Squealer-Rocks.de CD-Review
Foreigner - Can't Slow Down

Genre: AOR / Hardrock / Rock
Review vom: 21.02.2010
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 26.02.2010
Label: earMUSIC (edel)



Meine Güte, wie lange haben wir auf dieses Album gewartet? Das letzte Foreigner Album, das erstklassige „Mr. Moonlight“, hatte 1994 auch für irdisches Strahlen gesorgt. Nach der halbgaren Veröffentlichung „Unusual Heat“, mit dem Ersatz - Sänger Johnny Edwards, war Lou Gramm endlich wieder mit an Bord. Und es waren nicht nur die tollen Kompositionen aus der Feder von Mick Jones wie „White Lie“ oder „Under the Gun“, die für Furore in der Szene sorgten. Es war vor allem der Fakt, dass Foreigner nur mit der Stimme von Lou Gramm funktionieren.
Das hat sich auch aktuell nicht geändert, obwohl der Sänger nun Kelly Hansen heißt.
Großes Fragezeichen? Na, dann wollen wir mal erklärende Abhilfe schaffen:

Es gibt in der Rock - Szene viele Sänger, die einander ähneln. Brian Johnson klingt wie Dan McCafferty, Marc Storace singt wie Bon Scott und ungefähr drei Dutzend Metal - Frontmänner trällern wie Bruce Dickinson. Doch stets sind kleine Unterschiede zu hören. Hier aber haben wir es mit einem Unikum zu tun! Kelly Hansen ist das 100%ige Ebenbild von Lou Gramm, stimmlich gesehen, versteht sich.
Es ist quasi unmöglich, die beiden zu unterscheiden. Wer nicht weiß, dass Lou Gramm nicht mehr bei Foreigner singt, der denkt, man hört die selbe Band, die Klassiker wie „Double Vision“, „Head Games“ oder „4“, dem wohl besten aller AOR Alben, eingespielt hat.

Die nackten Fakten dagegen lauten anders. Abgesehen von Mick Jones, dem Gitarristen, ist kein einziges Mitglied der alten Formation mehr dabei. Der kundige Fan weiß natürlich, dass Mr. Jones schon immer der Alleinherrscher bei den Fremden war. Von daher ist es kaum verwunderlich, dass Foreigner 2009 (das Album erschien in den U.S.A. bereits im letzten Jahr) fast genauso klingen wie immer. Dennoch ist „Can't Slow Down“ eine Überraschung. Es war nämlich nicht – NIEMALS, NIIIIIIIEMALS und überhaupt gar gaaaaar nicht!!! - zu erwarten, dass das Comeback Album
der Könige des anspruchsvollen AOR dermaßen hochwertig ausfällt. Hier sind sich ausnahmsweise mal alle Kritiker einig und das Album hat sich in nahezu alle Top 5 Listen der Redakteure der Print Medien gerockt.

Kein Wunder, denn bereits der eröffnende Titelsong kann locker mit dem mächtigen „4“- Material mithalten. Der 65 – jährige Mick Jones setzt seine Klampfe gewohnt sparsam, aber akzentuiert ein und Mr. Hansen intoniert die wunderbaren Harmonien des lupenreinen Rocksongs in höchster Perfektion. Die Nummer ist schlicht und einfach das Vorzeigeobjekt im Bereich AOR / Hardrock. Besser kann man diese Art von Musik beim besten Willen nicht machen. An solchen Stücken muss sich jede andere Band dieses Genres messen lassen. Well done, Mick.
Genau so – und nur so! - muss ein Comeback aussehen.
Das nachfolgende „In Pieces“ ist nicht minder genial, kommt aber fast etwas exotisch daher. Eine psychedelische Atmosphäre beherrscht die Szenerie und man fühlt man ein wenig an die letzte Lillian Axe Scheibe erinnert. Ein simpler Rhythmus trägt den schon übermenschlich geilen Gesang von Kelly Hansen und eine Melodie, für die man einfach keine Worte findet.

Foreigner haben die meiste Knete mit Balladen verdient, zurecht. Auch „When It Comes to Love“ ist so ein - wenn auch reichlich flotter – Schmachtfetzen, den man einfach mögen muss.
Mit „Living In a Dream“ steht bereits das nächste Highlight ins Haus. Veredelt durch Tom Gimbels tolles Sax Spiel kredenzt uns das Fremden - Projekt einen tollen Smasher vom Schlage „Luanne“.
Mit „I Can't Give Up“ wird wieder etwas Geld verdient, denn diese durchschnittliche Ballade dürfte im U.S. Radio auf Dauerrotation laufen, haut uns Rocker allerdings nicht gerade vom Hocker (das tut dafür das sechste Glas Bier).
„Ready“ hilft uns wieder auf die Beine. Der simple Gute – Laune - Song macht einfach nur Spaß.

Eine Spaßbremse ist „Give Me a Sign“ zwar nicht, aber es ist der mit Abstand schwächste Song des Albums. Für Foreigner - Verhältnisse, versteht sich.
Die Halb – Ballade „I'll be Home Tonight“ dagegen ist das, was man einen Gassenhauer nennt. Ein Lied also, das man auch mit 2,2 Promille noch mitbrüllt. Herrlich, ich bedanke mich, meine Herren.
„Too Late“ ist schon länger bekannt und greift die 70er Tugenden der Band auf. Wer hier an den Evergreen „Cold as Ice“ denkt, der denkt richtig. Jetzt mal unter uns: Mann, ist das geil!!!
„Lonely“ kann ich schwer einordnen. Leicht psychedelisch, irgendwie fesselnd, mit einem recht seltsamen Refrain. Im Mittelteil sehr hart, könnte - je nach Stimmungslage – zum besten Song der Platte werden; gebt mir noch 23 Durchläufe.

Was erwartet man bei einem Titel wie „As Long As I Live“? Eben, einen Schmalztopf. Kann man gut finden, muss man aber nicht.
Yeah, „Angel Tonight“! Da sind sie wieder, die Foreigner, wie wir sie lieben. Rock, geradeaus, fertig! Sie sehen mich entzückt, Mr.Jones.
Der Rausschmeißer „Fool For Your Anyway“ ist eine wunderbare Hommage an soulige Geschichten der 60er Jahre, sowie an die eigene Vergangenheit und ist wider Erwarten ein echter Matchwinner.

Meine Damen und Herren, haben Sie mitgezählt? Die guten bis sehr guten Songs überwiegen.
Dass der aktuelle Output nicht an „4“, „Double Vision“ oder an das unschlagbare Debut heranreicht: geschenkt.
Fakt ist aber: „Can't Slow Down“ liegt nur ganz knapp darunter.
Noch etwas ist Fakt: Foreigner haben ihre Ausnahmestellung eindrucksvoll untermauert und es wird in näherer Zukunft keine andere Band geben, die auch nur annähernd dieses hohe Niveau erreichen wird.

Tracklist:
01:Can't Slow Down
02:In Pieces
03:When It Comes To Love
04:Living In A Dream
05:I Can't Give Up
06:Ready
07:Give Me A Sign
08:I'll Be Home Tonight
09:Too Late
10:Lonely
11:As Long As I Live
12:Angel Tonight
13:Fool For You Anyway

Line Up:
Mick Jones – Lead Guitar, Keyboards and Vocals
Kelly Hansen – Lead Vocals
Brian Tichy – Drums
Tom Gimbel – Guitar, Saxophon, Flute and Vocals
Michael Bluestein –Keyboards and Vocals
Jef Pilson – Bass and Vocals

DISCOGRAPHY:

1977 - Foreigner
1978 - Double Vision
1979 - Head Games
1981 - 4
1985 - Agent Provocateur
1987 - Inside Information
1991 - Unusual Heat
1992 - The Very Best and Beyond
1994 - Mr. Moonlight
2007 - Alive and Rockin' (DVD + CD)
2007 - Alive and Rockin' - Limited Tour Edition (DVD + CD)
2008 - No End In Sight
2010 - Can't Slown Down
2010 - Can't Slow Down.. When It's Live
2011 - Rockin' at the Ryman (DVD)
2014 - The Best of Foreigner 4 and more

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