Squealer-Rocks.de CD-Review
Hokum - No Escape

Genre: Melodic Death/Thrash Metal
Review vom: 01.01.2006
Redakteur: Jack
Veröffentlichung: bereits veröffentlicht
Label:



Ein beachtlicher Einstieg ins große Spiel der Metalwelt gelang den Inkofener (für alle Deutschlandgeografie-Legastheniker: im Norden von München) Jungs von Hokum. Mit furiosen Liveauftritten und einem herzhaft harten Musikbrett machte man in der Region schnell einen Namen und landete beim Kultalarm-Bandwettbewerb 2005 in Freising einen Überraschungscoup: man ließ weitaus mehr auf kommerziellen Rock getrimmte Kapellen hinter sich und belegte den ersten Platz, was gleichbedeutend mit dem „Hardy“-Preis und einem Studioaufenthalt war. Da sage noch einer, Underground-Metal verfügt nur über ein sehr beschauliches Publikum. Was ist jetzt aber das Geheimnis im Sound der Bayern? NO ESCAPE, die im Januar dieses Jahres eingezimmerte EP, kann diese Frage hoffentlich beantworten.

Kaum ertönen die ersten Klänge der Eröffnungsnummer „Manticore“ ist es um die bayrische Gemütlichkeit geschehen. Die im Begleitschreiben erwähnten Heavy Metal Elemente können nur bedingt und sehr stark im Hintergrund stehend ausgemacht werden. Stattdessen regiert in knapp einer halben Stunde ein deftiges, teils grooviges Death/Thrash Gemisch (Letzteres hat im Klang der vier übrigens die Hosen an), das mit seiner charmant wirkenden ungeschliffenen Produktion und leichten 16tel-Speedattacken keine – und wenn, dann nur wenige – Gefangenen macht.

Hier und da mal etwas schleppender (um nicht „Doom“ zu sagen) unterwegs, an anderen Stellen mit flinken, filigranen Gitarrensoli von Michael Vogl oder spannungsaufbauenden Bassläufen seitens Jonas Fischer versehen, aber im Endeffekt immer 100 Prozent Metal! So auch „Frontsau“ Benjamin Geppert, selbst wenn dieser Sting als eine seiner Inspirationsquellen auflistet. In der tief-grunzenden Manier eines amerikanischen Death Metal Sängers (ich sage nur Six Feet Under und Chris Barnes) festigt er die dritte Konstante von Hokum und ihrer EP NO ESCAPE, die nach Groove und Virtuosität Aggressivität heißt.

Bevor ich in solch ein schreiberisches Gesülze über Komponenten und ähnlichem verfalle, kehre ich wieder auf die ohne „Escapetaste“ ausgestattete Tonspur zurück. Wie schon erwähnt, leitet „Manticore“ mit seinem schwer auf Bay Area Thrash der „Metallica Schule anno dazumal“ fixierten Stoßgebet den metallischen Reigen ein. In „Silent Assassin“, das einen Shouter-Chorus vor dem Herrn zu vermelden hat, wird das „Phantom der Oper“ in einem kurzen Part in Thrash-Moll getunkt, wohingegen der Sechsminüter „Face The End“ mit viel „Sologeplänkel“ und ultra-tiefen Grunzanfällen aufwartet.

Die zweite Periode beginnt wie die erste aufgehört hat: Mit brachialer Riffgewalt thrasht sich „The God Within“ (Metallica-Nachtigal ich hör’ dich tapsen) mit vielen Variationen voran, ehe der Zweiteiler „Goats Part II“ das Grandfinale, welches noch einige Überraschungen parat hat, dieser kurzweiligen, aber aussagekräftigen EP einläutet. „The Loving Father“ und „The Beloved Ones“ servieren der Hokum-Kundschaft einen Mix aus ruhigen, zurückhaltenden Testament „The Legacy“ Klängen mit melodischem Gesang (!) und harter Hausmannkost aus Thrash und schwedischem Todesstahl, die phasenweise an das Härtelevel von Dismember und Konsorten heranreicht.

Fazit: Hokum sind der lebende Beweis dafür, dass melodischer Thrash mit Deatheinflüssen noch lange nicht auf dem Weg ins Unterreich ist. Tiefe Growls treffen (je nach Belieben) auf instrumentale Verspieltheit oder Schnörkellosigkeit. Allen *das haben wir doch alles schon von 1983 bis 1992 gehört* Denkern sei gesagt: Bei den Soli von Kirk Hammett lag mir das Wort „progressiv“ noch nie auf der Zunge … wenn er denn überhaupt ein Solo spielt … aber das ist eine andere Geschichte …
Besorgt euch NO ESCAPE von Hokum, wenn ihr a.) dem Underground etwas Gutes tun möchtet, b.) die Schnauze voll von den letzten zehn Veröffentlichungsjahren von Megadeth, Slayer, Metallica und Co. habt oder c.) einfach auf harte, groovende Metalmusik steht. Jetzt aber los!


Tracklist:
1. Manticore
2. Silent Assassin
3. Face The End
4. The God Within
5. Goats Part II – The Loving Father
6. Goats Part II – The Beloved One

Anspieltipps: Silent Assassin, Face The End, Goats Part II – The Loving Father

Band Line-Up:
Benjamin Geppert – Gesang, Gitarre
Michael Vogl – Gitarre
Jonas Fischer – Bass
Peter Reiter – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2005 – First Blood
2006 – No Escape

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