn die Melodien haben es echt in sich!

Tracklist:
01. Suffocation
02. Artificial World
03. Nothing Lasts Forever
04. Not Human Anymore
05. Tesla
06. Reflections
07. The Power of 3
08. Rule of 3’s
09. Gone in the Blink Of An Eye
10. The Great Reward

Line Up:
Mark Trueack – vocals
Sean Timms – key, vocals
Matt Williams – guitar, vocals
Shaun Duncan – bass
Peter Raidel – sax
Jamie Jones – drums, percussion
Tim Irrgang – drums, percussion

DISCOGRAPHY:

2008 - The Garden
2010 - Artificial

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