Squealer-Rocks.de CD-Review
Black Sun Aeon - Routa

Genre: Progressive Dark Metal
Review vom: 11.04.2010
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 02.04.2010
Label: Cyclone Empire



Selbst in unseren Breiten hielt sich der eisige Atem des Winters länger als gewöhnlich, doch wie erst muss der kalte Gevatter die Nordlande im Griff gehalten haben? Tuomas Saukkonen, seines Zeichens Mastermind von Before The Dawn und seit letztem Jahr auch auf düsteren Solopfaden unterwegs, präsentiert mit seinem unter Black Sun Aeon veröffentlichten Zweitling „Routa“ (dt. Bodenfrost) gleich einen Doppelschlag, der sich so unbarmherzig wie der mächtige Nordwind erhebt.

Der Wintermorgen, „Talviaamu“ zieht in wunderbarem, in Melodien gefasstem Glanz herauf, so dass man förmlich die beeindruckende Schönheit der weiten, schneebedeckten Landschaft in den atmosphärischen Klängen zu vernehmen meint und sich von „Frozen“ in jene musikalischen Gestade entführt sieht, in welche auch Ihsahn seine Hörer auf seinem letzten Werk „After“ geleitete. Dezent melancholische Riffs und stimmiger, klarer Gesang im Refrain stapfen im besten Doom Metal Stile in diesem Stück durch eine von klirrendem Frost überzogene Weite. Jedoch spätestens der Titeltrack, „Routa“, zeigt auf, wohin die Reise wohl noch führen mag, denn treibendes Schlagzeugspiel durchbricht das sachte Dahingleiten der Gitarrenharmonien und sorgt für die ersten frohlockenden Nackendehnungen.

Während man weiter voranschreitet, vernimmt das Ohr ein Knistern und Knirschen unter Schnee und Eis, als ob die Winterdämonen darunter hervorzubrechen gedächten, um mit ihrem frostigen Atem alle Wärme den noch Lebenden zu entziehen. Bassläufe aus tiefer Dunkelheit aufsteigend, erwecken Erinnerungen an „Jäästä Syntynyt“, dem ersten Stück auf Moonsorrows „Viides Luku: Hävitetty“. Und wie auch jenen damals gelingt es Tuomas im anschließenden „Dead Sun Aeon“ ein Gefühl von Loslösung des Geistes vom Körper zu erzeugen, so dass man unversehens auf schwarzen Schwingen über winterliche Landschaften gleitet, während man Janica Lönns Gesang lauscht, bevor man sich vom kalten Nordwind getragen in Dunkelheit verliert.

Denn nun senkt sich die Winternacht, „Talviyö“ über uns und gleichsam fällt der zweite Teil von „Routa“ um einiges schwarz- bzw. todesmetallischer aus als noch der erste, und so treten die sphärischen Melodien zumeist in den Hintergrund. Durch die sich teilweise wiederholenden Gitarrenthematiken wirkt so manches Stück ein wenig monotoner als sein Konterpart am Morgen, weswegen es dann auch wenig verwunderlich scheint, dass „Funeral Of World“ an die schwedischen Schwarzmetaller Thyrfing erinnert, ist es doch geprägt von low tempo und düsteren Riffs. Dem entgegen öffnet sich der sternenübersäte Nachthimmel in „River“ und unvermittelt erfüllt einen ein erhebendes Gefühl, wie es auch Amon Amarth mit „Embrace Of The Endless Ocean“ zu erzeugen vermochten. Im „Frozen Kingdom“ schraubt Black Sun Aeon endlich an der Temposchraube und nimmt darin gehörig an Fahrt auf.
In diesem Wechselspiel schreitet man durch die lange, kalte Nacht und begreift schlussendlich auch den Bandnamen als das, was er ist – eine Beschreibung des nordischen Winters.

Fazit: Man kann nur immer wieder gleichsam verwundert wie beeindruckt den Kopf schütteln, ob des nimmer müden Tuomas Saukkonen, denn mit „Routa“ liefert dieser ein Doppelalbum, welches sowohl die Doom Metal, als auch die gemäßigten Black Metal Freunde bedient. Erstere sollten sich unbedingt das starke „Talviaamu“ zu Gemüte führen, wohin gegen letztere mit dem aus meiner Sicht etwas schwächeren „Talviyö“ ihre Freude haben dürften. Letztlich verbleibt es bei jedem einzelnen zu entscheiden welche Hälfte ihm besser gefällt.
Ein Wehmutstropfen bleibt – der Winter ist leider schon vorüber.


Tracklist:
CD1: Talviaamu
1. Core Of Winter
2. Frozen
3. Sorrowsong
4. Routa
5. Wreath Of Ice
6. Dead Sun Aeon
7. Cold
CD2: Talviyö
1. Funeral Of World
2. River
3. Frozen Kingdom
4. Wanderer
5. The Beast
6. Silence
7. Apocalyptic Reveries

Anspieltipps: Frozen, Routa, Funeral Of World, Apocalyptic Reveries

Line-Up:
Tuomas Saukkonen – Gesang, Gitarre, Bass, Schlagzeug, Percussion, Keyboards
Gastmusiker:
Mikko Heikkilä – Gesang
Janica Lönn – Gesang
Sami Lopakka – Lyrics („Core Of Winter“)
Ville Sorvali – Lyrics (“Wanderer”)

DISCOGRAPHY:

2009 - Darkness Walks Beside Me
2010 - Routa


SQUEALER-ROCKS Links:

Black Sun Aeon - Darkness Walks Beside Me (CD-Review)
Black Sun Aeon - Routa (CD-Review)

SONSTIGES:

BANDHOMEPAGE
Diesen Beitrag im Forum diskutieren