 Marillion - The Thieving Magpie (Re - Release)
Genre:
Progressive Rock
Review vom: 15.07.2009
Redakteur: maddin
Veröffentlichung: Bereits veröffentlicht
Label: EMI
Die EMI war mal wieder auf archäologischen Pfaden unterwegs und die neuesten Ausgrabungen antiker Schätze förderten drei Live Alben von Marillion zu Tage; natürlich alle mit Fish am Gesang, schließlich reden wir hier über Kostbarkeiten. Womit ich das spätere Schaffen der Band keineswegs abwerten möchte, aber der Weggang des schottischen Hünen hat das Bild der Truppe schon deutlich verändert. Mit Derek Dick an den Vocals waren die Briten so etwas wie das bessere Beispiel dafür, wie Genesis nach dem Weggang von Peter Gabriel hätten klingen können. Im Grunde waren sie so etwas wie die Erfinder des Neo - Prog, noch vor Pendragon und zu einer Zeit, als IQ noch New Wave gemacht haben. Nach seinem Ausstieg wurde die Band - konsequenterweise – immer moderner und befindet sich seither in einem ständigen Prozess der Erneuerung.
Doch was schert uns die Gegenwart? Drei Konzert – Dokumente aus der güldenen Dekade liegen vor: „Recital Of the Script“ (1983), „Live from Loreley“ (1987) und „The Thieving Magpie“ (1988).
Natürlich wird bei einer Band dieses Standes jede Veröffentlichung mit einem separaten Review gewürdigt.
Beginnen wollen wir die kleine Serie entgegen aller Gesetze der Dramaturgie mit dem besten der drei Alben, „The Thieving Magpie“. Und wenn wir schon bei Superlativen sind: diese Zweifach - CD gehört zu den genialsten 10 Live - Doppelschlägen der Rock - Geschichte. Selbst der intoleranteste Metalhead muss (!) dieses Teil zwischen „No Sleep 'til Hammersmith“ und „Live after Death“ im Regal stehen haben!
Der erste Silberling bietet einen perfekten Überblick über die Alben „Fugazi“, „Clutching at Straws“ und dem Götterwerk „Script for a Jester's Tear“.
Bereits die Verwendung von Rossinis „La Gazza Ladra“ als Intro sorgt für Gänsehaut pur, die Fans klatschen mit und es geht nahtlos in das mächtige „Slainte Mhath“ über.
Feinster, höchst rockiger Prog mit folkiger Schlagseite und Magie....ja, Magie! Songs wie „Chelsea Monday“ oder das das unbeschreibliche „Fugazi“ waren 1988 das Genialste seit Genesis mit Peter Gabriel - und daran hat sich auch 21 Lenze später nichts geändert.
Nur eins, das haben die Macher dieses Tondukuments begangen, die Todsünde: sie blenden zwischen den Songs aus! OK - das ist zwar nicht so dramatisch und stimmungstötend wie bei AC/DC oder Judas Priest, aber hier hätte man beim remastering nachbessern können.
Gottlob läuft CD Numero Zwo ohne derartig hörerfeindliche Unarten durch. Hier wäre der dramaturgische Bruch auch noch unverzeihlicher gewesen, denn es gibt das komplette „Misplaced Childhood“ - Album am Stück zu hören. Dem Konzeptwerk marschiert natürlich eine Person vorneweg, die gute alte „Kayleigh“. Der einzige große Radio - Hit von Marillion dürfte heute noch dafür sorgen, dass sich keiner der Musiker als Autowäscher verdingen muss. Und sind wir mal ehrlich: So ein Lied muss man erst mal schreiben.
Natürlich hat die Reputation von „Misplaced Childhood“ unter diesem Mega -Hit gelitten, dabei sind einige wirklich starke Songs auf dem Album. Die Scheibe ist wesentlich anspruchsvoller und weniger poppig als ihr nachgesagt wird.
Das tolle „Heart of Lothian“ beispielsweise kann keinen Rock / Prog - Fan ungerührt lassen: dieser Bombast, diese cleanen Gitarren – Soli. Herrlich!
Dazu hektische und abwechslungsreiche Sachen wie „Waterhole /Lords of the Backstage“ oder „Blind Curves“, die wie Genesis „Light“ klingen.
Wir halten also fest: „Misplaced Childhood“ ist trotz „Kayleigh“ kein Pop – Album, sondern ein wunderschönes, höchst intelligentes Neo - Prog Meisterwerk, das hier in seiner Live Darbietung die Studio Version locker toppen kann.
Das I- Tüpfelchen ist der perfekte Sound, der druckvoll, glasklar und dennoch rough genug ist, um Live Atmosphäre zu versprühen. Natürlich wurde und wird von einigen Experten gerne das Gerücht verbreitet, dass hier im Studio kräftig nachgeholfen wurde. Doch erstens wird das bei jeder Live - Platte von immer den selben Wichtigtuern behauptet und zweitens ist mir das als Fan scheissegal, wenn das Ergebnis nur so klingt, wie es hier der Fall ist.
Wären nicht die Ausblendungen auf CD Nr. 1, hätten wir es hier mit DEM perfekten Konzertmitschnitt zu tun. Dennoch: Pflicht!!! Für alle!!!
Tracklist:
CD 1:
1. Intro: La Gazza Ladra
2. Slainte Mhath
3. He Knows You Know
4. Chelsea Monday
5. Freaks
6. Jigsaw
7. Punch & Judy
8. Sugar Mice
9. Fugazi
10. Script For A Jester´s Tear
11. Incommunicado
12. White Russian
CD 2:
1. Pseudo Sil Kimono
2. Keyleigh
3. Lavender
4. Bitter Suite
5. Heart Of Lothian
6. Waterhole (Expresso Bongo)
7. Lords Of The Backstage
8. Blind Curve
9. Childhoods End?
10. White Feather
Line Up:
Fish - Vocals
Mark Kelly -keyboards
Ian Mosley - Drums
Steve Rothery - Guitars
Pete Trewavas - Basses
DISCOGRAPHY:
1982 - Market Square Heroes
1983 - Script for a jester's tear
1984 - Fugazi
1984 - Real To Reel
1985 - Misplaced Childhood
1986 - Brief encounter
1987 - Clutching at Straws
1988 - The Thieving Magpie
1988 - B-Sides Themselves
1989 - Live From Loreley (DVD)
1989 - Seasons End
1990 - Holidays in eden
1992 - Live At The Borderline
1993 - Live In Caracas
1994 - Brave
1995 - Afraid of sunlight
1995 - Brave - The Film (DVD)
1996 - Made Again
1997 - This Strange Engine
1997 - Best of both worlds
1998 - Tales From The Engine Room
1998 - Radiation
1999 - Marillion.com
2000 - The singles '82-88'
2001 - Anoraknophobia
2002 - Singles Box Vol.2 '89-'95
2002- Anorak In The UK Live (2CD Set)
2002 - Anorak In The UK Live 1
2003 - Recital Of The Script (DVD)
2003 - From Stoke Row To Ipanema (DVD)
2003 - Best of
2004 - Marbles ("condensed version")
2004 - Curtain Call - A Live Archive 1983 - 1988
2004 - Marbles on the road (DVD)
2004 - Marbles
2005 - Popular Music
2005 - Marbles Live
2007 - Somewhere Else
2008 - Happiness is the Road - Essence
2009 - Live From Loreley
2009 - The Thieving Magpie (Re - Release)
2009 - Recital of the Script
2009 - The Singles '82 - '88
2010 - The official Bootleg Box Set Vol 2
SQUEALER-ROCKS Links:
Marillion - The Thieving Magpie (Re - Release) (CD-Review)
Marillion - Live From Loreley (CD-Review)
Marillion - Recital of the Script (Do. - CD) (CD-Review)
Marillion - The Singles '82 - '88 (3 CD Box) (CD-Review)
Marillion - The Official Bootleg Box Set Vol. 2 (8 CDs) (CD-Review)
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