Squealer-Rocks.de CD-Review
Enochian Theory - Evolution: Creatio Ex Nihilio

Genre: Progressive Metal
Review vom: 29.07.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: 03.08.2009
Label: Anomalousz Music Records



Meine Fresse, was für ein Brocken!
Man muss kein Hellseher kein, um mit Sicherheit zu sagen, dass Enochian Theory das nächste große Ding am Himmel der progressiven Musik sind. Dazu braucht es nicht einmal die ausnahmslos euphorischen Reviews weltweit oder die Kennntnis, dass sich um dieses Album Plattenfirmen wie Inside Out, Century Media, Nuclear Blast oder AFM gerissen haben, die Band sich dann aber doch dazu entschlossen hat, ihr eigenes Label zu gründen, um so die Kontrolle über alles zu behalten.
Man muss sich „Evolution: Creatio Ex Nihilio“ nur ein einziges Mal in adäquater Lautstärke unterm Kopfhörer hingeben. Denn dann wird dir bewusst, dass ich das Wort „Brocken“ zu Beginn durchaus mit Bedacht gewählt habe. Ich hätte auch „Klumpen“ sagen können; denn das ist hier ein ganz fetter Brocken Kunst, richtige Kunst! Mitunter sehr schwer verdaulich, manchmal gar unverständlich, aber in seinen besten Momenten von einer Faszination, die nicht mehr aus Seele und Herz verschwindet; eigentlich schon mehr eine Sucht, in jedem Fall eine Grenzerfahrung.

Natürlich könnte man das, was das Trio aus dem englischen Portsmouth vom Stapel lässt, auch weniger gestelzt ausdrücken, etwa so:
Stellt euch vor, Sieges Even würden sich reformieren, nehmen zusammen mit Pain of Salvation eine Scheibe auf, holen sich als Gast Devin Townsend und noch ein paar Mucker von Opeth und diversen New Art Rock Truppen ins Studio. Mit dieser Beschreibung, liebe Freunde, wisst ihr zumindest so ungefähr, wohin die Reise geht und ob ihr zur Zielgruppe gehört.
Doch so richtig treffend ist dieses Werk damit keineswegs erklärt, da bringt's Variante 1 mit der Faszination schon eher auf den Punkt.

Deshalb will ich mich hier auch gar nicht mit hilflosen Versuchen aufhalten, denn schon alleine der Umstand, dass die CD eigentlich nur komplett am Stück gehört werden kann, sollte für sich sprechen. Im Grunde steht kein Song für sich alleine, sondern ist stets mit dem nächsten / vorherigen verwoben. Mal ist ein Track nichts weiter als ein Intro oder eine Überleitung, manchmal besteht ein einzelner Titel dann wiederum lediglich aus einer Strophe, die jedoch Teil des Ganzen ist. Kompliziert? In der Tat, Leute, in der Tat. Aber fesselnd!

Zwei Nummern allerdings stehen quasi für sich alleine und bieten nahezu alle Facetten dieser unglaublichen Band:
Das gut 7 – minütige „The Fire Around the Lotus“ beginnt mit Streicher - Klängen in einer relaxten Atmosphäre, mit ganz dezenten Klampfen und wunderbar klarem und harmonischen Gesang. Nach einem psychedelischen Part folgt dann die Explosion mit Growls und einem wahren Gitarren – Orkan. Dieses Wechselbad setzt sich natürlich fort und wird noch um ein höchst originelles Finale bereichert. Nee, nee - da wird man echt bekloppt bei, wie wir hier in Wanne – Eickel sagen.
Auch der Abschluss mit dem Namen „A Monument to the Death of an Idea“ setzt den Verstand, sofern vorhanden, komplett außer Kraft. Hier wird alles in einen Topf gekloppt: Prog, Death, Metal, Alternative, sowie etwa zehn weitere Stilrichtungen, die ich gar nicht kenne. Natürlich denkt man da sofort an Mr. Townsend aus Kanada, aber Enochian Theory sind wesentlich gehaltvoller, da wirkt selbst das Chaos noch durchdacht.

Über das Konzept, das hinter dem Album steht, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht und werde es auch frühestens in 4 Wochen tun. So lange nämlich brauche ich mindestens noch, um alle musikalischen Feinheiten dieses Meisterwerks zu erfassen. Erst dann ist das kleine Hirn in der Lage, sich dem lyrischen Inhalt zu widmen.
Dennoch: Niemand sollte sich aufgrund der geschilderten Vielfalt abschrecken lassen. Man muss sehr, sehr lange suchen, um ein Album zu finden, das eine derartige Atmosphäre besitzt.
Die Produktion ist ebenfalls erste Sahne. Hier gebührt David Costello (Opeth, Katatonia) ein großes Lob, der Mix und Mastering übernommen hat.

Innovativ im wörtlichen Sinn, dramatisch, chaotisch, harmonisch, ergreifend, 11 von 10 Punkten.
(Noch'n Tipp: Schaut Euch mal die überaus tolle Homepage der Band an!)

Tracklist:
1.Every Ending Has A Beginning...
2. Tedium (i)
3. The Dimensionless Monologue (ii)
4. T.D.M. (iii)
5. A Great Odds With...
6. Apathia
7. Triumvirate
8. Movement
9. After the Movement
10. Waves Of Ascension
11. The Fire Around The Lotus
12. The Living Continuum
13. A Monument To The Death Of An Idea

Line Up:
Sam Street - Drums & Percussion
Ben Harris-Hayes - Throat & Guitar
Shaun Rayment - Bass Guitar
The Lost Orchestra - Pianos, Synthesizers, Extra Sounds and Orchestral Performance

DISCOGRAPHY:

2007 - A Monument to the Death of an Idea
2009 - Evolution: Creatio Ex Nihilio

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