Squealer-Rocks.de CD-Review
Hemlock Smith - Keep The Devil Out Of Hillsboro

Genre: Blues Rock/ Indi Pop
Review vom: 17.10.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 29.10.2009
Label: Phénix Records



Was ist Zeit? Worauf wartet der Mann mit dem Koffer auf dem Cover des neuen Hemlock Smith Albums? Wohin ist sein Blick gerichtet in der Ödnis des Steinbruchs?
Zeit ist, was bleibt, wenn der Mann längst nicht mehr mit dem Koffer im Steinbruch steht und Zeit ist, was man mitbringen muss, will man die ganze Schönheit von „Keep The Devil Out Of Hillsboro“ erfassen.

Viele Worte könnte man niederschreiben, um das atmosphärisch dichte Werk der schweizer Band um Michael Frei gebührend zu loben, jedoch sind es gerade nicht die vielen, lauten Worte, die das Album auszeichnen. Man wird von dem Gefühl begleitet über die knarrenden Dielen eines alten Fußbodens zu schreiten, durch ein Haus, über welches sich bereits der Staub der Zeit gelegt hat. Im stumpfen Spiegel spiegelt sich das Gesicht der Melancholie der Nostalgie wider. Vergilbte Bilder in staubigen Rahmen, aus denen verblassende Gesichter aus vergangenen Tagen entgegenblicken.

Die Musik, die Hemlock Smith uns hier servieren, steht im Kontrast zur schnellen, hecktischen Zeit unserer Tage. Jedes einzelne der 14 Stücke erzählt dem Hörer seine Geschichte, eine Geschichte, die sich nur langsam erschließen mag ein ums andere Mal. Nur ist es nicht gerade das, was wir heute so sehr vermissen und was uns eine sepia getönte Vergangenheit vorgaukelt? Zeit zu verweilen, Zeit etwas auf sich wirken zu lassen, ohne bereits den nächsten Termin im Hinterkopf zu haben.

Und doch schreibt Michael Frei im Vorwort des Albums, dass ihn ein Teufel geritten hätte. Jener Teufel, den man auch gerne einmal als Wahn des Künstlers bezeichnet, der atemlos Melodien und Texte vorgibt. In der Psychologie nennt man dies auch in neuerem Jargon „manische Phase“, auf welche alsdann die „depressive Phase“ folgen mag. So lesen sich die Stücke zerrissen zwischen Depression und Manie, mal psychedelisch irre wie in „Carnival Of Souls“ oder
„The Loveless Eternal“, so dass man sogar an The Doors oder die psychedelische Phase Pink Floyds denkt, oder einfach nur bluesig, schwermütig. Getragen von Michaels warmer Stimme gleitet man durch die minimalistisch begleiteten Lieder und unversehens bleibt die Zeit für die Dauer des Albums stehen. Auf „Keep The Devil Out Of Hillsboro“ bekommt man Musik für die langen, einsamen Fahrten auf einem Highway oder einer Landstraße geboten.

Fazit: Freunde des melancholischen Akustik Rocks werden bei „Keep The Devil Out Of Hillsboro“ voll und ganz auf ihre Kosten kommen. Das Einzige, was ein jeder mitbringen muss ist Zeit – und dies nicht alleine wegen der Spielzeit von über einer Stunde.


Tracklist:
1. Keep The Devil Out Of Hillsboro
2. Blink
3. My Wonderful Bereaved
4. Queen Of The Springball
5. Dunkirk/Jerusalem
6. Spring Is Mine
7. Brackets
8. Familytree
9. Very One I Love
10. The Loveless Eternal
11. Little Jesus & The Housecat
12. Carnival Of Souls
13. The Northsea
14. Testament

Anspieltipps: Keep The Devil Out Of Hillsboro, Queen Of The Springball, Dunkirk/Jerusalem, The Loveless Eternal, Carnival Of Souls

Line-Up:
Michael Frei – Gesang, Piano bei “North Sea”
Fabrizio Di Donato – Piano, Orgel, Glockenspiel, Backing Vocals, uvm.
Jacques Bevilacqua – Gitarren, Dobro
Gérald Rochat – Akkordeon, Schlagzeug

Gastmusiker:
Julien Feltin – Gitarren, Banjo, Dobro
Patrice Moret – Bässe
Maxime Zampieri – Schlagzeug, Percussion
Frédéric Merk – Keyboards
Isabel Neligan – Erste Geige
Elisabeth Harringer – Zweite Geige
Ursula Sarnthein – Viola
Xavier Pignat – Cello
Denis Corboz – Trompete
Andrea Esperti – Posaune
Rachel Pasche-Gabioud – Französisches Horn
Jean-Samuel Racine – Bass Klarinette
Beat Gruber – Gesang bei „Blink“

DISCOGRAPHY:

2002 - A secret Life
2006 - Umbrella Fitz & Gerald
2008 - Sir Arne's Treasure
2009 - Keep The Devil Out Of Hillsboro


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Hemlock Smith - Keep The Devil Out Of Hillsboro (CD-Review)

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