Squealer-Rocks.de CD-Review
Airbag - Identity

Genre: Ambience Art Rock
Review vom: 23.06.2009
Redakteur: Reaper
Veröffentlichung: 22.06.2009
Label: Karisma Records



Geht man durch die Straßen unserer Zeit, auf denen die Menschen rastlos hin und her eilen, so fragt man sich unvermittelt, ob es nicht noch eine andere Welt geben müsste, eine Welt, in der die Zeit still zu stehen scheint, in der nicht der unfehlbare Schlag eines Metallherzens die menschlichen Ströme vor sich her treibt. Von irgendwoher jedoch ertönt mit einem Mal das Ticken einer Uhr, leise, fast zaghaft im Rauschen des Verkehrslärms. Man bleibt stehen, blickt sich um, wundert sich vielleicht, woher dieses monotone und doch liebevoll an die Wanduhren der Kindheit, in der die Welt noch eine andere schien, erinnernde Geräusch herkommen mag, dann hört man sie plötzlich – Musik. Angezogen von den sphärischen, traumhaften Klängen zwischen all der Hektik und dem Lärm geht man ihr nach, schreitet durch eine alte, knarrende Tür…

…wo man sich unvermittelt in einer Welt weit jenseits der unsrigen wiederfindet. Man steht vor einem gewaltigen Spiegel, hinter welchem sich phantastische Sphären eröffnen, nachdem das Ticken der Uhr einen gleich eines Vorspiels auf die Reise in die eigene Identität schickte. Es gibt kein Entkommen mehr, hat man einmal die Schwelle überschritten. Dunkle Fluten erheben sich alles verschlingend, man versinkt in der düsteren Weite, in der wie ein fernes Echo der Schlag des eigenen Herzens zwischen den traurigen Gesängen der Wale ertönt. Unsichtbar zerrt die Strömung an dem, was unsterblich in uns allen wohnt, so als ob sie die Seele aus dem Leib reißen, sie stehlen wollte. Unaufhörlich in der See der Melancholie versinkend, um dann aus kalten, klaren Wasser wiedergeboren zu werden, aufzusteigen zwischen rauen Felsen und dem schier endlosen Blau des nordischen Himmels, der sich über einen Fjord spannt. Leuchtend und in ungeahnter Schärfe stechen einem die Farben dieser neuen Welt entgegen und es ist, als ob die tiefen, unergründlichen Wasser sie reingewaschen hätten von all dem grauen Dunst, der an ihr haftete. So blickt man auf die frischen, kräftigen Farben eines Ölgemäldes auf Leinwand, die Raum und Profil schaffen, um im nächsten Augenblick in einen in zarten, Pastellfarbenen gemalten Rosengarten zu treten. Es ist fast, als wandelte man auf Traumpfaden, obgleich man wachen Ohres der Musik lauscht, die diese bezaubernden Bilder von träumerischem Glanz vor dem geistigen Auge zum Leben erweckt.

„Identity“ ist das Debüt der Norweger Airbag und wahrlich, es ist ein Debüt wie eine Symphonie verwebend Klänge mit den Illusionen von Gemälden in einer Galerie, die ein jeder mit sich herum trägt. So schöpft das Album tatsächlich aus der Identität seines Hörers, denn obige Reise ist einzig ein Bruchstück dessen, was sich mir selbst beim Hören offenbarte.
Die Norweger malen unglaubliche Landschaften in ihren Kompositionen, die den Zuhörer einladen auf eine Reise in eine Welt, die sich hinter dem Spiegel verbirgt, in der Zeit und Raum ihre üblichen Dimensionen einbüßen und sich die Grenzen der Realität verschieben.
Dabei bedienen sie sich stilistischen Merkmalen, die sie in die Reihe der Art Rock Bands der 60er und 70er einreiht, melancholische Gitarrenläufe und Keyboards, spannen einen Raum auf, in dem der Gesang Asle Tostrups schwebt.

Fazit: Airbag führen den geneigten Hörer zu jener Tür, die verborgen in uns allen liegt. Was sich jedoch hinter jener Tür verbirgt, das muss ein jeder selbst ergründen.
Wer die epischen Kompositionen einer Band wie Pink Floyd liebt, der wird wohl nicht um dieses Album herumkommen.


Tracklist:
1. Prelude
2. No Escape
3. Safe Like You
4. Steal My Soul
5. Feeling Less
6. Colours
7. How I Wanna Be
8. Sounds That I Hear

Anspieltipps: Colours, No Escape, Sounds That I Hear

Line-Up:
Asle Tostrup – Gesang
Bjørn Riis – Gitarre, Gesang
Jørgen Hagen – Keyboards
Anders Hovdan – Bass
Joachim Slikker – Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2009 – Identity

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