Squealer-Rocks.de CD-Review
Nachtgeschrei - Am Rande der Welt

Genre: Mittelalter Rock/Metal
Review vom: 03.04.2009
Redakteur: Colin
Veröffentlichung: 20.03.2009
Label: Massacre Records



Der Boom des Mittelalterrock scheint auch im Jahre des Herrn 2009 nicht abzuebben. Immer wieder kommen neue Bands aus diesem Genre in den Fokus der Öffentlichkeit, die sich entweder an SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO orientieren und dabei mehr oder minder gute Figuren abgeben. Das wäre aber zu einfach, weil die beiden genannten Bands zwar die Aushängeschilder der Szene sind, solch eine Aussage aber lediglich an der Oberfläche kratzt.

Auch in der zweiten Reihe gibt es Bands, die ihre volle Daseinsberechtigung haben. Als Beispiel seien hier SCHANDMAUL angeführt, die auch schon ewig im Geschäft sind und neue Bands mit ihrer Musik inspirieren. Eine dieser neuen Bands sind die Hessen von NACHTGESCHREI. Die Musik auf deren zweitem Album „Am Rande der Welt“ ist ganz klar von den oben genannten Spielmannsvereinigungen beeinflusst. Das werte ich hier aber nicht als Nachteil, weil sich die Musik in diesem Genre ja sowieso in einem recht engen Korsett bewegt. NACHTGESCHREI arbeiten mit den bekannten Komponenten. Die Texte werden in deutscher Sprache vorgetragen und die eingesetzten Instrumente wie Drehleier oder Dudelsack sind aus dem Mittelalterrock nicht wegzudenken.


Was macht NACHTGESCHREI also so interessant? Diese Frage stellt man sich ja bei der Veröffentlichungsflut generell immer wieder. Im Fall der Frankfurter ist die Antwort ebenso einfach wie ermutigend. Man hört ihnen den Spaß an der Sache und die Energie, die sie in „Am Rande der Welt“ gesteckt haben, zu jeder Sekunde an. Die Lieder sind durch die Bank locker und rockig arrangiert, was das Hören doch sehr vereinfacht. Die Instrumente wurden im Songwriting alle gleichberechtigt eingesetzt, so dass Dudelsack, Akkordeon, Flöte und Drehleier immer präsent sind, aber die Stücke nie hindern sich zu entfalten oder einfach mal nach vorne zu rocken, wie beispielsweise in „Niob“. Die Melodien laden ebenso zum sofortigen Mitsingen ein, wie die Riffs zum motivierten Kopfnicken. Gleichwohl haben Songs wie „Nur ein kleines Stück vom Himmel“ oder „Wahrheit“ eine latent melancholische Ausstrahlung, wie man sie von Seemannsliedern her kennt. Passt aber auch schön ins Bild. Das tut auch die Stimme von Sänger Hotti. Sie ist es auch, die die Vergleiche mit SUBWAY TO SALLY am meisten nährt. Hotti klingt wie der kleine Bruder von Eric Fish, wenn auch etwas rauer. Generell kann man sagen, dass die Kompositionen auf den Punkt gespielt sind und ohne unnötigen Ballast daher kommen oder drohen sich zu verzetteln.


NACHTGESCHREI haben mit „Am Rande der Welt“ also ein Album eingespielt, dass jeden Mittelalterrock-Fan begeistern dürfte. Sie erfinden weder das Genre neu, noch sind sie weit weg von ihren Einflüssen. Aber sie machen Spaß und rocken teilweise mehr als die im Vorwort genannten Bands. Open-Minded-Metaller dürfen hier auch gerne ein Ohr bei „Herz aus Stein“ oder „Lauf!“ riskieren.



Tracklist:
1. Fiur
2. Muspili
3. Herz aus Stein
4. Fernweh
5. Niob
6. Lauf!
7. Windfahrt
8. Nur ein kleines Stück vom Himmel
9. Wahrheit
10. Der Totmacher
11. Glut in euren Augen


Line-Up:
Hotti – Gesang, Gitarre
Joe – Drehleier, Akkordeon
Nik – Dudelsack, Flöte
Tilman – Gitarre
Sane – Gitarre
Oli – Bass
Stefan - Schlagzeug

DISCOGRAPHY:

2008 - Hoffnungsschimmer
2009 - Am Rande der Welt

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Nachtgeschrei - Am Rande der Welt (CD-Review)

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