Squealer-Rocks.de CD-Review
Mael Mórdha - Manannán

Genre: Gaelic Heavy Metal
Review vom: 15.05.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 21.05.2010
Label: Grau



Manches Mal verrät ein kurzer Blick auf ein Albumcover bereits mehr über die Musik, welcher man unter jenem begegnen wird, als man für möglich halten mag, so auch im Falle der irischen Band Mael Mórdha, denn roh und archaisch ist die Symbolik, deren man sich hier bedient. Ein Mischwesen aus Mann und Stier erhebt seine Brust aus dem Gestein im schummrigen Licht am Meeresgrund, zerreißt sich die Bauchdecke und öffnet so einen Pfad für eine einsam wandernde Gestalt.
Wer anhand dieser Beschreibung mit markantem Heavy Metal rechnet, der irrt nicht im Geringsten und doch liegt bei Weitem mehr unter der Oberfläche verborgen.

Der Stier, ein Symbol für die männliche Fruchtbarkeit und durch sein gehörntes Haupt ebenso eines der Macht, lässt einen bereits, wie eingangs erwähnt, erahnen, womit man es in den nächsten, gut 50 Minuten zu tun bekommt. „Manannán“, der alte irische Gott des Totenreiches und des Meeres, ist eine der zentralen Figuren in dem mittlerweile vierten Werk der irischen Doom Metal Band Mael Mórdha, jedoch außer der schicksalsschweren Lyrik hat die dargebotene Musik nur noch wenig mit klassischem Doom gemein, so bewegt man sich dermeist im nackenfreundlichen Midtempo – und der Nacken wird sich wahrlich an dieser Ausgeburt des Meeres erfreuen.

So unwiderstehlich wie eine Sturmflut kommt „Manannán“ über einen, so dass man sich der stampfende Drums, peitschenden und doch dumpf schleppenden Gitarrenklänge kaum zu erwehren vermag, versprühen diese doch eine schier unglaubliche Energie gleich monströser Brecher, deren Gischt die steilen Klippen in einen feuchten Nebel hüllen.
Wie ein aufgepeitschter Ozean erscheint so „Through The Lungs Of The Dead“, welches einen in rasender Geschwindigkeit versinken lässt in der bedeutungsschwangeren, düsteren Stimmung, wie sie so vielen irischen Bands eigen ist. Insbesondere der inbrünstige Gesang des Roibéard Ó Bogails wälzt sich über den Hörer, der sich kaum des Strudels, hinab auf den Grund des Meeres ins Reich Manannáns, erwehren kann, auch wenn er durch seinen rauen, teils unmelodischen, doch trotzallem mitreißend kraftvollen Gesang nicht unbedingt zu den besten seiner Zunft zu zählen ist – vielleicht denkt man gerade deshalb an die schwermütigen Kompositionen Primordials, kann man doch einige Parallelen ziehen.

Das Quintett vermag es in jeder Hinsicht zu beeindrucken, denn während man in „The Summoning“ zu den hymnischen Gitarren die Hand zur Faust geballt gen Himmel reckt und sich bereits insgeheim auf etwaige live Auftritte freut, hält man mit einem versonnen Lächeln bei „The Doom Of The Races Of Éire“ inne und lauscht den folkloren Flötenklängen.
Erhabene Melodielinien lassen den, bereits von den Fängen des Meeresgottes gefangenen Hörer dahingleiten, bis man von dem Sog der sich langsam steigernden Litanei in „Our Ancestors Dwell Here“ erfasst wird:

„He beckons me.
Unclean I feel,
Yet I go to him all dazzling pure.“



Sanfte akustische Gitarren leiten im Polkarhythmus den überragenden Titeltrack ein, bevor sich daraus ein gewaltiger, heavy metallischer Sturm erhebt, der aufs Eindrucksvollste belegt, aus welchen musikalischen Wurzeln Mael Mórdha dereinst entsprungen sind. Schwergewichtig, düster, gleichsam folklor melancholisch ist diese Hymne an „Manannán“, in deren Bridges eine sachte Brise ein gewaltiges Feuer entfacht, gleichsam die pure Leidenschaft in der Stimme Ó Bogails mitschwingt.
Vergleichsweise bedächtig scheint „A Nation In Ruins“, welches dennoch durch seine typisch gaelischen Gesangsharmonien beeindruck und durch seinen oftmals arrhythmischen Klang an die früheren Kompositionen der Färöer Wikinger Týr erinnert, welche dereinst ebenfalls im Doom Metal beheimatet waren.

Das Ende der Geschichte des Volkes von Éire sollte hier nicht verraten werden, denn wen es interessiert, der wird sich „Manannán“ unbedingt kaufen, wodurch wir auch schon beim Fazit angelangt wären. Das beste Zeichen für ein wahrhaft atemberaubendes Album ist, wenn man nach fast 50 Minuten überrascht feststellt, dass es schon zu Ende ist und man dies kaum glauben mag, da es einem viel kürzer erschien.

„My heart does sink, yet I sharpen my blade.
One last time I leave from this peaceful glade
To doom those to which I depart
Back to Éire I go with a heavy heart.“




Tracklist:
1. Through The Lungs Of The Dead
2. The Summoning
3. The Doom Of The Races Of Éire
4. Our Ancestors Dwell Here
5. Manannán
6. A Nation In Ruins
7. The Gaedhelic Twilight
8. Back To Éire I Go With A Heavy Heart

Anspieltipps: The Summoning, The Doom Of The Races Of Éire, Manannán

Line-Up:
Roibéard Ó Bogail – Gesang, Piano, Flöten, Horn
Gerry Clince – Gitarre
Anthony Lindsay – Gitarre
Dave Murphy – Bass
Shane Cahill – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

1999 - The Path to Insanity (EP)
2000 - The Inferno Spreads (EP)
2003 - Caoineadh na nGael (Demo)
2005 - Cluain Tarbh
2007 - Gealtacht Mael Mórdha
2008 - Cluain Tarbh
2010 - Manannán


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