Squealer-Rocks.de CD-Review
Wirtz - Erdling

Genre: Rock
Review vom: 01.11.2009
Redakteur: Eric
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label: Wirtz Musik



Mit seinem Debut „11 Zeugen“, veröffentlicht Anfang 2008, hat Daniel Wirtz mächtig Staub aufgewirbelt. Nein, in den Charts plaziert war das Album nicht, und auch in den einschlägigen Musikernutten-Formaten von RTL und Konsorten hat man Herrn Wirtz vergeblich gesucht.

„11 Zeugen“ machte seinen Weg auf die denkbar schwerste, aber auch die denkbar ehrlichste Weise: Durch Qualität und Mund zu Mund-Propaganda von Menschen, die gute Rockmusik noch von gehyptem Bullshit unterscheiden können. Auf diese Art hat sich der gebürtige Dortmunder eine bemerkenswerte Fanbasis erspielt, die nun mächtig ungeduldig gewartet hat auf die Geburt des tätowierten Erdlings, des zweiten Albums von Wirtz.

Nehmen wir das Fazit, zumindest zu einem Teil, vorweg: „Erdling“ flutscht nicht derart hinterhältig ins Ohr, wie es der Vorgänger noch tat. Nach ein, zwei Durchläufen bleibt man ziemlich ratlos zurück. Natürlich, Wirtz zockt noch immer kräftigen Rock, dezent, sehr dezent alternativ und mit grundehrlichen deutschen Texten, die ihresgleichen suchen. Und doch, Über-Nummern wie „Erster Stein“ oder „Wieder mal 'ne Nacht“ vom Debutalbum, die schon beim ersten Hören ihre Krallen ausfuhren und sich unwiderruflich in die Gehörgänge fräßten, lassen sich auf dieser Scheibe nicht so ohne weiteres ausmachen..

Generell geht es auf „Erdling“ eine Spur heftiger zur Sache. „L.M.A.A.“, die erste Single, ist ein krachender Riff-Rocker und gibt den Stil für das Album vor, mächtige Gitarren dominieren den Sound von Wirtz' Zweitwerk über weite Strecken. Düstere Brachial-Nummern wie „Der Feind in meinen Kopf“ wird man auf dem Debut noch vergeblich suchen. Erst in der zweiten Halbzeit geht’s ein weniger ruhiger zur Sache, und seltsamerweise findet mit „Overkill“ einer der stärksten Tracks lediglich als Bonus Zugang zur Scheibe. „Scherben“ ist eine wunderbar nachdenkliche, minimalistische Nummer geworden, und mit „Frei“ drängt sich eine zweite Single geradezu auf.

Textlich bleibt Wirtz authentisch wie gehabt. „In Rom erzählt ein Mann, dass Gottes Wille auch zählt, wenn man den Virus in sich trägt. Am anderen Ende der Welt wird von 'nem Gott erzählt, der es zu schätzen weißt, wenn du dich in Fetzen reißt“. Textstellen wie diese sind bei einem Daniel Wirtz keine Highlights, sie sind die Regel. Er kommt bei seinen Texten auf den Punkt, verbreitet sein teilweise tiefgründigen Einsichten in einer massenkompatiblen Sprache und ist auch in diesem Punkt, was nationale Rock-Acts angeht, ganz weit vorne.

Was bleibt am Ende? „Erdling“ ist ein mächtig ambitioniertes Werk geworden. Das war der Vorgänger auch, ohne Frage, aber Wirtz präsentiert sich auf seinem zweiten Solo-Album eine ganze Ecke sperriger, weniger eingängig als noch auf seinem Debut. Die Zeit wird zeigen, wie sich die Scheibe gegenüber dem schlicht großartigen Debut schlagen wird, aktuell gehen die 11 Freunde jedenfalls bei mir noch eine gute Länge vorher über die Ziellinie der musikalischen Erfüllung. So oder so, Fans anspruchsvoller und doch zu keinem Zeitpunkt abgehobener oder gekünstelter deutscher Rockmusik kommen an Wirtz eh nicht vorbei. Nur eine Frage der Zeit, bis der Mann auf breiter Ebene den Durchbruch schafft und wenn ihr meiner Empfehlung folgt und euch beide (!) Scheiben des Herrn Wirtz zulegt könnt ihr behaupten, von Anfang an dabei gewesen zu sein.

Tracklist:

1.Im freien Fall
2.Geschichten ohne Sieger
3.Anderer Stern
4.Der Feind in meinem Kopf
5.Meinen Namen
6.Lass mich los
7.Meilenweit
8.Scherben
9.Frei
10.L.M.A.A.
11.Kugel Kopf & Eins im Sinn
12.Siehst du mich
13.Nada Brahma
14.Leb' Wohl (Bonus Track)
15.Overkill (Bonus Track)

DISCOGRAPHY:

2008 - 11 Zeugen
2009 - Erdling

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