Squealer-Rocks.de CD-Review
Prymary - The Enemy Inside

Genre: Progressive Metal
Review vom: 29.01.2010
Redakteur: Colin
Veröffentlichung: Bereits erschienen
Label: Progrock Records



Ich war mir gar nicht mehr sicher, ob es die Progressive-Metaller PRYMARY überhaupt noch gibt. Deren zweites Album „The Tragedy of Innocence“ beinhaltete zwar durchaus (auch von lyrischer Seite aus) schweren Stoff, konnte aber vollends überzeugen, da die Amis den roten Faden sowohl im musikalischen als auch im textlichen Bereich nicht verloren hatten. Umso überraschter war ich, als Kollege Maddin mir das neue Album auf den Tisch legte. Voller freudiger Erwartung stopfte ich die Scheibe in den Player, lehnte mich im Schreibtischstuhl zurück…und fuhr nach fünf Minuten subito in die Senkrechte. Was soll das denn? Wo bitteschön ist denn der sowohl gefühlvolle als auch prägnante Gesang von Mike DiSarro hin?

Meine Herren, das ist jetzt zu Beginn der Platte aber mal richtig starker Tobak. Ein Sängerwechsel ist bekanntlich nicht, oder sagen wir eher selten, mit dem Wechsel auf einer anderen Position innerhalb eines Bandgefüges zu vergleichen. Da Sänger nicht selten das (optische) Aushängeschild der Band sind, werden neue Vokalakrobaten seit jeher mit einiger Skepsis betrachtet. Ich muss leider sagen, auch im Fall von PRYMARY ist hier zunächst Stirnrunzeln angesagt.


An ihrer musikalischen Ausrichtung haben PRYMARY nämlich nichts geändert. Die Amis spielen noch immer vertrackten Progressive-Metal der höchsten Ansprüchen gerecht wird. Auch die Texte bewegen sich in bekannten Mustern, so dass der Hörer sich auf eine Reise in die menschliche Gefühlswelt begibt. Anders als beim Vorgänger werden heuer die Themen Selbstzerstörung und unerfüllte Träume in den einzelnen Songs behandelt. Hier kommt dann auch der neue Sänger Jackson Heskett ins Spiel, der wahrlich keine einfache Aufgabe übernimmt indem er Mike DiSarro ersetzt. Was auf den ersten Blick nicht so recht passen will, fügt sich nach mehreren Durchläufen doch zu einem Ganzen zusammen. Heskett versteht es auf ähnliche Weise wie sein Vorgänger innerhalb der Songs die passenden Emotionen zu kreieren. In „The Enemy Inside II“ (einem von fünf Teilen des Titeltracks) beispielsweise transportiert er den beschriebenen Seelenschmerz ebenso glaubhaft wie Mike Di Sarro es auf „The Tragedy Of Innocence“ getan hat. Zudem besitzt Jackson Heskett eine klarere Stimme als sein Vorgänger, die aber dennoch kraftvoll klingt und dem Bandsound so eine neue Facette hinzufügt. Dabei beherrscht Heskett die Stimmungen der Songs perfekt. Man nimmt ihm die innere Zerrissenheit in den ruhigen Passagen ebenso ab, wie die wütenden Ausbrüche bei den harten, metallischen Stellen.


Wie oben schon erwähnt, haben PRYMARY nichts an ihrem Stil geändert. Die Songs strotzen vor Musikalität, wobei die Band darauf geachtet hat immer den Song und nicht die einzelnen Musiker in den Fokus des Hörers zu stellen (schön nachzuhören beim technischen, instrumentalen Opener „The Enemy Inside I“). Das haben PRYMARY auch schon auf dem sehr guten Vorgänger getan, aber hier kommt das alles noch ein Stück weit flüssiger aus den Boxen. Eine Nummer wie „Edge Of Discovery“, stellvertretend für den Rest der Scheibe, spielt mit allen Nuancen die PRYMARY auch in der Vergangenheit schon ausgezeichnet haben. Man bekommt harte Riffs, abwechslungsreiches Drumming und schöne Melodien flüssig und perfekt ineinander greifend dargeboten. Das alles bietet das abschließende über zwanzig Minuten lange „Trial And Tragedy“ zwar auch, doch ist es wesentlich schwerer viel in weniger Zeit zu spielen ohne den Faden zu verlieren und deshalb nenne ich hier „Edge Of Discovery“ als Beispiel, denn PRYMARY verlieren den Faden nicht.


Man kann den Amerikanern trotz aller Skepsis im Vorfeld attestieren, dass sie sich im Vergleich zum Vorgänger noch einmal steigern, beziehungsweise ihr Songwriting ein wenig mehr optimieren konnten. „The Enemy Inside“ braucht zwar mehr als zwei Durchläufe um zu zünden. Dann aber entfaltet die Platte ihre ganze (musikalische) Schönheit. Fans von „The Tragedy Of Innocence“ oder der Band im Allgemeinen greifen das dritte Album der US-Progger sofort ab. Jeder andere Prog-Fan sollte in das Album rein hören.




Tracklist:
1. The Enemy Inside I
2. The Enemy Inside II
3. The Enemy Inside III
4. The Enemy Inside IV
5. The Enemy Inside V
6. Inflicted
7. Disillusion
8. Edge Of Discovery
9. Trial and Tragedy


Line-Up:
Jackson Heskett – Vocals
Sean Entrikin – Guitars
Smiley Sean – Keyboards
Rob Young – Bass
Chris Quirarte - Drums

DISCOGRAPHY:

2003 - Prymary
2006 - The Tragedy Of Innocence
2009 - The Enemy Inside

SQUEALER-ROCKS Links:

Prymary - The Tragedy Of Innocence (CD-Review)
Prymary - The Enemy Inside (CD-Review)

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